Temptation 2: Weil ich dich begehre (German Edition)
im Eingangsbereich stehen und sah sich entsetzt um. Die Bar, die vor zwanzig Minuten noch gerammelt voll gewesen war, lag nun verwaist und verlassen vor ihr. War sie in ein Zeitloch gefallen?
In diesem Moment registrierte sie eine Bewegung hinter der Bar. Zu ihrer Verblüffung stand Sheldon hinter dem Tresen und polierte scheinbar in aller Seelenruhe Gläser.
»Was zum Teufel ist hier los, Sheldon?«, fragte sie und trat näher. Er würde wohl kaum so gelassen hier stehen, wenn in seinem Lagerraum ein Brand tobte, oder?
Ihr Boss hob den Kopf und stellte ein Bierglas beiseite. »Ich habe nur gewartet, um sicherzugehen, dass du wohlbehalten zurückkommst«, sagte er und trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Ich bin dann in meinem Büro, damit ihr ungestört seid.«
»Aber …«
Sheldon wies hinter ihre Schulter. Francesca fuhr herum und erstarrte, als sie Ian an einem der Tische sitzen sah, die langen Beine lässig ausgestreckt. Eine hohe Trennwand hatte beim Hereinkommen den Blick auf ihn versperrt. Ihr Herz machte einen Satz, wie immer, wenn sie ihn sah. Trotz ihres Schocks entging ihr nicht, dass er Jeans trug und ein dunkler Bartschatten Kinn und Wangen bedeckte. Er sah ganz anders aus als der Ian Noble, den sie kannte, ungepflegter, gefährlicher … und verdammt sexy. War er wieder einmal durch die nächtlichen Straßen gewandert?
Sein Blick schien sie zu durchbohren.
»Er will allein mit dir reden«, hörte sie Sheldon hinter sich sagen. »Und wie es aussieht, ist es ihm ziemlich wichtig. Tut mir leid, wenn du nicht mit ihm sprechen willst, aber zu einem Mann wie ihm sagt man nicht so einfach Nein.«
»Vor allem zu seinem Geld nicht«, schoss Francesca ironisch zurück und spürte eine Mischung aus Beklommenheit und Wut in sich aufsteigen. Was hatte er hier zu suchen? Wieso konnte er sie nicht in Ruhe lassen, damit sie ihn endlich vergessen konnte? Hatte er sie allen Ernstes hier aufgestöbert, weil er mit ihr reden wollte?
Du wirst ihn niemals vergessen. Hör schon auf, dir etwas vorzumachen, dachte sie bitter. Mit einem verlegenen Achselzucken trat Sheldon den Rückzug an und verschwand in seinem Büro. Sie konnte nur Spekulationen anstellen, wie viel Ian ihm bezahlt hatte, damit er am lukrativsten Abend der ganzen Woche all seine Gäste nach Hause schickte.
Scheinbar ohne jede Eile reihte sie die fünf Zitronensaftflaschen nebeneinander auf dem Tresen auf. Die ganze Zeit über spürte sie seinen Blick im Rücken, aber er sollte ruhig ein bisschen warten. Er musste nicht immer alles bekommen, wann es ihm gerade einfiel.
Er hat die ganze Bar räumen lassen, nur um mit mir zu reden?
Sie zwang ihre innere Stimme, endlich zu schweigen. Als ihr nichts mehr einfiel, womit sie das Gespräch mit ihm noch weiter hinauszögern konnte, wandte sie sich um und ging langsam auf ihn zu.
»Du mischst dich also unters gemeine Volk, ja? Ein ziemlich großer Aufwand, um mir zu beweisen, dass du die Dienste einer kleinen Cocktailkellnerin nicht verschmähst, was?«, ätzte sie.
»Ich bin nicht hergekommen, weil ich von dir bedient werden will. Nicht heute Abend.«
Sie starrte ihn zornig an, doch statt der gewohnt leisen Belustigung über ihre Aufsässigkeit bemerkte sie so etwas wie Müdigkeit in seinen Zügen … und Resignation? Ian Noble hatte resigniert?
»Setz dich«, sagte er leise.
Einen Moment lang sahen sie einander schweigend an, ehe sie gehorchte. Zahllose Fragen strömten auf sie ein, doch sie schob sie beiseite. Er benahm sich unmöglich – mehr als hundert Gäste aus einer Bar werfen und sie schließen zu lassen, nur um sie genau in dem Moment sehen zu können, wann es ihm gerade einfiel … Nach diesem Auftritt musste schon er derjenige sein, der das Wort ergriff. Sie würde es jedenfalls nicht tun.
»Es geht einfach nicht«, sagte er. »Ich würde dich nur verletzen, das weiß ich. Am Ende wirst du mich hassen … oder sogar Angst vor mir haben. Aber ich kann einfach nicht aufhören, an dich zu denken. Ich muss dich haben. Unbedingt. Immer, egal zu welchem Preis.«
Sie versuchte sich zu sammeln, während das Blut in ihren Ohren rauschte. Wie konnte sie so wütend auf diesen Mann sein und sich gleichzeitig so sehr nach ihm verzehren, als wäre es eine biologische Notwendigkeit wie das Atmen?
»Ich bin aber nicht käuflich«, sagte sie schließlich.
»Das weiß ich. Der Preis, von dem ich spreche, lässt sich nicht mit Geld messen.«
»Wovon redest du?«
Er beugte sich vor und
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