Tempelhyänen
Craight noch ein paar Fragen stellen müssen. Sie stand im Mittelpunkt der Aktion und wußte viel mehr, als sie zugab.
Old Plaudertasche war immer noch dabei. Ich machte es ihm leicht, mir zu folgen, wenn er wollte – falls er nicht meinem betrunkenen Kumpel folgen sollte oder wirklich nur aus reinem Zufall hier war. Mir war es wurscht, ob ich beschattet wurde oder nicht.
24. Kapitel
Ich wurde beschattet.
Der Nieselregen löste sich bei meinem Spaziergang in nichts auf. Aber als ich mich der Königlichen Metallurgie näherte, öffnete der Himmel seine Schleusen. Grinsend huschte ich ins Innere in Deckung und überließ es Plaudertasche, damit klarzukommen.
Wenn man die Größe des Königreichs Karenta bedenkt und die Wichtigkeit von TunFaire als größte und bedeutendste Handelsstadt, war das Königliche Büro für Metallurgie eine schäbige kleine Enttäuschung.
Es war ungefähr drei Meter groß und hatte keine Fenster. Ein Tresen stand quer zwei Meter im Raum. Er war verwaist. Die Wände waren hinter Glaskästen versteckt, die Proben aller Münzen enthielten alte und noch gültige. Zwei uralte Stühle und ein Haufen Staub vervollständigten das Mobiliar.
Niemand erschien, obwohl die Türglocke angeschlagen hatte, als ich eingetreten war.
Ich betrachtete die Exemplare.
Nach einer Weile kam wohl jemand zu dem Schluß, daß ich nicht so einfach verschwinden würde.
Der Kerl war eine Vogelscheuche. Er war ungefähr siebzig oder achtzig, so groß wie ich, aber halb so schwer. Daß ich unbedingt bedient werden wollte, nervte ihn erheblich. »Wir schließen in einer halben Stunde«, schnaufte er.
»Sollte nicht länger als zehn Minuten dauern. Ich brauche Informationen über eine unbekannte Prägung.«
»Was? Was glauben Sie, ist das hier?«
»Das Königliche Büro für Metallurgie. Der Ort, wo man hingeht, wenn man sich fragt, ob jemand einem Falschgeld angedreht hat.« Der alte Mann mißfiel mir auf Anhieb. Aber ich hielt mich zurück. Man sitzt einem Staatsdiener gegenüber immer am kürzeren Hebel. Ich zeigte ihm meine Karte. »Die Münzen sehen aus wie Tempelprägungen, aber ich erkenne sie nicht. Und auch keiner von meinen Bekannten weiß, worum es sich handelt. Ich kann Gegenstücke dieser Münzen nicht mal hier unter den Belegexemplaren finden.«
Er hatte sich eigentlich darauf eingestellt, es mir richtig schwer zu machen, aber dann fiel sein Blick auf die Goldmünze. »Tempelprägung, häh? Gold?« Er nahm die Karte und betrachtete die Münzen. »Tempel, richtig. Und ich habe solche wie die noch nie gesehen. Dabei bin ich seit sechzig Jahren bei dem Verein hier.« Er kam um den Tresen herum und beäugte eine Reihe Münzen an einem bestimmten Abschnitt der Wand, schüttelte den Kopf, schnaubte gereizt und knurrte: »Hätte wissen müssen, daß ich so was niemals vergessen würde.« Er humpelte wieder hinter den Tresen, kramte eine Waage und einige Gewichte heraus, nahm die Goldmünze von der Karte und wog sie. Wohl um zu überprüfen, ob sie aus purem Gold war. Dann machte er noch eine Reihe anderer Experimente, um die Legierung herauszufinden.
Schweigend musterte ich die Schaustücke. Bloß keine Aufmerksamkeit erregen! Aber nirgends erspähte ich ein Design, das auch nur entfernt den achtbeinigen Fabelbiestern auf meinen Münzen ähnlich gewesen wäre. Sie sahen richtig unheimlich aus.
»Diese Münzen scheinen echt zu sein«, verkündete der alte Mann schließlich. Er schüttelte den Kopf. »Es ist schon ziemlich lange her, daß man mich verblüfft hat. Zirkulieren viele davon?«
»Das hier sind alle, die ich gesehen habe, aber ich habe gehört, daß es noch eine Menge mehr geben soll.« Ich erinnerte mich an die Bemerkung des Säufers über den Akzent der Kerle. »Stammen sie vielleicht von außerhalb?«
Er untersuchte den Rand der Goldmünzen. »Die hier hat eine TunFaire-Riffelung.« Er dachte kurz nach. »Aber wenn sie alt sind und zum Beispiel aus einem Schatz stammen, dann hat das nichts zu bedeuten. Prägemuster und Stadtstempel sind erst vor ungefähr einhundertfünfzig Jahren standardisiert worden.«
Das war praktisch erst gestern. Aber ich hütete mich, das laut zu sagen. Der alte Knabe war vollkommen von diesem Rätsel fasziniert. Die halbe Stunde Frist war schon längst verstrichen. Es war besser, seine Konzentration nicht zu stören.
»Es muß irgendwas in den alten Unterlagen hinten im Büro zu finden sein.«
Ich setzte auf seine berufliche Neugier und folgte
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