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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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werdenden Zahlen mit großer Klarheit wahr. Jonathan Haark war kein Selbstmörder, doch in diesem Moment nahm er die Aussicht, möglicherweise bald zu sterben, mit erstaunlicher Gelassenheit zur Kenntnis.
    Auf dem Schirm wuchs das flunderförmige Schiff des Feindes.
    Jonathan Haark öffnete einen Funkkanal.
    »Hier spricht Capitaine Jonathan Haark, militärischer Oberbefehlshaber der Sphärenflotte im Arbedian-System. Ich fordere Sie zum umgehenden Rückzug oder zur sofortigen Kapitulation auf. Sollten Sie auf diesen Funkruf nicht sofort antworten, werde ich Maßnahmen ergreifen, die dazu geeignet sind, ihren dicken Arsch in tausend Stücke zu zerblasen.«
    Der Feind würde nicht antworten.
    Haark hatte auch nichts anderes erwartet.
    Er presste einen Knopf. Ein heftiges Rucken ging durch die Malu , als mit einem Schlag alle Rettungskapseln vom Rumpf des Torpedobootes fortgeschleudert wurden. Bis auf zwei, darunter die eine, die auf den Kommandanten wartete.
    »Du bist tot, mein Freund«, flüsterte Haark und gab die letzte Kurskorrektur frei. Eine Sekunde später blühten Lichter beim Feindschiff auf.
    Es eröffnete das Feuer.
    »Schnell, aber nicht schnell genug«, wisperte Haark, warf noch einen Blick über die Kontrollen, dann erhob er sich und rannte los.
    Vor seinem geistigen Auge lief der Countdown weiter, als er durch die Gänge hechtete.
    Eine heftige Erschütterung ließ die Malu erzittern, als die ersten Wirkungstreffer in die Hülle einschlugen. Das klagende Jaulen der Sirene durchhallte das dem Tode geweihte Schiff, als wolle es sich bei seinem davonlaufenden Kapitän über die brutale Behandlung beklagen. Mit einem Schlag fiel die Beleuchtung aus und das schwache Rotlicht der Notlampen erglimmte. Haark registrierte das nur halb.
    Er hatte die Einstiegsluke der Kapsel erreicht, als ein zweiter, diesmal noch heftigerer Schlag die Malu durchfuhr.
    Mit einer methodischen Bewegung wollte Haark seinen Druckhelm zuklappen, aber er griff ins Leere.
    Vor seinem geistigen Auge tauchte das Bild des abgelegten Helms in der Halterung am Kommandosessel auf.
    Er war offenbar dermaßen müde und unkonzentriert gewesen, dass er ihn dort vergessen hatte.
    Dumm gelaufen , dachte Haark bei sich. Es ließ ihn kalt.
    Ein entsetzliches Knirschen ertönte, und dann das laute Zischen austretender Luft. Ein starker Luftsog zerrte an Haark, als er die Luke aufklappte. Vor seinen Augen begannen Kreise zu tanzen. Seine durch Übermüdung induzierte Nachlässigkeit rächte sich jetzt. Er schnappte nach Sauerstoff, und der Luftsog wurde stärker. Seine Hände krallten sich um die geöffnete Luke, und er versuchte, sich mit letzter Kraft in die Öffnung der Kapsel zu ziehen.
    Dann ein erneutes Krachen, doch diesmal seltsam entfernt. Haark blickte sich um und sah, wie ein Frontstück der Malu langsam abbrach, er konnte durch die Risse im Rumpf in den Sternenhimmel blicken, direkt auf das nun sehr, sehr nahe Feindschiff.
    Da waren Einschläge. Die gute, alte Malu hatte dem Gegner noch rechtzeitig alles entgegengeschleudert, was sie in ihrem Bauch hatte, antike Fernwaffen in hoher Anzahl, und sie gingen ihrer Mutter voraus, bahnten ihr den Weg in die endgültige Vernichtung.
    Haark war plötzlich sehr, sehr kalt und seine Kräfte erlahmten.
    Er spürte noch, wie ihn eine Faust ergriff und mit Kraft in das Innere der Rettungskapsel zog. Die Luke schloss sich hinter ihm, dann gab es einen weiteren Ruck und die Kapsel taumelte von der sterbenden Malu davon. Haark hustete, als frischer Sauerstoff in seine malträtierten Lungen strömte und sah mit blutunterlaufenen Augen in das Gesicht von Sous-Lieutenant Beck, der ihn grinsend anstarrte.
    »Sie Idiot!«, krächzte Haark, ehe er das Bewusstsein verlor.
    Beck ließ ihn auf eine der Liegen gleiten, schnallte ihn fest und nahm selbst auf dem Pilotensitz Platz. Der Andruck der beschleunigenden Kapsel machte jede Bewegung zur Qual, doch dann hatte er sicheren Halt. Beck hoffte, dass die Aufzeichnungsgeräte alle Einzelheiten aufnehmen würden, denn er konnte kaum die Augen offen halten und der kleine Orientierungsschirm der Kapsel zeigte, was sich in Flugrichtung abspielte. Becks Brustkorb entrang sich ein Seufzen.
    Es konnte auch ein Stoßgebet gewesen sein.

 
23 Lydos
     
    Li hatte nicht zuviel versprochen. Die in den Berg getriebene Fluchtfestung des ehemaligen kolonialen Widerstands war eine durchaus beeindruckende Anlage. Der Gleiterkonvoi hatte den Ort relativ problemlos gefunden, und es

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