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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gebildet hatte. Flechtenartige Geschwülste hatten sich auf der Haut gebildet.
    »Es ist eine sehr schnelle Entwicklung gewesen«, murmelte Alwa leise. »Wir haben die Wunde noch gescannt, als uns bereits auffiel, dass der Stachel offenbar eine enge Verbindung mit Jonas Oberschenkelknochen eingegangen war. Seine Fühler dringen bis in das Knochenmark vor. Die Haut um die Wunde herum hat sich … ich nenne es zementiert. Der Stachel steckt so fest, wir können ihn nicht einmal einen Millimeter bewegen.«
    Tooma hatte so etwas noch nie gesehen.
    »Was tun diese Fortsätze?«
    »Schauen Sie es sich unter dem Scanner an!«
    Alwa hielt Rahel das mobile Gerät hin und rief eine gespeicherte Aufnahme auf. Es war eine starke Vergrößerung eines der wurmartigen Fortsätze. Rahel war keine Medizinerin, aber sie hatte schon viele Wunden und Infektionen in ihrem Leben gesehen, außerdem hatte sie den Sanitätskurs sowie alle Auffrischungslehrgänge immer mit Auszeichnung bestanden. In einem anderen Leben wäre möglicherweise eine gute Ärztin aus ihr geworden.
    »Samen«, sagte sie. Alwa nickte.
    »Jeder dieser Fortsätze legt eine Art Samen in Jonas Fleischgewebe ab. Ich weiß nicht, was daraus wachsen wird, aber die Analogie, die ich benutze, lautet: Jonas Bein wird zu einem Blumenbeet. Die Fortsätze werden immer länger und breiten sich in alle Richtungen aus. Sie schlagen sozusagen Wurzeln und ernähren sich aus dem Gewebe seines Fleisches.«
    Tooma spürte, wie der Ekel in ihr aufstieg. Die Implantate reagierten sofort und unterdrückten die Anwandlung.
    »Was fühlt er?«, wollte sie von Alwa wissen.
    »Nichts mehr. Er hat sich zu sehr aufgeregt, da habe ich ihn betäubt.«
    »Was können wir tun?«
    »Ich habe es mit Antibiotika versucht, mit verschiedenen Breitbandmitteln. Sie haben das Wachstum der Sporen oder Samen verlangsamt, aber nicht zum Stillstand gebracht, und einmal infiziertes Gewebe blieb infiziert.«
    Für einen Moment herrschte Ruhe. Die Konsequenz war relativ eindeutig, das sah Tooma in Alwas Augen.
    »Wie weit ist es bis zur Hüfte vorgedrungen?«
    »Noch nicht sehr weit. Bis jetzt ist das Bein befallen.«
    »Dann bleibt nur noch eine Lösung.«
    Alwa nickte gefasst. »Mir fällt auch nichts anderes ein. Um eine Amputation werden wir wohl nicht herumkommen.«
    Rahel warf ihr einen prüfenden Blick zu.
    »Können Sie das?«
    Alwa seufzte. »Unsere Ausrüstung ist nicht so schlecht, vor allem Dank Ihrer Mittel. Ich brauche Hilfe und eine etwas sterilere Umgebung wäre nicht schlecht. Ich habe genug Anästhetika und blutbildende Mittel, und Jonas ist von guter Konstitution. In vergangenen Zeiten wurden Amputationen unter weitaus schlechteren Bedingungen erfolgreich durchgeführt.«
    Der Tonfall, in dem die Frau dies vortrug, wirkte vertrauenerweckend.
    Tooma kam zu dem Schluss, dass die Krankenschwester in der Tat wusste, wovon sie redete.
    »Wie lange, bis es zu spät dafür ist?«, fragte Li, der lautlos dazu getreten war. Alwa zuckte mit den Schultern.
    »Ich sage zwei bis drei Stunden. Warum? Ich würde es lieber gleich jetzt machen!«
    Die relativ geschäftsmäßige Kaltblütigkeit in Alwas Stimme überraschte Rahel nicht. Jeder, der auf der Ebene lebte, war Pragmatiker. Man regte sich hier selten über Dinge auf, die man nicht ändern konnte.
    »In der Station, Marechal …«
    »Ja?«
    »Es gibt dort einen Operationsraum. Er ist leicht zu säubern und ich bin mir sicher, dass zumindest das Operationsbesteck und einiges an vakuumverpackter Ausrüstung noch da sind. Dort könnten wir die Operation unter viel besseren Rahmenbedingungen durchführen.«
    Alwa nickte und schien über diese Aussicht erfreut.
    »Ein Operationssaal, selbst einer nur mit den wichtigsten Möbeln, würde mir sehr entgegen kommen«, bekräftigte sie.
    Rahel nickte.
    »Dann ist es beschlossen. Sobald die Gleiter alle startklar sind, machen wir uns so schnell wie möglich auf den Weg. Jonas ist alleinstehend?«
    »Ja, er hat niemanden«, bestätigte Alwa.
    Rahel lächelte dünn.
    »Das stimmt nicht mehr. Er hat uns, uns alle. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, wenn wir überleben wollen.«
    Alwas Lächeln war breiter und fast fröhlich.
    »Damit haben Sie in der Tat Recht, Marechal. Ich werde tun, was ich kann, das verspreche ich.«
    Rahel neigte ihren Kopf und erwiderte schlicht: »Ich auch.«
    Dann wandte sie sich an Li.
    »Lassen Sie uns einen Blick auf den toten Tentakelkrieger werfen. Vielleicht sagt er uns

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