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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Steinschleudern auf den Mauern der Festung. Jede Flotte, die dort einzudringen suchte, würde versenkt und in Brand gesetzt. Nein, sie werden außerhalb der Mündungsbucht landen und ihr Heer über den offenen Strand versorgen müssen. Denn unser Hafen ist auf hundert Meilen der einzige sturmsichere Ankerplatz an dieser Küste. Wenn die Winterstürme einsetzen, werden die Belagerer abgeschnitten sein.«
    »Dann werden sie sich aus dem Land versorgen müssen.«
    »Das wird ihnen schwer fallen. Alle Erntevorräte werden innerhalb der Festungsmauern eingelagert.«
    »Und was wird aus der Stadt?«
    »Was soll aus ihr werden?«, versetzte Merceda. Ihr Ton war kühler als kühl.
    »Werden Sie die Stadt aufgeben?«, drängte ich.
    Sie runzelte die Brauen. »Sie kann nicht verteidigt werden«, erklärte sie mit einer Bestimmtheit, die ich nicht in Frage stellen konnte.
    »Ein Versuch, die Stadt zu verteidigen, würde das Dunkel nur mit Körpern versorgen, die es als Rekruten verwenden könnte«, fügte Schwester Winterridge hinzu. »Also evakuieren wir die Bewohner, ziehen sie in die Vorberge zurück, wo wir Versorgungsdepots eingerichtet haben. Das Dunkel kann nicht das ganze Land besetzen und zugleich Ys belagern.«
    »Es wird hart für die Leute sein, ihre Häuser zu verlassen, noch dazu im Winter.«
    »Härter, als Sie glauben. Wir brennen die Stadt nieder und reißen ein, was danach noch steht. Das ist der Rauch, den Sie sehen.«
    Ich starrte über die Ebene hinaus. Ihr Gesicht wirkte jetzt verschlossen. Die blaugrünen Augen wie Eis. Die Züge der Priorin hatten sich ebenfalls verhärtet und schienen unergründlich.
    Nach einer kurzen Pause fasste sie mich ins Auge und fragte herausfordernd: »Wäre es Ihnen lieber, wenn die Leute Sklaven des Dunkels würden? Oder würden sie besser dabei fahren?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Der einzige Weg, unserem Eid treu zu bleiben und die Leute zu verteidigen, ist, die Festung zu halten.«
    Schwester Winterridge sah mich tadelnd an. »Indem wir die Festung halten, verteidigen wir auch die Städte am Fluss.«
    Ich blieb freundlich. »Und die Festung beherrscht auch die Meerenge?«
    »Nicht vollständig«, antwortete die Priorin. »Bei Nacht könnten Schiffe durchschlüpfen, oder indem sie dicht unter der südlichen Küste fahren. Aber solch eine Flottille würde ohne Nachschub sein, weil wir im Inneren Hafen ein Geschwader leichter Galeeren unterhalten. Wir können das Dunkel nicht auf See bezwingen, aber wir können die Meerenge jederzeit blockieren, wenn ihre Flotte nicht anwesend ist. Und es wird obendrein Winter sein. Das Dunkel kann Schiffe nicht längere Zeit auf hoher See erhalten. Früher oder später wird es einen schweren Sturm geben und wir halten den einzigen sicheren Hafen.«
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Von der Meerenge bis zum nächsten Hafen an der Nordküste des Binnenmeeres, Wydemouth, waren es mehr als hundert Meilen Luftlinie. An der Südküste des Binnenmeeres gab es nur Salzsümpfe und dahinter Wüstensteppe und die dort umherstreifenden primitiven Stämme des Camarg lebten selbst von der Hand in den Mund. Dort Vorräte zu beschaffen, war hoffnungslos. Und Wydemouth war Nathans westlichster Seehafen. Man konnte ihm zutrauen, dass er für eine wirksame Verteidigung gegen Angriffe von See her Sorge getragen hatte, und eine Flotte, die fern von ihrer Heimat operierte und von allem Nachschub abgeschnitten war, würde dort sicherlich nur geringe Erfolgsaussichten haben.
    Also stand das Dunkel unter dem Zwang, Ys zu nehmen und zum eigenen Stützpunkt zu machen, wenn sein Feldzug nicht scheitern sollte. Und für uns hieß es, Ys zu halten oder zu scheitern. Ich warf Schwester Winterridge einen weiteren Blick zu. Sie nickte grimmig.
    Plötzlich kam mir eine Erleuchtung. Ich hatte mich gefragt, warum der Orden ein so fähiges Mitglied für ein anscheinend nutzloses Unternehmen riskiert hatte. Silvus hatte bestätigt, dass ihnen Nathans ablehnende Haltung zur Entsendung von Truppen bekannt gewesen sei. In diesem Fall hätte es genügt, einfach eine Botschaft zu schicken. Aber nun war es mir klar. Ich war bereit zu wetten, dass sie über Wydemouth gekommen war und die Verteidigungseinrichtungen des Hafens überprüft hatte; und dass sie Auftrag gehabt hatte, auch Nathans militärische Stärke einzuschätzen und zu melden.
    Also bedeuteten wir, der Stolz von Tenabra, sozusagen das Abfallprodukt größerer Unternehmungen. Das war ein ernüchternder

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