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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Zwiebeln, und ich konnte den rechten Arm heben, um beim Halten der Schale zu helfen. Die Suppe wärmte mich.
    Als ich das nächste Mal aufwachte, war es wieder Abend. So war ich gut durch den Tag gekommen, ohne Risiko. Mein Arm schmerzte noch, der Kopf weniger. Ich lag auf einem Strohsack. In einem Feuer brannte Reisig von Stechginster. Der Rauch hatte einen feinen Duft, ähnlich wie Kiefernholz.
    »Stillhalten.«
    Ich hatte diese Worte und die Stimme früher schon gehört. Etwas Warmes berührte meinen Arm, dann verstärkte sich die Wärme zu Feuer. Ich ächzte.
    »Ja, brennt, wie? Nun, das ist Terpentin. Silvus hat den Essig nicht gebracht. Ein Glück, nicht kauterisieren zu müssen. Stillhalten, sagte ich.« Sie war es wieder, die etwas auf meine Wunde tat. Es brannte. »Es wird helfen, ist aber keine Heilsalbe. Heilsalbe ist für diejenigen, die gegen den Feind kämpfen, nicht für verdammte Dummköpfe, die ihre eigene Seite wegen Ehrenhändeln schwächen.«
    Aus ihrem Mund klang es wie eine Verwünschung.
    »Musste es tun«, murmelte ich. Zu meiner Überraschung kam es deutlich heraus.
    Sie nickte. »Das sagte Silvus auch. Er hat mir den ganzen Tag deswegen in den Ohren gelegen. Der arme Mann scheint ganz entrüstet zu sein. Vielleicht hat er Recht - und mein Gelübde verpflichtet mich zu helfen. Es ist meine Aufgabe, verwundete Krieger soweit wiederherzustellen, dass sie bei der Verteidigung von Ys helfen können, und darum tue ich es. Aber ich werde die Heilsalbe nicht verwenden. Noch nicht. Auf der ganzen Welt gibt es weniger als ein Pfund davon, und ich besitze nur ein Viertel. In ein paar Tagen werden Sie genug ausgeheilt sein, dass ein paar Tropfen den Rest besorgen können. Wenn ich jetzt davon nehmen würde, müsste ich viel verwenden.«
    »Was ist mit meinem Kopf?«
    »Sie haben einen draufgeknallt bekommen. Danken Sie der Göttin, dass sie Ihnen einen dicken Schädel gegeben hat. Hier.« Sie nahm meine Hand, führte sie zum Kopf und berührte ihn leicht mit meinem Finger. Das Haar starrte von angetrocknetem Blut. Und die Berührung schmerzte. Ich zog die Finger weg und grunzte. »Es ist kein Schädelbruch, aber für einen Sprung in der Schüssel hat es wahrscheinlich gereicht.«
    Sie sagte es in heiterem Gleichmut. Tatsächlich fühlte ich mich ziemlich verwirrt.
    »Ich werde die Kopfwunde waschen«, sagte sie. »Da sie längst aufgehört hat zu bluten, ist es wahrscheinlich besser, die Stelle einfach zu polstern, damit Sie den Kopf nicht versehentlich anstoßen. Sie haben unter der Platzwunde eine große Beule von der Delle im Helm. Ich würde empfehlen, dass Sie den Helm besser polstern. Er ist aus gutem Stahl. Der Hufschmied hat ihn erhitzt und die Delle herausgeklopft, und nun ist er so gut wie neu.«
    Ich merkte, dass sie beunruhigt war und nur um der Wirkung willen redete, um nicht nur mich, sondern auch sich selbst aufzumuntern. Es sah ihr nicht ähnlich. Misstrauisch blinzelte ich zu ihr auf. Vielleicht war ich dem Ende nahe, und sie wollte es mir leichter machen. Das würde erklären, warum sie die Heilsalbe nicht verwenden wollte; an einen Sterbenden wäre sie verschwendet.
    Noch in Gedanken darüber, schlief ich wieder ein. Meine Träume waren übel.
    Ein neuer Morgen. Diesmal konnte ich den Kopf mit eigener Kraft heben. Silvus und Raol trugen mich zum Donnerbalken und hielten mich darauf fest. Dazu erklärten sie, es sei an der Zeit, dass ich meine Geschäfte allein verrichtete.
    Silvus und der Koch. Was war aus den Dienern und Pferdeknechten geworden? Die Formulierung dieser Frage kostete mich den halben Vormittag. Meine Gedanken flossen zäh wie Winterhonig. Ich lag wieder flach auf dem Rücken unter der Plane des Fuhrwerks, zwischen Ballen und Säcken und Kisten, und jedesmal, wenn es schwankte oder über eine Unebenheit holperte, musste ich mich mit der rechten Hand festhalten. Die braune Segeltuchplane, über Reifen gespannt, bildete ein halbrundes Dach. Am Morgen schien die Sonne durch, aber dann bezog sich der Himmel, das Gewebe nahm eine erdbraune Farbe an, und das Licht wurde silbergrau.
    Ich konnte den schmerzenden Kopf heben und hinten über die Heckklappe schauen, aber es gab nicht viel zu sehen - nur Silvus auf einer graubraunen Stute, die ich bis dahin nicht gesehen hatte, und ein anderes Pferd, das reiterlos mitlief und hinten am Wagen angebunden war. Mein Schlachtross war nirgendwo zu sehen, und wenn sie den alten Dickkopf zurückgelassen hatten, bedauerte ich es, aber nicht

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