Tenebra 3 - Dunkle Burg
nicht einmal in so seltsamen Worten wie denen, die ich erst gestern gehört hatte. Und ich erinnerte mich anderer Worte, der Worte Teskas, mochte er verfaulen: Du musst das Tier sehen, das du beherrschst, wenigstens zuerst, und die Wirkung des Talents nimmt mit der Entfernung rasch ab.
Denk. Denk. Die Kobolde trieben hier Tauschhandel. Was würde sie veranlassen, ihre Tür zu öffnen? Tauschwaren, die draußen niedergelegt wurden. Warum ihnen nicht etwas bieten? Sie wollten Nahrungsmittel, wie es schien. Davon hatte ich etwas.
Ich hatte von Jonnas Trockenfrüchten genommen, und einen Beutel voll Korn. Nicht viel, denn ich wollte sie nicht berauben. Aber sie schuldeten mir einen Tageslohn und ein gutes Pferd. Ich nahm Trockenfrüchte und Korn aus meinem Bündel und legte sie auf den Boden. Dann ging ich ein Stück den Hügel hinunter. Nicht weit von mir sah ich einen Fuchs. Ich überzeugte ihn, dass eine neue Füchsin des Weges käme, und bald darauf beobachtete er mit gespannter Aufmerksamkeit die Steinplatte.
Lange Zeit geschah nichts. Ich wurde steif, und die Nachtkälte setzte mir zu. Von Zeit zu Zeit reckte und streckte ich mich langsam, um keine unnötigen Geräusche zu erzeugen. Der Morgen war nicht mehr fern. Ruhig lag die unregelmäßige Steinplatte unter dem Sternhimmel. Dann begann sich eine langsame Veränderung ihrer Umrisse abzuzeichnen, ein allmähliches Herausheben, und nach und nach öffnete sie sich. Durch die Augen des Fuchses beobachtete ich, wie ein Kopf sich vorsichtig herausschob, und zugleich floss ein Gedankenstrom in den Teich meines Bewusstseins. Vorsicht: Das war eine Gewohnheit. Dann angenehme Empfindungen in der Kühle und Dunkelheit; eine gewisse Unruhe wegen des Windes in Heidekraut und Krummholz und die raschelnden Geräusche von Tieren. Dann Überlegung. Er dachte nach, was er für die Dinge geben sollte, die ich zurückgelassen hatte, dachte aber in Worten, die mir nichts bedeuteten. Ich ließ ihn rechnen und überlegen und lauschte den Gedanken unter seinen Gedanken, bis ich ihn kannte. Und einer der Gedanken im Unterbewusstsein, an den Wurzeln seiner Persönlichkeit, war ein Bedürfnis, die Jungen zu schützen, die Hilflosen seines Volkes.
Danach war es einfach. Ich machte ein Geräusch wie ein weinendes Kind; sofort reagierte er mit Anspannung, aber ich nahm ihm die Unruhe. Schritt für Schritt kam er vorsichtig heraus, bis er mich sah, und im Nu hatte ich ihm die Geschichte erzählt und meine Liebe zu den Kobolden und meine Suche nach sicherer Zuflucht beteuert.
Danach blieb ihm keine Wahl. Was sind verstandesmäßige Überlegungen gegenüber den tiefsten Bedürfnissen und den stärksten Gefühlen? Er streichelte mich, als ich am Boden saß, und nichts konnte dem Mitleid und der Liebe Einhalt gebieten. Ich blickte in sein Gesicht auf. Etwas darin erinnerte mich an Sart, die flachen Knochen unter dem Fleisch. Ich ließ ihn das wissen, und er war verloren. Man hatte ihm nie die Fortpflanzung erlaubt, und das nagte an seinem Selbstgefühl.
Wir saßen dort beisammen, bis das Morgengrauen im Osten die Schwärze der Nacht aufzulösen begann. Von den verstreuten Siedlerhäusern am Fuß des Hügels drangen erste Geräusche herauf. Dort begann ein neuer Arbeitstag.
WILL
Der Bau unter dem Gebirge hatte einen Namen, der in menschlicher Sprache ungefähr Der Ort der jüngsten Steine bedeutete. Aber die Steine dieses Gebirges waren alle vom gleichen Alter, nicht wahr? Arienne zuckte nur die Achseln, als ich sie fragte. Nach dem Mühlweg hatte es eine Treppe gegeben, eine lange Passage, wo Stufen aus dem anstehenden Gestein gehauen waren, und sie hatte uns zu einer Kreuzung und dann in einen engen Stollen und schließlich zu einem Ausgang gebracht. Die letzten zweihundert Schritte mussten wir mit verbundenen Augen gehen, und ich hatte keine Ahnung, was die Tür zum Ausgang betraf.
Arienne sagte: »Sie verlangen dein Ehrenwort, dass du die Augenbinde nicht abnehmen wirst, bevor die Tür geschlossen ist und ich es dir gesagt habe.«
»Mein Wort darauf«, sagte ich.
»Auch meins«, sagte Silvus. Und so standen wir da und hörten ein Knirschen, und der kühle Abendwind wehte uns an, und Arienne ergriff meine Hand und führte mich weiter.
»Steig hier hinauf; noch einmal. Nun zwei volle Schritte voraus. Gut. Jetzt stehenbleiben.«
Wir warteten, und es trat Stille ein. Arienne schien mit ihnen zu sprechen. Dann wieder das leise Knirschen und ein dumpfes Geräusch. Abermals Stille, die
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