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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Evakuierungsarbeiten abgeschlossen. Es sind nach aktueller Liste insgesamt 39.878 Personen an Bord genommen worden, der Rest der Ladekapazität wurde für Trinkwasser und Rationen benötigt. Davon sind 32.355 Kinder und Jugendliche, der Rest erwachsene Verwandte, im Regelfalle Mütter.«
    »Keine Männer?«
    »Zwei allein erziehende Väter. Der Linerkommandant hat dem Gouverneur Passage angeboten, doch dieser hat abgelehnt.«
    Haark hob die Augenbrauen, sagte aber nichts.
    »Es wurde noch besser. Da Admanto dem Gouverneur das Angebot ganz zum Schluss gemacht hat, hat Farkas ihm kurz vor Abflug noch einen Shuttle mit drei weiteren kleinen Kindern geschickt – mit der Nachricht: Wenn für mich noch Platz war, dann ist auch noch Platz für diese hier.«
    Haark schüttelte den Kopf. So etwas wie Rührung drohte ihm die Kehle zuzuschnüren.
    »Ich habe nicht geahnt, dass so was in ihm steckt«, gab er offen zu. »Farkas war für mich immer ein Instrument des Bergbaukonzerns, eine Marionette der Chefetage. Aber ich bin nun eines besseren belehrt. In ihm war offenbar etwas verborgen, was erst jetzt zum Vorschein gekommen ist. Ich wünschte, ich hätte noch Gelegenheit, diese Tatsache höheren Orts zu erwähnen.«
    Beck nickte. Er schien Haarks Gefühle zu teilen.
    »Ich hoffe, Admanto wird das tun, Capitaine.«
    Haark verzog das Gesicht.
    »Das glaube ich nicht, zumindest nicht die letzte Episode, die ist zu peinlich für ihn. Und wir wissen ja, welchen Wert dieser Mann auf sein Ansehen legt.«
    Beck grinste. »Wir senden weiterhin stündliche Lageberichte an das Funkrelais der Brückenstation. Die Brückenbesatzung entsendet seit Beginn der Krise stündlich Nachrichtensonden durch die Brücke. Wenn Admanto es zu erwähnen vergisst, könnten wir es in einen unserer letzten Bericht einfließen lassen.«
    Haark nickte anerkennend. »Dann machen Sie das, Beck. Danke, dass Sie mich auf Offensichtlichkeiten hinweisen. Ich bin offenbar tatsächlich übermüdet.«
    Beck neigte den Kopf. »Capitaine.«
    Haark verließ die Brücke. In seiner Kabine hielt er sich nur so kurz auf, wie es für eine Dusche, Rasur und das Wechseln der Uniform notwendig war. Er warf einen letzten Blick auf das Foto seiner Abschlussklasse und prägte sich die Gesichter seiner toten Kameraden noch einmal ein. Es konnte ja sein, dass er sie in Kürze wieder traf, und da wollte er niemanden verwechseln.
    Dann zog es ihn in die Messe. Er hätte sich etwas in seinen Raum bringen lassen können, aber tatsächlich sträubte sich alles in ihm, alleine mit seinen Grübeleien sein zu müssen.
    Als er die Messe betrat, fiel sein Blick als erstes auf Aspirant Sarazon.
    Ihn hier zu sehen, war schon etwas Besonderes, da der zurückgezogen lebende Chefingenieur seine Kabine nur sehr selten verließ. Sarazon war der einzige Offizier an Bord des Schiffes, dessen Alter in etwa seinem Dienstgrad entsprach. Er war der einzige Mann an Bord, der sich freiwillig um eine Versetzung auf die Malu bemüht hatte. Haark hatte nie nach den Gründen gefragt. Der Aspirant tat seine Arbeit gut, wenn er gebraucht wurde, und er kannte seine Maschinen.
    Außer Sarazon saßen noch ein gutes Dutzend weitere Besatzungsmitglieder in der Messe.
    Das leise Gemurmel war erstorben, als Haark den Raum betreten hatte. Die Blicke, die sich ihm zuwandten, waren ohne Vorwurf, aber voller Erschöpfung.
    Haark setzte sich zum Ingenieur und wurde von dem schlaksigen Mann mit den weißblonden Haaren mit einem Kopfnicken begrüßt.
    »Bei Ihnen alles in Ordnung?«, fragte der Kommandant, nachdem ihm Caporal Tijden einen Teller mit etwas Dampfendem vor die Nase gestellt hatte.
    »Ja, Capitaine, soweit auf diesem Schiff überhaupt etwas in Ordnung ist. Aber wenn ich das richtig sehe, ist es ja nur noch die Frage, ob die alte Kiste noch ein paar Stunden mehr überlebt oder nicht.«
    Haark runzelte die Stirn. Die Antwort war ihm etwas zu salopp gekommen.
    »Es geht um mehr als bloßes Überleben«, wandte er ein. »Ich möchte dem Gegner so großen Schaden wie möglich beibringen. Der Liner soll die Brücke unbeschadet erreichen und ich will dem Gouverneur Zeit verschaffen, die Zivilverteidigung zu organisieren. Außerdem sind die Notrufe schon vor Stunden durch das Brückentor gegangen. Irgendwann wird eine Entsatzflotte eintreffen.«
    Sarazon hob die Augenbrauen. Für einen Moment flog Verwunderung über seine bisher unbewegte Miene.
    »Das meinen Sie im Ernst?«
    Die Stille in der Messe war fast greifbar.

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