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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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verschlimmerten meine Kopfschmerzen. Ich rieb mir den Schädel und etwas an den Bewegungen glättete Silvus' Miene. Sie war von Sorgenfalten gefurcht gewesen.
    »Bist du jetzt richtig wach?«, fragte er. »Oder willst du mir wieder erzählen, was du mit Maria Crofter nach dem Tanzvergnügen zum Erntedankfest auf dem Heuboden gemacht hast?«
    Götter! Der nässende Sprühregen sickerte mir in den Bart. Ja, Bart. Vier oder fünf Tage alt. Keine Antwort fiel mir ein.
    »Dann bist du wieder bei klarem Verstand«, antwortete Silvus sich selbst. »Wenigstens hast du den Anstand zu erröten. Eine Weile machte ich mir Sorgen, dass wir womöglich einen Leichnam füttern.«
    Ich runzelte die Brauen. »Wo sind alle?«
    »Sogar aufmerksam.« Silvus schob den Helm nach vorn, um Wasser ablaufen zu lassen. »Ich nehme an, du wirst den Grafen, Hubert und Raol gesehen haben. Zwei Söldner reiten irgendwo auf der linken Flanke, wenn sie sich nicht verirrt haben, und Ser Eumas de Reave und sein Knappe sind die rechten Flankenreiter. Schwester Winterridge macht die Vorhut, sie darf sich nicht verirren. Und das scheinen alle zu sein.«
    »Was ist mit…?«
    »Den übrigen? Ja. Natürlich kannst du es nicht wissen.« Silvus zog die Schultern unter seinem Umhang ein, als erneuter Regen einsetzte. Seine Stimme war so trocken, wie der Tag es nicht war. »Nun, die meisten der Bediensteten und zwei von den Söldnern kamen zu dem Schluss, dass nicht genug war, was sie bezahlt bekamen, und machten sich in der ersten Nacht auf dem Moor aus dem Staube. Ich nehme an, dass sie inzwischen die Hälfte der Strecke nach Tenabra hinter sich haben. Raol andererseits sagte, ein Nordmann halte sich an seine Abmachungen. Er und die anderen kriegen dafür jetzt Frontzulage.« Er holte tief Atem, als drückte ihn ein Schmerz, und fuhr fort: »Die Sers Brant de Barlac und Luccan de Morninghill samt ihrer Knappen waren gestern Morgen untröstlich, sich beim Erwachen indisponiert zu finden. Ich vermute, dass es etwas war, was sie gegessen hatten, wovon man den Schiss kriegt, wenn du verstehst, was ich meine. Dabei hatten sie am wenigsten zu verlieren. Hofschranzen, alle beide. Eumas de Reave blieb, hauptsächlich, denke ich, weil er ein entfernter Verwandter von Hubert ist, der wiederum blieb, weil er Graf Ruanes persönlicher Knappe und altmodisch ist. Wie ich, denke ich. Das etwas erhitzte Gespräch, das wir mit unseren abgereisten Standesgenossen hatten, bevor sie umkehrten, führte zu verhärteten Haltungen. Schade, dass du es nicht gehört hast. Ich wage zu sagen, dass dies hier die letzten Ritter auf Erden sind, die noch Pflichtbewusstsein haben und sich an ihre Eide gebunden fühlen. Der Knappe des verstorbenen Ser Joachim de Lacy war zu diesem Zeitpunkt bereits fort. Er zog sich kurz nach dem Duell zurück. In aller Stille. Tatsächlich hielt er es nicht für nötig, um die Erlaubnis zu bitten.« Silvus machte eine umschließende Gebärde. »Damit bleiben wir übrig, wie du siehst.«
    Der Wagen schwankte. Mir wurde flau im Magen. Ich suchte nach einer Antwort. »Wir machten uns wegen der Länge des Trosses Sorgen. Wenigstens ist er jetzt viel kürzer.«
    »Das kann man wohl sagen.« Silvus blinzelte durch den Regen am Fuhrwerk vorbei zu der hohen Gestalt auf dem großen Pferd weiter vorn. »Ich erwartete, dass er das Unternehmen abbrechen und riskieren würde, vom Fürsten verurteilt zu werden und sogar Titel und Land zu verlieren. Aber er hat es nicht getan. ›Ich habe mich mit meinem Wort verpflichtet, diesen Zug zu unternehmen‹, sagte er zu mir. ›Soll ich mein Wort brechen, weil andere ihr Wort gebrochen haben?‹« Silvus schüttelte den Kopf. »Ein Mann - ein Wort. Er ist dabei geblieben. Gut für ihn.«
    Er schien überrascht. Das war erstaunlich, denn schließlich kannte er den Grafen besser als ich.
    Und jemand, so schien es, hatte eine gewisse Marschdisziplin eingeführt. Vorhut, Flankenreiter, Nachhut. Wir mussten wie reguläre Truppen aussehen. Was eine Verbesserung war. Man soll nicht erst warten, bis ein Überfall einen von der Notwendigkeit überzeugt, an Marschsicherungen zu denken.
    Trotzdem gab es anderes, woran ich denken musste. Meinen Kopf zum Beispiel. »Was ist mit uns?«, fragte ich.
    Silvus zuckte die Achseln. »Wenn ich ginge, würde der Graf mir meinen Posten bei der Stadtwache wegnehmen, und ich habe nichts anderes. Und nichts Besseres zu tun. Außerdem ist mir Nathan nicht wohlgesinnt. Es wäre ein gefundenes Fressen für

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