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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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zurück, schloß die Augen und dachte über meine Eisprinzessin nach.
    Das kleine Mädchen war noch nicht ganz tot. Sie versteckte sich, irgendwo tief drinnen, hatte Angst vorm Dunkeln und ließ Jill Craight dafür sorgen, daß sie am Leben blieben.
    Das kleine Mädchen hatte diese Nachricht geschrieben. Jill Craight wäre dazu niemals fähig gewesen. Wahrscheinlich hätte sie nicht mal darüber nachgedacht.
    Nach einigen Bieren und einem schmackhaften Abendessen wurde Garrett wieder halbwegs menschlich. Ich bat Dean, noch zu bleiben.
    Bei einigen Bieren erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Nicht, weil er sie erfahren mußte, sondern weil ich wußte, daß der Tote Mann zuhören würde. Wenn er es nicht direkt von mir erfahren wollte, dann eben über diesen kleinen Umweg.
    Morgen früh würde ich noch mal versuchen, mit ihm zu reden. Dann wäre ich ausgeruht und fühlte mich besser. Und er hatte derweil Gelegenheit, über seine Sünden nachzudenken.
    Ich stellte einen neuen Rekord im Einschlafen auf.
     

 
27. Kapitel
     
    Leider schaffte ich keinen Rekord im Durchschlafen, obwohl ich vier Stunden lang der Sägemühlenindustrie erfolgreich Konkurrenz machte. Dann schaltete Dean sich ein. »Häh? Was’n los? Verpiß dich!« Es folgten noch andere Bemerkungen dieser Güteklasse. Ich wache nur sehr schwer auf.
    »Mr. Ahrm ist da«, erklärte Dean. »Sie sollten ihn lieber empfangen. Es ist wichtig.«
    »Es ist immer wichtig. Was oder wer auch immer es ist … es ist immer weit wichtiger als alles, was ich gern tun würde.«
    »Wenn Sie das so sehen, Sir, dann wünsche ich Ihnen angenehme Träume.«
    Natürlich war es wichtig, wenn Morpheus so aufgewühlt war, daß er höchstpersönlich seinen Hintern rübergeschoben hatte. Trotzdem versetzte mich das nicht in einen Begeisterungstaumel.
    Es ist eben nicht gut, mehr als eine Sache zur Zeit von mir zu verlangen. Und im Moment war ich vollkommen damit beschäftigt zu schlafen.
    Dean hatte nur Bruchteile von Sekunden mit dem Gedanken geliebäugelt, sich zurückzuziehen. »Raus aus den Federn, du fauler Sack!« schrie er neben meinem Ohr.
    Er wußte genau, wie er mich in die Hufe bekam – er mußte mich einfach so wütend machen, daß ich ihm den Hals umdrehen wollte.
    Seine Technik hat eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner Methode, den Toten Mann aufzuscheuchen.
    Bevor ich mir seine Belästigungen noch länger anhörte, warf ich mir ein paar Klamotten über und taperte die Treppe runter.
    Dean hatte Morpheus in der Küche Tee serviert. Die beiden plauderten über Deans Schwierigkeit, seine Herde Nichten standesgemäß unter die Haube zu bekommen. Morpheus hörte mitfühlend zu, als Dean sogar davon sprach, sie unter Wert an den Mann zu bringen, Hauptsache, er hatte sie vom Hals. Dean beklagte sich, daß sie ihn noch zum Wahnsinn treiben würden. Ich glaube, er hoffte, mein schlechtes Gewissen würde mich irgendwann dazu verleiten, ihm wenigstens eine abzunehmen.
    »Warum verschacherst du sie nicht einfach?« schlug ich vor.
    »Was?«
    »Sie haben doch noch einige fette Jahre vor sich. Und sie können alle gut kochen. Ich kenne einen Kerl, der fünfzig Kracher pro Stück zahlt. Er vertickert Bräute an Fallensteller und Jäger im Donnerechsen-Land.«
    »Ihr Sinn für Humor läßt etwas zu wünschen übrig, Mr. Garrett.« Das Wort ›Mister‹ betonte er dabei ermahnend.
    »Du hast recht. Ich bin in letzter Zeit nicht richtig auf der Höhe. Muß wohl am mangelnden Schlaf liegen.«
    »Jetzt kannst du dich entspannen«, meinte Morpheus. »Deine Nemesis, dieser Jerce, hat vor lauter Aufregung eben erst den Kopf verloren.«
    Die scherzhafte Art, wie er das verkündete, ließ mich vermuten, daß er da seine Finger im Spiel hatte.
    Schließlich ist es sein Beruf, und er ist der beste. Zweitausend Taler reichen, um sein Interesse zu wecken.
    Vielleicht hätte ich dankbar sein sollen. Aber das fällt den wenigsten Leuten leicht, und ich hatte einfach zu schlechte Laune, um die seltene Ausnahme zu machen. Ich behielt meine Dankbarkeit für mich. Und den größten Teil meiner Wut auch. Es war nicht nötig, mich bei noch mehr Leuten entschuldigen zu müssen, denen Garrett auf die Zehen getreten war. »Was er mir wohl alles hätte erzählen können …« Na ja, eine kleine Spitze ist ja wohl noch erlaubt.
    Morpheus sah mich finster an. »Wofür soll das wichtig sein? Er war ein Außenseiter. Wenigstens brauchst du jetzt nicht mehr dauernd über die Schulter nach hinten zu

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