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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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waren auch keine weiteren Tentakelpatrouillen aufgetaucht. Als sich die breiten Hangartore hinter den drei gelandeten Einheiten geschlossen hatten, war ein Lächeln über viele Gesichter geflohen. Der Höhleninstinkt der Menschen war ausgebrochen, und das unwillkürliche Gefühl von Sicherheit und Schutz hatte viele entspannt. Tooma war nicht entspannt, das war sie nie. Nachdem Alwa den Verletzten in den Operationsraum gebracht hatte – der zwar nicht besonders gut ausgestattet war, aber einer Freilandoperation in jedem Falle vorzuziehen, vor allem, da er leicht zu desinfizieren war –, wurden sogleich Wachen eingeteilt. Das kleine Kommandozentrum war für Rahels Bedürfnisse zu groß, außerdem funktionierte die Energieversorgung nicht mehr, so dass die Außenkameras tot waren. Li fand zwei ausgebrannte Energiezellen. Das kleine Kraftwerk, das ursprünglich hier installiert worden war, hatte man bei der Evakuierung offenbar ausgebaut. Tooma beauftragte einige technisch versierte Flüchtlinge, über eine einfache Verbindung wichtiger Anlagen mit der Energieversorgung des Executors nachzudenken. Die vier Hochleistungs-Fusionsbatterien im Innern des Kampfgleiters hatten Energie für Jahre gespeichert. Nicht ausgebaut worden waren zwei alte Akkumulatoren, von denen einer noch zu funktionieren schien. Der Executor konnte ihn in Kürze vollständig aufladen, und das würde für die Bedürfnisse der Flüchtlinge ausreichend sein.
    Dann hatten sie die Unterkünfte eingerichtet. Hier gab es keinen Mangel an Platz. Familien konnten sich eigene Räumlichkeiten einrichten, und auch Tooma nahm ein Zimmer unter Beschlag, das offenbar einstmals dem hiesigen Kommandanten gehörte, denn es lag strategisch günstig in der Nähe von Zentrale und Hangar und war mit einem internen Beobachtungssystem ausgestattet, das allerdings aufgrund des Energiemangels auch tot war. Offenbar hatte man den eigenen Leuten auch bei der kolonialen Miliz nicht immer getraut, oder der Chef dieser Fluchtfestung war nur besonders paranoid gewesen. Rahel gedachte nicht, die Anlage in Betrieb zu nehmen.
    Auf dem Schreibtisch stand ein verblasstes Foto. Es steckte in einem fleckigen Plastikrahmen und war offenbar bei der Evakuierung vergessen worden. Es zeigte eine mittelalte Frau mit zwei Kindern, die in die Kamera lächelten. Im Hintergrund war der Vorgarten eines typischen, kleinen Stadthauses zu sehen, eine familiäre Idylle. Der Kommandant der Miliz in dieser Festung hatte seine Familie sicher jahrelang nicht gesehen, da die Kämpfer ihre Familien meist an einem anderen Ort versteckt hielten oder sich offiziell von ihnen getrennt hatten, um sie zu schützen. Geiselnahmen und Sippenhaft waren beliebte Mittel des Sphärenmilitärs gewesen, um den Kolonialaufstand in die Knie zu zwingen. Rahel fragte sich, ob der Mann seine Familie jemals wieder gesehen hatte und was er wohl jetzt empfand, wenige Jahre später, als Opfer einer unerklärlichen Invasion Außerirdischer.
    Rahel nahm den Bilderrahmen und stellte ihn auf ein Regal. Sie erkannte in dem zurückgelassenen Bild durchaus etwas Symbolisches für ihre eigene Situation und brachte es nicht übers Herz, es einfach fortzuwerfen. Es würde nun einen zweiten Krieg miterleben.
    Krieg. Bei diesem Gedanken schüttelte Tooma unwillkürlich den Kopf. Das war albern. Sie hatte keine Armee, nicht einmal eine Kompanie, und sie dachte an Krieg. Sie waren auf der Flucht und versuchten, ihr bloßes Überleben zu sichern. Sicher, es würde notwendig sein, auf Erkundungsmission zu gehen. Informationen waren für ihr Überleben mindestens ebenso wichtig wie Nahrung und Energie. Doch von einem Krieg konnte keine Rede sein. Den hatten sie, zumindest hier auf Lydos, bereits verloren.
    »Marechal?«
    Rahel sah auf. Li stand im Türrahmen.
    »Ja?«
    »Alwa ruft nach Ihnen. Da ist was schiefgelaufen.«
    Alarmiert folgte Rahel dem Veteranen. Die Krankenstation war schnell erreicht. Der Anblick mochte weniger gestählte Beobachter verschrecken. Auf dem Operationstisch sah es aus wie auf einer Schlachtbank. Die Tatsache, dass Alwa und eine Helferin gelassen neben dem Körper Jonas' standen und sich die Hände abwischten, sagte Rahel mehr als tausend Worte. Neben dem Rumpf des Mannes lag sein amputiertes Bein, und überall gab es Blutlachen. Rahel runzelte die Stirn, als sie die Flüssigkeit näher betrachtete. Der ansonsten rote Lebenssaft enthielt eine schleimige, grüne Masse. Sie war überall auszumachen.
    »Alwa?«
    Die

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