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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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etwas.«

 
22 Arbedian
     
    Haark spürte ein leises Zittern.
    Er dachte für einen Moment, es seien die nicht durchweg regelmäßig arbeitenden Triebwerke der Malu , doch dann merkte er, dass es sein eigener Körper war, der auf Anspannung, Angst und Übermüdung zu reagieren begann. Der Kommandant schloss für einen Moment die Augen und versuchte, die unkontrollierten Bewegungen durch schiere Konzentration zu begrenzen, doch die dunkle Wolke der Erschöpfung, die ihn umfing, war von überwältigender Kraft. Haark riss die Augen wieder auf, da er befürchtete, spontan einzunicken, wenn er sie weiter geschlossen hielt. Er blickte auf den Bildschirm und fuhr sich mit der Zunge über seine trockenen Lippen. In Kürze würde Adrenalin ihm helfen, wach zu bleiben. Und dann war es irgendwann egal, ob er wach blieb oder nicht. Der Sanitätsmaat hatte ihm einige Mittel aus seiner Giftküche angeboten, aber Drogen pflegten Haarks Urteilskraft zu schwächen und ein falsches Gefühl von Sicherheit und Überlegenheit zu erzeugen. Koffein war alles, was er sich gönnte, doch auch das schien nicht mehr zu helfen, da er davon viel zu viel eingenommen hatte. Eingezwängt in einen Druckanzug, hatte er bereits zweimal den Urinbehälter austauschen müssen und nichts war unangenehmer, als bei gefülltem Behälter in einen geschlossenen Druckanzug pinkeln zu müssen.
    Als ob das jetzt noch etwas ausmachte.
    Haark raffte sich auf. Es war Zeit.
    »Beck, wir räumen das Schiff. Alles Personal in die Notkapseln. Auch der Maschinenraum benötigt jetzt kein Personal mehr. Sichern Sie alle Abteilungen und schließen Sie alle Schotten.«
    Beck flüsterte Befehle in sein Kehlkopfmikrophon.
    »Aspirant Sarazon meint, er würde gerne bis zum letzten Moment bleiben«, meldete Beck. Die interne Kommunikation lief über seine Ohrstöpsel, um Haark nicht mit unwichtigen Details zu belasten.
    Haark nickte. Er hatte seinen Befehl gegeben und wenn der Chefingenieur nicht wollte, dann wollte er eben nicht.
    Der Kommandant sah sich in der Zentrale um, dann kam er zu einem weiteren Entschluss.
    »Die Brücke wird geräumt!«, befahl er unüberhörbar. »Ich übernehme die Steuerung. Schalten Sie die Anlagen auf Automatik. Alle Torpedos sind scharf zu machen. Programmieren Sie Zündung bei Aufschlag, ohne Verzögerung.«
    Leises Gemurmel klang auf. Blicke wurden gewechselt, einige suchten gar die Augen Haarks, doch der starrte gewollt stur geradeaus, beantwortete keine der unausgesprochenen Fragen. Mit ihm allein auf der Brücke war die Malu kaum manövrierfähig. Das Fehlen der Kommandoimplantate machte sich in dieser Situation besonders schmerzhaft bemerkbar. Er konnte jetzt noch kleinere Kursänderungen veranlassen, das war es aber auch schon. Der Überblick über das Schiff würde ihm verloren gehen.
    Doch die Entfernung zum Feindschiff war ohnehin rasant zusammengeschrumpft und im Grunde waren kaum noch Anpassungen notwendig. Wenn der Gegner überraschend abdrehte, war ohnehin nichts mehr zu tun, denn dann würde das Torpedoboot im Kampf untergehen. Haark würde alle Torpedos und Raketen abfeuern lassen – die Sequenz war bereits vorprogrammiert – und sein Heil in der Flucht suchen. Er wusste, dass die Vernichtung des gegnerischen Schiffes alleine durch ein Rammmanöver möglich war. Er hatte nur diese eine Chance.
    »Capitaine …«
    »Sparen Sie sich das einfach, Beck!«, unterbrach Haark seinen Ersten Offizier. »Wir haben mehr als genug Notfallkapseln, denn wir liegen ohnehin rund zehn Mannschaftsmitglieder unter Sollstärke. Zwei Kapseln bleiben also leer. Eine für Sarazon, wenn er sich entscheiden sollte, rechtzeitig die Flucht zu ergreifen und eine für eine für mich, das sollte eine in unmittelbarer Nähe der Brücke sein. Sobald ich der Ansicht bin, dass die Kollision unvermeidlich ist, werde ich mein Glück ebenfalls in der Flucht suchen. Sie gehen jetzt!«
    Beck sah ihn zweifelnd an, und das aus gutem Grund. Die Kapsel würde sich möglicherweise rechtzeitig abtrennen und war programmiert, durch einen starken Schub in kürzester Zeit großen Abstand zwischen sich und das Schiff zu bringen. So kurz vor dem Aufeinanderprallen der Kontrahenten war es aber sehr wahrscheinlich, dass Ausläufer der Explosion die Kapsel ergreifen, beschädigen oder sogar zerstören würden. Da außerdem die letzte Kapsel nur kurz nach den anderen abgetrennt werden konnte – auch die restliche Mannschaft musste so lange wie möglich warten, um dem Feind

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