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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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ihm einen Kuss.
    »Führe die Götter nicht in Versuchung, Elina. Sie hören immer mit«, warnte mich Marcius.

Kriegssorgen

    Marcius hatte sich geirrt. Die Götter liebten uns und gönnten uns weiterhin unser Glück. Es war Frühling mitten im Winter. Wenn wir nicht zusammen sein konnten, träumte ich unablässig von seinem Mund, von seiner Wange an meinem Hals und von seinen Händen, die mich wärmten. Ein unbestimmtes, aber herrlich prickelndes Verlangen hatte von mir Besitz ergriffen. Ich sehnte mich nach Marcius’ Nähe. Jede Minute ohne ihn kam mir vor wie verschenkte, nicht gelebte Zeit. Umso mehr fürchtete ich den Augenblick, an dem er fortreiten würde.
    »Geht es dir gut?«, fragte Marcius. Ohne es zu merken, hatte ich geseufzt. Ich lag neben ihm, mein Kopf auf seiner Schulter.
    »Jaaa.«
    »Aber?« Vorsichtig drehte er sich auf die Seite und suchte meinen Blick.
    »Nichts.«
    »Nun sag schon!«
    »Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich diese Situation bereits früher erlebt habe?«
    »Welche?«
    »Dass ich in deinem Arm liege und du mich fragst, ob es mir gut geht?«
    »Das erlebst du ständig.« Er schnitt eine Grimasse, die ihn jungenhafter aussehen ließ.
    »Ja, ich weiß. Ich meine, früher. Als wir noch nicht zusammen waren.«
    »Wie soll das möglich sein?«
    »Keine Ahnung. Aber ich lag in Filippas Zimmer und spürte auf einmal einen Arm unter meinem Nacken und dann fragte mich jemand, ob es mir gut gehe. Das war an dem Abend, bevor wir das erste Mal auf den Janiculum geritten sind. Inzwischen bin ich mir sicher, es waren dein Arm und deine Stimme. Etwas Ähnliches habe ich auch erlebt, als ich noch in Schweden war.«
    »Das ist in der Tat merkwürdig. Ich bin mir wiederum sicher, dass ich weder in Filippas Zimmer noch in Schweden bei dir im Bett gelegen habe. Daran würde ich mich erinnern«, neckte Marcius mich. Ich knuffte ihn in die Seite, woraufhin er sich halb auf mich rollte und meine Hände festhielt. »Aber das wolltest du mir doch gar nicht sagen, oder?« Er ließ mich los und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dabei sah er mich auf eine Weise an, die mir fast das Herz brach. Ich liebte ihn so sehr, dass es wehtat. Wie konnte es bloß sein, dass ich glücklich war und gleichzeitig einen so unglaublichen Schmerz verspürte?
    »Ich weiß nicht mehr, was ich sagen wollte«, log ich.
    »Das weißt du sehr wohl!«
    »Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst: Ich verstehe nicht, warum du an Pompeius’ Seite kämpfen willst.«
    Sofort wurde Marcius ernst. »Das habe ich dir doch gesagt. Ich kann nicht tatenlos zusehen, wenn die Republik in Gefahr ist.« Er legte sich wieder neben mich. Sein Gesicht war verschlossen, der jungenhafte Ausdruck verschwunden.
    »Aber du kannst ja etwas tun. Du sollst nur nicht kämpfen«, beschwor ich ihn.
    »Soll ich Rom, wenn es so weit ist, durch schöne Reden verteidigen?«
    »Nein, aber durch Verhandlungen, durch Gespräche – was weiß ich.«
    »Das macht mein Vater schon. Gerade erst hat der Senat den Staatsnotstand ausgerufen. Wegen oder gegen Cäsar – wie immer du es gern hättest.« Marcius setzte sich im Bett auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Marcius, bitte! Mir zuliebe!«
    »Du bittest mich, mich wie ein Feigling zu benehmen?«
    »Nein, ich bitte dich, nicht in den Krieg zu ziehen.« Unwillkürlich griff ich nach dem Amulett an meinem Hals.
    »Noch ist es ja nicht so weit. Vielleicht lenkt Cäsar in letzter Minute ein. Er soll auch nicht auf einen Bürgerkrieg erpicht sein, heißt es«, meinte Marcius besänftigend.
    »Und wenn er nicht einlenkt?«
    »Man muss sich im Leben entscheiden, Elina, und für seine Überzeugungen einstehen. Wenn es so weit ist, werde ich genau das tun.«
    »Aber ...«
    »Ich will nicht mehr mit dir darüber sprechen.« Er stand auf und fing an, im Haus auf und ab zu gehen. Ich lag allein unter der Decke und fror. Wir waren gerade erst angekommen und das Feuer hatte den Raum noch nicht aufgeheizt. Für römische Verhältnisse war es bitterkalt. Auf dem Weg hierher hatte es sogar leicht geschneit. Vereinzelte Flocken waren vom Januarhimmel heruntergetanzt. Weiße, glitzernde Kristalle, die auf meiner Zunge geschmolzen waren, als ich versucht hatte, sie damit aufzufangen. Dasselbe Schicksal hatte die übrigen Flocken beim Auftreffen auf die Erde ereilt.
    Ich fing an, mit den Zähnen zu klappern.
    »Meine Güte, du frierst ja!« Marcius schlüpfte zu mir unter die Decke und presste seinen

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