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Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer

Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer

Titel: Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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verändern, bis es ihnen gelingt, die bei ihnen selbst eingetretenen Veränderungen in ihren Nachkommen zu reproduzieren.
    Die Evolutionstheorie, die sich seit der Zeit, als sie vor hundert Jahren formuliert wurde, bis in unsere Tage gehalten hat, besagt, daß Ursprung und Fortbestand einer neuen Tier- oder Pflanzengattung auf dem natürlichen Selektionsprozeß beruht, der das Überleben solcher Individuen begünstigt, deren Merkmale ihnen die bestmögliche Anpassung an ihre Umwelt erlaubt, und daß Evolution durch das Zusammenwirken dreier Prinzipien zustande kommt. Erstens Heredität, die bewahrende Kraft, die ähnliche organische Formen von einer Generation auf die andere überträgt. Zweitens Variation, die bei allen Lebensformen existierenden Unterschiede. Drittens der Überlebenskampf, der entscheidet, welche Variationen in einer bestimmten Umwelt von Vorteil sind. Dieses letzte Prinzip ließ die noch heute geläufige Redewendung vom »Überleben der Tüchtigsten« aufkommen.
    Als Theorie hat die Evolutionstheorie gewaltige Lücken. Sie bietet Zweifeln weiten Raum. Bestenfalls ist Evolution ein Prozeß mit offenem Ausgang, für den die Wissenschaftler klassifi- katorische Schemata erfunden und nach Herzenslust Taxonomien aufgestellt haben. Tatsache bleibt aber, daß es eine Theorie voller Lücken ist. Das, was wir über die Evolution wissen, sagt uns nicht, was Evolution ist.
    Don Juan Matus glaubte, daß Evolution das Produkt eines Intendierens auf sehr profunder Ebene sei. Gekennzeichnet sei diese profunde Ebene im Fall der Zauberer durch etwas, was sie die innere Stille nannten.
    »Zum Beispiel«, sagte er, als er dieses Phänomen erläuterte, »sind sich die Zauberer sicher, daß die Dinosaurier flogen, weil sie zu fliegen intendierten. Man kann aber nur schwer verstehen und noch schwerer akzeptieren, daß Flügel die einzige Lösung für das Fliegen sind, in diesem Fall die Lösung der Dinosaurier. Dennoch ist diese Lösung nicht die einzig mögliche. Sie ist die einzige, die uns durch Nachahmung verfügbar ist. Unsere Flugzeuge fliegen mit Flügeln, die eine Imitation der Saurierflügel sind, vielleicht weil das Fliegen seit den Zeiten der Dinosaurier nie wieder intendiert wurde. Vielleicht haben sich Flügel durchgesetzt, weil sie die einfachste Lösung waren.«
    Don Juan war der Meinung, daß man nicht wissen kann, welche anderen Möglichkeiten des Fliegens, abgesehen von Flügeln, verfügbar wären, wenn wir es heute intendieren würden. Weil die Intention unbegrenzt ist, so behauptete er, ist es dem Denken logisch unmöglich, aufgrund von Deduktions- oder Induktionsprozessen zu berechnen oder zu bestimmen, wie diese Möglichkeiten des Fliegens aussehen könnten.
    Die magischen Bewegungen der Tensegrity-Folge für die Gebärmutter sind von allergrößter Wirkung und sollten maßvoll geübt werden. In alten Zeiten waren den Männern diese Übungen nicht erlaubt. In neuerer Zeit neigen die Zauberer dazu, diese magischen Bewegungen eher allgemeingültig aufzufassen. Damit ergab sich die Möglichkeit, sie auch für Männer nutzbar zu machen. Man sollte jedoch mit Vorsicht an diese magischen Bewegungen herangehen und sie nur mit großer Sorgfalt, Konzentration und Entschlossenheit ausführen. Die Männer, die diese magischen Bewegungen lehren, haben sich wegen der starken Wirkung entschlossen, die von ihnen erzeugte Energie nur ganz leicht auf der Genitalregion zu verteilen. Diese Vorsichtsmaßnahme hat sich als ausreichend erwiesen, um einen wohltuenden Energieschub ohne tiefere oder schädliche Folgen zu erreichen.
    Don Juan erklärte, daß die Zauberer seiner Tradition zu einem bestimmten Zeitpunkt auch Männern erlaubt hätten, diese magischen Bewegungen wegen der Möglichkeit auszuführen, daß die durch sie erzeugte Energie die sekundäre Funktion der männlichen Geschlechtsorgane wecken würde. Er sagte, daß diese Zauberer der Auffassung waren, die sekundäre Funktion der männlichen Geschlechtsorgane sei ganz anders geartet als jene der Gebärmutter. Da die männlichen Organe außerhalb der Leibeshöhle hängen, könne keine Interpretation von Sinnesdaten stattfinden. Wegen der anderen Bedingungen kamen sie zu dem Schluß, daß die sekundäre Funktion der männlichen Organe in etwas bestünde, das sie als evolutionäre Stütze be- zeichneten - eine Art Sprungbrett, das Männer zu außerordentlichen Leistungen im Bereich der unbeugsamen Intention, wie die Zauberer des alten Mexiko es nannten, oder

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