Temptation: Weil du mich verführst
Gesicht kreidebleich. Sein Schweigen war so eisig, dass sie jeden weiteren Gesprächsversuch verwarf.
Schließlich gingen sie an Bord. Der Pilot informierte sie, dass sie bereits die Starterlaubnis erteilt bekommen hatten.
»Setz dich hin, und schnall dich an«, sagte er mit angespannter Stimme und nickte in Richtung ihres gewohnten Platzes. »Aber sobald wir in der Luft sind, will ich dich im Schlafzimmer sehen.«
Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, was er vorhatte. Mit zitternden Fingern legte sie den Gurt an. »Ian, du wirst dich bestimmt nicht besser fühlen, wenn du mich bestrafst, nur weil du dich so …«
Sie hielt inne, als sie die kaum verhohlene Wut in seinen Augen sah. »Irrtum. Ich werde mich sogar fantastisch fühlen, wenn ich dir den Arsch versohlen und dich dann hart ficken kann. Zum Glück nimmst du die Pille inzwischen lange genug. Ich werde dich wund ficken und dann so tief in dir kommen, dass es noch tagelang aus dir heraustropfen wird.«
Sie zuckte zusammen – nicht etwa wegen der Grobheit seiner Worte. Unter anderen Umständen hätte sie seine Derbheit sogar erregt. Aber heute waren die Umstände nun einmal nicht anders. Er hatte so mit ihr gesprochen, um sie zu verletzen und zu erniedrigen, weil sie die Stirn besessen hatte, ihn in seinem schwächsten Moment zu beobachten.
»Du wolltest in meinem Privatleben herumschnüffeln, okay, gut. Aber denk immer daran, dass du etwas sehen könntest, was dir ganz und gar nicht gefällt«, fügte er leise hinzu.
»Nichts, was ich heute gesehen habe, hat meine Meinung über dich verschlechtert«, gab sie hitzig zurück. »Bestenfalls hat es mir geholfen, dich hundertmal besser zu verstehen … und dich tausendmal mehr zu lieben.«
Seine Miene wurde ausdruckslos, während der letzte Rest Farbe aus seinen Wangen wich. In der Stille der Kabine hörte sie ihren Herzschlag in den Ohren rauschen. Wieso sagte er nichts? Noch immer fassungslos, weil sie mit der Wahrheit herausgeplatzt war, die sie um jeden Preis vor ihm hatte verbergen wollen, registrierte sie kaum, wie das Flugzeug abhob.
Die Stille schien wie eine dichte Wolke im Raum zu hängen und mit jedem Meter, den die Maschine höher stieg und der Druck größer wurde, an Gewicht zu gewinnen.
»Du bist so ein Kind«, presste er schließlich hervor. »Ich habe dir doch von Anfang an gesagt, dass unsere Beziehung rein sexuell ist.«
»Das stimmt, aber ich dachte … In den letzten Wochen hatte ich das Gefühl, als hätte sich etwas geändert«, sagte sie kleinlaut. Ihr Herz zog sich zusammen, als er wie in Zeitlupe den Kopf schüttelte, ohne den Blick von ihr zu wenden, während er seine Gürtelschnalle öffnete. »Ich will dich besitzen, Francesca. Dich dominieren. Sehen, wie dein Starrsinn allmählich verschwindet, wenn die Lust über dich siegt, wenn ich über dich siege. Das habe ich dir angeboten. Du bildest dir ein, deine Nase in mein Privatleben stecken zu müssen, aber hör endlich auf, dich in deine Kleinmädchenfantasien hineinzusteigern. Mehr kann ich dir nicht bieten.« Er wies auf das Schlafzimmer. »Und jetzt geh da hinein, zieh dich aus und warte auf mich.«
Sekundenlang starrte sie ihn nur an. Die Wunden, die er ihr mit seinen Worten zugefügt hatten, waren tief und schmerzten. Doch gerade, als sie sich weigern wollte, ihm zu gehorchen, sah sie wieder den unsagbaren Schmerz auf seinen Zügen, in jenem Moment, als seine Mutter wie von Sinnen auf ihn eingeschlagen hatte. Seine Wunden waren so viel tiefer als die ihren. Vielleicht war das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, ja genau das, was er nach all der Hilflosigkeit und dem Schmerz der vergangenen Stunden brauchte. Ging es beim Sex nicht in gewisser Weise immer genau darum – Dampf abzulassen und den intensiven körperlichen Akt dafür zu benutzen, um die Bodenhaftung zurückzugewinnen, während die Gefühle Achterbahn fuhren?
Ja. All das konnte sie Ian geben. Denn sie verstand, dass seine Wut aus dem tiefen Schmerz darüber erwuchs, so hilflos zu sein – innerlich entblößt und verletzlich.
Wie in Zeitlupe löste sie ihren Gurt.
»Gut. Aber ich tue das nur, weil ich mich aufrichtig in dich verliebt habe. Und ich bin auch kein naives kleines Mädchen. Ich glaube, du liebst mich auch und bist nur zu stolz und zu stur – und zu verletzt wegen dem, was heute mit deiner Mutter passiert ist –, um es vor dir selbst zuzugeben.«
Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie wieder den Schmerz in seinen angespannten Zügen
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