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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Nacht zu durchdringen. Und so ergab es sich, dass wir sie tatsächlich frühzeitig ausmachten.
    Zuerst waren es nur die Schaumkronen auf den Wellen, die das matte Licht der winterlichen Sterne spiegelten. Es herrschte eine beißende Kälte, weit schärfer als die ersten Fröste, eine eisenharte Kälte, die nicht mehr mit albernen Worten wie belebend und frisch charakterisiert werden konnte. Es war eine tote, lähmende Kälte, die von der grünen See und dem gefrorenen Land heraufkroch, Finger und Zehen gefühllos machte und in den Beinen aufwärtsstieg bis sie sich kaum noch bewegen ließen. Aber sie sagte dem Dunkel zu.
    Die gewöhnlichen, vom Wind erzeugten Schaumkronen auf den Wellen wurden schräg durchkreuzt von anderen, die Bugwellen waren und von Ruderblättern aufgewühlt wurden. Schwarze Umrisse kreuzten den matt schimmernden Widerschein des Sternenlichts auf dem dunklen Wasser draußen auf See, aber nahe genug, dass sie die Küste und die dunkle Masse der Festung Ys erkennen konnten. Sie hatten die verräterischen Segel gerefft und glitten unter Rudern südwärts; Spinnen, die über das schwarze Netz des Wassers krochen.
    Niemand sagte etwas. Wir beobachteten sie und zählten. Ich kam auf dreiundsiebzig, übersah jedoch einige. Andere meinten, es seien mehr als hundert. In diesem Wind, der gleichmäßig von den Gletschern und dem Packeis des hohen Nordens blies, war die Überfahrt von Ctersi in drei Tagen und Nächten möglich. Sie konnten in jedes Schiff vielleicht ein paar hundert Krieger stopfen, jedenfalls in die größten von ihnen. Fünfzehntausend Krieger? Zwanzig? Man konnte nur Vermutungen anstellen.
    Es dauerte eine Stunde, bis sie vorbei waren. Und dann, am Ende, löste sich ein großer Schatten aus der Finsternis, verdeckte die kalten Sterne fledermausähnlich, aber von den Abmessungen eines Albatros, schlank und schnittig, mit einem Scherenschnabel und in Schuppen gehüllt wie in ein Panzerhemd.
    Wir wurden auf dem Bergfried zusammengerufen, die Feuerwehr der Priorin. Schwester Winterridge beobachtete das segelnde Kreisen und träge Herabstoßen dieser mächtigen Schwingen. Ich hörte, wie die anderen um mich her den Atem anhielten. Sogar die Schwestern zogen unwillkürlich die Köpfe ein.
    »Ein fliegender Drache«, sagte Schwester Winterridge, als handelte es sich um ein Kaninchen. »Er ist noch nicht in Reichweite.«
      Die Mannschaften der Ballistas, die in allen vier Ecken des Bergfrieds aufgestellt waren, spannten ihre Waffen mit Handkurbeln. Schlanke Stahlbolzen von Mannshöhe lagen in den Rinnen. Ein Geschützmeister zupfte die Bogensehnen zu beiden Seiten, um sich zu vergewissern, dass die Spannung die gleiche war. »Schwester Celestine«, sagte Schwester Winterridge, »ist unsere Chorleiterin. Sie hat ein gutes Ohr für Musik.«
    Wenn es ein Scherz sein sollte, sah ich kein Zeichen davon; aber bei Schwester Winterridge fand ich nie Gewissheit.
    Die Bedienungsmannschaften schwenkten ihre Waffen aufwärts und drehten sie, um den Flugdrachen ins Visier zu bekommen. Er segelte im Wind näher und näher. Wir konnten den Kopf sehen, der eine Mischung von Vogel und Echse war, und der Glanz unserer Lichter wurde feurig von einem wild und drohend blickenden Auge gespiegelt. Eine Ballista konnte ihren Bolzen vierhundert Schritte weit schleudern, aber das Ungeheuer war über uns. Wie wirkte sich das auf die Reichweite aus? Wie in Erwartung unseres Geschmacks klappte der Flugdrache den gezähnten Schnabel auf und zu und der lange Hals wandte sich von einer Seite zur anderen, sodass er uns erst mit einem, dann mit dem anderen Auge betrachten konnte. Ich musste an einen monströsen Kranich denken. Vielleicht zählte er uns, wie wir die Schiffe gezählt hatten. Wir standen und starrten hinauf, als er in sehr langsamen Kreisen näher segelte, vom Aufwind des Kliffs höher getragen wurde. Dann hob er einen Flügel und ließ sich vom Wind südwärts davontragen, und ein Schrei, der wie zerreißendes Metall klang, wehte zu uns herüber. Die Mannschaft einer Ballista erprobte die Reichweite, aber der lange Pfeil fiel zu kurz.
    Schwester Winterridge verfolgte die Flugbahn und nickte sich selbst zu. »Also ist das Ding durch Stahl verwundbar«, murmelte sie. »Sonst hätte es niemals abgedreht.«
      Ich sah sie überrascht an. Wollte sie damit wirklich sagen, dass sie das bis jetzt nicht gewusst hatte? War das Dunkel nicht immer durch Stahl verwundbar? Es sei denn, seine Diener waren bereits tot.
    »Und

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