Tenebra 3 - Dunkle Burg
nicht für dich denkt. Dieses Mädchen hat keine Ahnung, was das Dunkel ist, oder das Talent – oder der Orden. Wenn wir sie und die Unterirdischen retten wollen, müssen wir sie über alles das unterrichten. Wer könnte es besser tun?«
Ich war überrascht. Behutsam machte sie sich los. »Ich werde schon zurechtkommen. Sie ist nicht schlecht. Wenn sie es wäre, würden wir nicht mehr hier stehen. Sie ist nur verängstigt und zornig – und sie ist verletzt worden. Ich werde sie so bald wie möglich mitbringen.« Sie reckte sich und küsste mich. »Einstweilen Lebewohl.«
Und ich stand da wie ein Ochse, während sie sich umwandte und mit ruhigen Schritten zu der Öffnung in der Erde hinüberging. Schatten schlossen sich um sie und dann verschwand sie. Die Steinplatte schloss sich – und sie war fort.
KAPITEL XI
ASTA
Die Tür schloss sich. »Dies ist das Dunkel, weißt du«, sagte die junge Frau.
»Da – eine Lampe. Es ist nicht so schlimm.. Sie werden sich daran gewöhnen«, erwiderte ich in absichtlichem Missverstehen ihrer Worte.
Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt, was ich meine. Und ich bin die Dunkelheit gewohnt.« Sie blieb stehen und starrte den Kobold an, der mich bewachte – Türhüter war sein Name. Plötzlich standen ihre Gedanken mir so offen wie eine Tempeltür. Um mir das Verständnis zu erleichtern, sprach sie die Worte, während sie sie dachte: »Leute von Jungstein grüßen. Fehlt euch etwas?«
Er erstarrte für einen Augenblick, das war die einzige Regung, die ich sehen konnte. Aber ich vermochte ihn zu hören, in einer Weise.
Wieder dolmetschte sie: »Einstweilen Zufriedenheit. Unhungrig. Handel mit Sonnenleuten nötig, gut.«
Sie nickte mir zu. »Hast du verstanden?«
Ich nickte, weil ich vor Überraschung nichts sagen konnte. »Sie errichteten hier den Bau wegen der Siedlung in Neutal. Wenn sie den Tauschhandel einstellten, würde es ihnen an Nahrung fehlen.«
»Ich werde sie nicht am Tauschhandel hindern. Das habe ich schon gesagt.«
Sie lächelte ein wenig. »Du sagtest auch, wir hätten freies Geleit.«
»Haben Sie auch. Ich werde Ihnen nichts tun.«
Mir war das unbehaglich, aber sie nahm keine Notiz davon. »Es sei denn, etwas passt dir nicht. Dein früherer Meister – Teska, war das nicht sein Name? – wird dir das Gleiche gesagt haben, bevor er dich in den Dienst zwang.«
Sie war schlau, diese Frau, bei all ihrer damenhaften Art. Was sie damit sagen wollte, war, dass ich mich zu einer Art Teska gewandelt hätte. Aber er tat es zum eigenen Vorteil und dem seines Fürsten. Ich wollte nur frei leben. Das war ein Unterschied. Trotzdem konnte ich nicht gleich etwas sagen.
»Du siehst, warum dies das Dunkel ist?« Sie sprach ganz sachlich darüber. »Du hast schon das Bewusstsein dieser Leute verformt, dein Wort gebrochen, weil du es notwendig fandest. Und nun hältst du mich als Geisel gefangen, geradeso wie Teska dich gefangenhielt…«
Genug war genug. Ich hatte es satt, von Teska zu hören. Sollte er an der Seuche verrecken. »Ruhe!«, fauchte ich. »Hören Sie endlich von Teska auf.«
»Er wird bald hier sein, mit seinen Freunden, weißt du. Ich frage mich, ob du ihn dann wirst ignorieren können?«
»Ich habe von Ihrem Gescheiße die Nase voll.« Ich blickte zum Türhüter und machte ihm deutlich, wie unglücklich ich über diese Person war, dass sie mich bedrohte und dass ich mich vor ihr fürchtete. Aber von ihm empfing ich nichts als Verwirrung.
Das war das Problem. Sie konnte zu ihnen sprechen, während ich ihnen nur zu sagen vermochte, wie ich mich fühlte, wie mir zumute war. Ich musste ärgerlich ausgesehen haben, denn sie lachte. »Ich werde ihm sagen, dass du mich fortgeschafft und eingesperrt haben willst. Aber wenn ich verspreche, nicht mehr über du weißt schon wen zu sprechen, wirst du mir dann erlauben, dass ich dir noch eins sage?«
»Was soll das sein?«, knurrte ich.
»Nur das: Dies ist das Dunkel, weißt du, der Gebrauch des Talents, um Geist und Körper eines anderen für deine eigenen Ziele zu verändern. Der Orden und seine Leute verkehren nicht mit dem Dunkel und treiben keinen Handel mit ihm.«
»Sie meinen, Sie würden sie lieber verhungern lassen? Sie haben Nerven, mir zu sagen, ich sei die Schlechte!«
Sie blickte zu Boden, dann wieder zu mir auf. »Nein. Sie sollen nicht verhungern. Aber bitte denk darüber nach, was du ihnen antust.«
Sie nickte, hob den Saum ihres Rockes und stieg die schmale Steintreppe hinunter. Ich blieb
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