Tenebra 3 - Dunkle Burg
nicht sein. Nicht mit Nathan. Er kennt sich aus. Du kannst ihn nicht lange täuschen.« Ihre Stimme klang so weich und erbarmungslos wie fallender Regen.
Wir saßen eine Weile und schwiegen. Ich sah der Zukunft ins Gesicht und dachte, dass es nicht sehr lange so weitergehen würde. Ich konnte nicht bleiben und ich konnte nicht gehen. Wenn ich davonlief, würden die Siedler mir nicht helfen, und ich müsste in diesem leeren Land verhungern. Wenn Nathans Leute mich erwischten, würde ich seine Sklavin sein oder auf dem Scheiterhaufen enden. Ich starrte die Felswand an, die grau und uneben im Lampenschein lag, und zum ersten Mal seit Jahren war mir zum Weinen zumute. Sie beobachtete mich.
Als sie weitersprach, hatte ich gerade entschieden, dass mir alles gleich sei; sterben konnte ich immer.
»Ich sagte dir, Asta, dass das Dunkel ist, was du tust, und so ist es. Einer Person oder einem Lebewesen deinen Willen aufzuzwingen, auch wenn es Verderben bringt, nur zu deinem eigenen Vorteil, das ist das Dunkel. Aber es gibt manches, was du nicht getan hast. So hast du nicht versucht, die Unterirdischen zum Angriff zu gebrauchen. Du hast ihnen keinen Hass auf andere eingeflößt. Du hast ihre Körper nicht verändert und keine Ungeheuer aus ihnen gemacht. Du hast nicht einmal daran gedacht, Leute zu töten, um ihre Leichen benutzen zu können. Der Weg zurück steht dir noch offen.«
Ich starrte sie an. Sie lächelte. »Du kannst alles das tun, Asta. Magier der Schwarzen Kunst, die sich dem Dunkel verschrieben haben, haben alles das schon getan. Aber ich glaube nicht, dass du es willst.«
Natürlich wollte ich so etwas nicht tun. Der Gebrauch des Talents verschaffte mir eine Art Kitzel, ein Gefühl von Macht, aber diese Dinge… Ich wusste auch, was dieser Kitzel war und woher er kam. Trotzdem musste ich mich schützen. Was ich brauchte, war Schutz, und die Unterirdischen konnten ihn mir geben.
Mir kam ein Gedanke. »Sie sagten, es würde anders sein, wenn dies ein größerer Bau wäre.«
Ihre Augen weiteten sich einen Moment lang, und sie zögerte. Das hatte sie anscheinend nicht erwartet. Aber dann antwortete sie bereitwillig: »Ja, oder wenn er besser verteidigt wäre. Ein großer Bau ist ein Labyrinth von Stollen und Gängen und Sackgassen und Höhlen, in denen sich ein ganzes Regiment verlaufen kann.«
Ich nickte. »Gut. Das ist meine Antwort. Wir gehen einen größeren Bau suchen.«
Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Das ist keine Antwort, Asta. Du kannst nicht ewig in einem Bau leben. Ich mag die Unterirdischen und kenne sie. Aber ich könnte das auch nicht, nicht lange.«
»Besser als Nathans Sklavin zu sein. Oder Ihre.«
»Ich habe dir schon gesagt, dass der Orden nicht von dir verlangen würde, dein Talent zu gebrauchen, gleichgültig wofür. Er würde es dir nicht einmal erlauben…«
»Ja, ja, natürlich. Klar. Aber sehen wir zuerst, ob ich eine sichere Bleibe finden kann, bevor ich anfange, mit denen zu reden. Wo ist der nächste Bau?«
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Das werde ich dir nicht sagen. Ich werde nicht erlauben, dass du meine Freunde versklavst.« Aber sie sagte es so, als versuchte sie sich mit der Idee vertraut zu machen. Sie gefiel ihr nur nicht, weil ich sie damit überrumpelt hatte.
»Es wäre Ihnen lieber, wenn diese hier und ich und Sie selbst ums Leben kämen?« Ich seufzte. »Ich werde einfach die Leute hier fragen.«
Nun gab sie nach, wie ich es mir schon gedacht hatte. »Also gut. Ich hoffte, du würdest nicht daran denken. Jedenfalls kann ich nicht zulassen, dass du Nathans Leuten in die Hände fällst, und ich kann das Risiko nicht eingehen, dass du dich ihm ergäbest, wenn es dazu käme.«
»Lieber würde ich sterben«, versetzte ich.
Sie nickte. »Vielleicht, obwohl das leichter gesagt als getan ist. Aber wenn du mir nicht vertrauen willst, werde ich auch dir nicht vertrauen.« Und damit musste ich mich zufriedengeben.
Wenn man das Sagen hat, kann alles rasch entschieden – und ebenso rasch danach gehandelt werden. Ein Blick ins Freie zeigte, dass es heller Morgen war, eine ungünstige Zeit, um auf Wanderschaft zu gehen, aber eine günstige Zeit, um zu schlafen, während alles Nötige vorbereitet wurde. Ein Umhang wie Ariennes – das war ihr Name, Arienne – für mich, und etwas Proviant. Wir würden in die Berge gehen müssen, die man vom Hügel aus sehen konnte.
»Eine Nachtwanderung. So schnell und so still, wie wir können«, sagte sie. »Nathans
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