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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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benutzen.«
    »Das sehen wir auch. Sei still«, zischte eine Stimme. Ich hatte keine Ahnung, wem sie gehörte.
    »Sie trägt seltsame Kleidung.«
    »Du sollst still sein!«
    Ich atmete mehrmals tief durch und machte mich an die Arbeit. Meine Finger zitterten noch immer. »Du kannst jetzt loslassen«, sagte ich zu Marcius und nahm vorsichtig die Kompresse von seiner Wunde. Zu meiner Erleichterung hatte die Blutung tatsächlich etwas nachgelassen. Behutsam säuberte ich mit einer frischen Kompresse und etwas warmem Wasser die Wundränder. Danach pinselte ich ein wenig von der Jodtinktur darauf. Ich merkte, wie Marcius die Luft anhielt.
    »Ich weiß, es brennt. Tut mir leid«, entschuldigte ich mich. Es fiel mir schwer, mich auf Lateinisch zu verständigen. Nebenbei eine Wunde zu versorgen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Was ist das für eine Flüssigkeit?«, fragte Marcius misstrauisch.
    »Jod. Zum Desinfizieren!« Da ich nicht wusste, was desinfizieren auf Lateinisch hieß, sagte ich es auf Englisch. Überhaupt hatte ich das Gefühl, im Eifer des Gefechts ein ziemliches Mischmasch zu sprechen.
    »Wofür?«, wollte Marcius denn auch sofort wissen. Er hatte mich nicht verstanden. Natürlich nicht.
    »Es soll verhindern, dass die Wunde sich entzündet«, probierte ich es mit anderen Worten.
    »Du meinst, damit ich kein Fieber bekomme?«
    »Ja, so in der Art. – Ich brauche jetzt Ruhe«, erklärte ich und griff nach Nadel und Faden. Ich zählte innerlich bis drei und fing an zu nähen. Ganz langsam. Stich für Stich. Genauso, wie ich es bei meinen Eltern stets gesehen hatte. Es ging besser als befürchtet. Viel schlimmer als das Nähen selbst, war jedoch ohne Betäubung arbeiten zu müssen. Immer wieder blickte ich besorgt zu Marcius hoch. Trotz der Schmerzen, die er haben musste, wirkte er beherrscht.
    »Tut es sehr weh?« Ich hielt nach ein paar Stichen inne, um zu sehen, ob er eine Pause zum Erholen brauchte.
    »Näh«, zischte er und seine Augen verengten sich kurz zu schmalen Schlitzen.
    Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich gebraucht hatte, aber irgendwann war ich fertig. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Stolz betrachte ich meine allererste Naht. Sie sah gar nicht so schlecht aus. Ich pinselte vorsichtshalber noch ein wenig Jod auf sie, legte einen Verband an und fixierte ihn mit Heftpflaster.
    Im Raum war es still. Keiner sprach ein Wort. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so leise war es. Als ich mich zu den übrigen Männern umdrehte, sah ich wie Kleon über Eriks Tasche gebeugt stand und vorsichtig hineinspähte. Die anderen standen etwas abseits und starrten mich an, als wäre ich von einem anderen Stern. Ich starrte benommen zurück.
    In meinem Kopf fing es erneut an, zu rotieren. Und wenn sie wirklich aus einer anderen, längst vergangenen Zeit stammten? Es wirkte beinahe so, vor allem weil Marcius nicht der Typ für irgendwelche Spielchen war. Marcius wirkte echt. Ganz und gar.
    Ich musste plötzlich an das denken, was Erik mir über die Raumzeit erzählt hatte. Vielleicht war sie tatsächlich gekrümmt und Gegenwart und Antike hatten sich berührt?! Nein, das konnte nicht sein! Das war undenkbar! Wahrscheinlich träumte ich das alles nur!
    »Sehr gut«, riss mich Marcius’ Vater aus meinen Gedanken. »Wer hat dir das beigebracht?«
    »Das habe ich mir von meinen Eltern abgeguckt. Sie sind Ärzte.«
    »Du meinst, dein Vater ist Arzt«, korrigierte er mich.
    »Meine Mutter auch!«
    »Eine Frau Arzt? Das ist ungewöhnlich.«
    »Nicht bei uns.«
    »Woher kommst du?«
    »Wie ich schon sagte, ich komme aus Schweden«, antwortete ich und fügte hinzu: »Das liegt im Norden.«
    »Und was machst du in Rom?« Marcius’ Vater ging in langsamen Schritten um mich herum, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    »Ich bin mit meinem Vater hier. Er hat beruflich in Rom zu tun. Und jetzt, jetzt muss ich dringend zu ihm. Er macht sich bestimmt schon Sorgen ...« Ich brach ab. Ich wusste nicht mehr, was ich sagen oder denken sollte. Ich war nur noch müde und kaputt.
    »Wo ist dein Vater?«, mischte sich Marcius ein. Das Sprechen fiel ihm jetzt schwer. Ob wegen des vielen Alkohols oder der Schmerzen, war nicht ganz klar.
    »Bestimmt in unserer ... in unserer Herberge in der Nähe vom Forum Romanum«, mir war kein besseres Wort für Hotel eingefallen. »Könnte mich jemand an die Stelle bringen, wo mich Kleon gefunden hat? Von dort aus finde ich allein zurück«, fuhr ich fort.
    »Heute Nacht

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