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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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bekommst«, sagte sie und ließ mich allein. Ich nutzte die Zeit und sah mich um. Filippas Zimmer war spärlich eingerichtet. Außer einem Bett gab es nur eine große Truhe, einen Schemel sowie einen kleinen Beistelltisch, auf dem eine Schale stand, in der ein schwaches Licht brannte. Ein dünner beigefarbener Vorhang diente als Zimmertür. Der Raum erinnerte mich in seiner Kargheit an eine Mönchszelle. Ich setzte mich auf den Schemel, fuhr aber gleich wieder hoch, als ich auf dem Flur Geräusche hörte. Filippa kam zusammen mit einem Mann zurück, der eine Holzliege und eine Art Matratze trug. Auf ihre Anweisung hin stellte der Mann die Liege an die Wand rechts vom Fenster, genau gegenüber von ihrem eigenen Bett. Filippa breitete höchstpersönlich das matratzenartige Gebilde auf der Holzpritsche aus und drückte mir anschließend eine Wolldecke in die Hand. »Die ist zum Zudecken«, sagte sie.
    »Danke. – Darf ich dich noch etwas fragen?«
    »Ja.«
    »Wieso hast du ein eigenes Zimmer und die anderen nicht?«
    »Kleon hat auch ein eigenes«, erwiderte sie. »Wir sind Lucius’ Lieblingssklaven. Er behandelt uns so, als würden wir zur Familie gehören. Deshalb.«
    Nachdenklich zog ich mich aus, legte mich auf die Liege und zog mir die Wolldecke bis zum Kinn. Sie kratzte etwas.
    »Du trägst eigentümliche Kleidung.« Filippa blickte auf meine weiße Jeans und meine karierte Bluse, die ich achtlos auf die Erde geworfen hatte. Mit spitzen Fingern hob sie meine Sachen auf und legte sie auf den Schemel, was mich an Hedda erinnerte.
    »Hedda und Erik werden sich entsetzliche Sorgen machen, wenn ich über Nacht wegbleibe«, murmelte ich.
    »Sei nicht traurig und versuch jetzt zu schlafen«, tröstete Filippa mich und löschte das Licht. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Lediglich das sich nähernde Surren einer Mücke war zu hören. Ich lauschte in die Dunkelheit. Das Surren wurde wieder leiser. Laut Hedda hatte ich am Tag meiner Geburt einen Pakt mit den Mücken geschlossen: Die Blutsauger ließen mich in Ruhe, dafür durften sie in meinem Zimmer ungestört kreisen. Beide Seiten hatten sich stets an diese Abmachung gehalten. Bis einschließlich heute. Offenbar galt der Pakt auch für die Zeit weit vor meiner Geburt. Ein wahnwitziger Gedanke! Ich atmete tief durch und flüsterte:
»Filippa?«
    »Was ist?«
    »Was für ein Jahr haben wir?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, in welchem Jahr lebst du – ich meine wir?«, korrigierte ich mich schnell.
    »Weißt du das denn nicht?« Ihre Stimme klang ungläubig.
    »Bei mir zu Hause haben wir, glaube ich, eine andere Zeitrechnung«, redete ich mich hastig heraus. Ich war froh, dass sie mich im Dunkeln nicht sehen konnte. Lügen gehörte nicht unbedingt zu meinen Stärken.
    »Es ist das Jahr 703 nach der Gründung von Rom«, antwortete sie mit einem Gähnen. Mir sagte das nichts. Daher fragte ich: »Ist das vor oder nach Christus?«
    »Wer ist Christus?« Sie schien überrascht.
    Ich biss mir auf die Zunge. Ich musste vorsichtiger sein mit dem, was ich sagte. »Kennst du Augustus?«, versuchte ich es erneut.
    »Welchen Augustus?«
    »Das ist der Mann, der zur Zeit von Christus regiert hat.«
    »Nein. Ich habe von beiden noch nie gehört. Schlaf jetzt.«

Auf Messers Schneide

    Ich schlief schlecht in dieser Nacht. Die Matratze war mir zu hart, und ich musste ständig an meine Eltern denken. Selbst wenn mich Marcius’ Vater morgen gehen ließe, war es mehr als fraglich, ob ich zurück in meine Zeit und zum Hotel finden würde. Meine einzige Chance war, genau die Stelle aufzusuchen, wo Kleon mich gefunden hatte. Anscheinend berührte sich genau dort die Zeitachse. Doch würde sie es auch morgen noch tun? Möglicherweise berührte sie sich schon jetzt nicht mehr? Tausend Fragen und Gedanken gingen mir durch den Kopf. Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

    »Elina, wach auf!« Filippa schüttelte mich. »Wach auf, Marcius geht es schlecht. Du musst aufstehen!«
    Verständnislos sah ich sie an. Für einen Moment wusste ich nicht, wo ich war und wer sie war. Als es mir wieder einfiel, sprang ich mit einem Satz von der Holzliege. »Was ist?«
    »Marcius hat Fieber. Rasch, zieh dich an und komm mit mir!«
    So schnell ich konnte schlüpfte ich in meine Jeans und Bluse, schnappte mir Eriks Tasche und eilte ihr hinterher. Ich musste aufpassen, dass ich sie nicht aus den Augen verlor, so zügig lief sie durch das Haus. Bei Tageslicht betrachtet glich das Gebäude fast

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