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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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verlässt niemand mehr das Haus. Das ist zu gefährlich!« Marcius’ Vater wedelte abwehrend mit den Händen in der Luft.
    »Es ist schon Nacht?«, fragte ich ungläubig.
    Marcius’ Vater ging nicht darauf ein. »Außerdem könntest du eine Spionin sein, und dann wäre es erst recht gefährlich, dich laufen zu lassen«, sagte er.
    »Ich bin keine Spionin! Wenn ich das wäre, hätte ich mich wohl kaum um die Wunde gekümmert!«
    »Das beweist nichts«, erwiderte er und verließ den Raum. Hilfe suchend sah ich Marcius an, der mich erneut intensiv musterte.
    »Wir werden das morgen besprechen«, beschied er knapp.
    »Mein Vater wird sich furchtbare Sorgen machen.« Tränen schossen mir in die Augen. »Und ich habe Durst und müsste mir dringend meine Hände waschen.«
    Marcius’ Blick wanderte von mir zu Kleon, der daraufhin in die Hände klatschte. Die junge Frau von vorhin erschien und neigte höflich den Kopf.
    »Filippa, bringe für das Mädchen Wasser zum Waschen und etwas zu essen und zu trinken«, befahl Kleon.
    Die junge Frau huschte davon und kehrte schon bald mit einer Schale Wasser, Brot, Käse, Oliven und einem Krug zurück.
    »Was ist in dem Krug?«, fragte ich und tauchte meine Hände in die mit Wasser gefüllte Schale.
    »Wasser«, brummte Kleon.
    »Dann ist ja gut.«
    »Was hast du erwartet?«, wollte Marcius wissen. Sein Gesicht war bleich und auf seiner Stirn standen Schweißtropfen.
    »Wein. Und den trinke ich normalerweise nicht«, erklärte ich etwas verlegen.
    »Warum nicht?« Marcius machte ein Zeichen, dass ihm jemand beim Aufstehen helfen sollte.
    »Weil ich – äh – gerade erst siebzehn geworden bin. Genau genommen gestern. Meine Eltern sehen es nicht gern, wenn ich Alkohol trinke.« Was erzählte ich da bloß? Meine Eltern sehen es nicht gern. Als ob das irgendjemanden interessieren würde.
    Marcius sah mich verblüfft an. Ohne ein Wort wandte er sich schließlich ab und humpelte gestützt von zwei seiner Gefährten aus dem Zimmer. Kleon und die anderen Männer folgten ihm in gebührendem Abstand.

Filippa

    Sobald ich mit der jungen Frau allein war, stürzte ich mich auf das Essen. Erst jetzt merkte ich, wie ausgehungert ich war und welchen Durst ich hatte. Schon vorhin hatte ich mir auf dem Forum Romanum etwas zu trinken kaufen wollen. Dieser verfluchte Giulio hatte mich davon abgehalten. Ihm hatte ich es auch zu verdanken, dass ich hier hockte. Bei völlig fremden Menschen und wie es aussah in einer völlig fremden Zeit. Die Vorstellung war verrückt. Absolut verrückt. Aber was sollte ich machen? Ich war so ratlos und verzweifelt wie noch nie zuvor in meinem ganzen Leben.
    Mit jedem Bissen, den ich hinunterschlang, ließ meine Weinerlichkeit zum Glück etwas nach. Auch das Denken fiel wieder leichter. Ich kam zu dem Schluss, dass es das Beste war, erst einmal zu schlafen. Vielleicht meinte das Schicksal es ja gnädig mit mir und ich lag, wenn ich aufwachte, in meinem Hotelbett.
    Die junge Frau schien meine Gedanken erraten zu haben. »Wenn du fertig gegessen hast, zeige ich dir, wo du schlafen kannst«, sagte sie.
    »Du heißt Filippa, ja?«, fragte ich kauend. Zum ersten Mal hatte ich Gelegenheit, sie in Ruhe zu betrachten. Sie sah nett aus und war höchstens ein paar Jahre älter als ich.
    »Ja. Und wie heißt du?«
    »Elina. – Bist du die Schwester von Marcius?«
    »Nein.« Filippa lächelte vorsichtig.
    »Kleons Tochter?« Ich ließ nicht locker.
    »Nein, auch nicht. Er ist … Er steht mir nahe. Kleon ist ein Sklave – genau wie ich. Wir gehören Lucius«, sagte sie zögerlich, so als hätte sie Angst, zu viel zu verraten.
    Ich nahm einen letzten Schluck Wasser und stand auf. »Lucius? Ist das Marcius’ Vater?«
    »Ja, das ist er«, sagte Filippa und gab mir ein Zeichen, ihr zu folgen. Mit schnellen Schritten verließ sie den Raum und lief mit mir im Schlepptau kreuz und quer durch das große Haus. Unsere Schritte hallten von den hohen Wänden wider. Bald schon hatte ich vollkommen die Orientierung verloren.
    Endlich blieb Filippa vor einem Raum stehen. »Guck, dies ist mein Zimmer. Die anderen Sklaven wohnen zusammen in einem anderen Teil des Hauses. Wenn du magst, kannst du hier schlafen. Ich würde dir ein Bett holen lassen.«
    »Ja, gern«, antwortete ich. Filippa war mir sympathisch und die Vorstellung bei ihr zu schlafen, war mir sehr viel lieber, als die, mir mit mehreren fremden Menschen ein Zimmer teilen zu müssen.
    »Gut. Ich sorge dafür, dass du ein Bett

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