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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Frazier.
    »Capitaine, ich hätte Sie gerne noch auf einen Moment gesprochen«, begann Lik das Gespräch umständlich. Haark nickte nur. Er bemerkte, wie Lik mit Frazier einen schnellen, verständigen Blick wechselte. Dieses Gespräch war also vorher abgesprochen worden. Haarks Neugierde wurde geweckt.
    »Sie sind möglicherweise nicht sehr glücklich darüber, dass ich als hochrangige Vertreterin des Geheimdienstes mit auf diese Mission gehe«, sagte Lik nun.
    »Es steht mir nicht an, die Personalauswahl des Oberkommandierenden in Frage zu stellen«, antwortete Haark so neutral wie möglich.
    »Dann lassen Sie mich offen sein. Geraldo und ich habe lange mit DeBurenberg zusammen gearbeitet, der vor der Invasion gewarnt hat, ehe wir die Nachrichten aus Arbedian und den anderen Systemen erhielten. Seine Vorhersagen wurden ignoriert. Der Chef des Geheimdienstes, mein direkter Vorgesetzter, ist mit dem Anliegen im Generalstab abgeblitzt. Er hat gegen den Willen Sikorskys Vorbereitungen eingeleitet, um dennoch der Gefahr begegnen zu können, und es gelang nur mit Mühe, dies nachher nicht als Insubordination erscheinen zu lassen. Ich weiß, dass es eine Schande ist, dass auch diese Mission eine politische Komponente hat und ich kenne Ihr Verhältnis zu Sikorsky. Ich weiß auch, dass all dies hier für Sie leere Worte sein müssen, ehe Sie mich – und Geraldo – nicht besser kennen gelernt haben, aber trotzdem: Wir stehen auf Ihrer Seite. Wir wollen, dass dieser Flug zu einem Erfolg wird. Wir sind keine U-Boote Sikorskys und Sie können offen mit uns sprechen.«
    Lik hielt inne, sah Haark abschätzend, vielleicht sogar ein wenig nervös an. Haark bemühte sich, keine allzu offensichtliche Regung zu zeigen, wenngleich ihn die direkte Aussage Liks überrascht, fast überrumpelt hatte.
    »Wie finde ich denn heraus, wer Sikorskys U-Boot ist?«, gab er schließlich tonlos zurück.
    Erneut wechselte Lik einen Blick mit Frazier. »Das weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht, aber … wir könnten durchaus versuchen, es herauszufinden. Ich bin mir aber nicht einmal sicher, ob es eines gibt. Wir können …«
    »Damit ich anfangen kann, auf meinem Schiff politische Ränkespiele zu betreiben? Damit ich diese wichtige Mission dadurch beginne, manchen mehr zu trauen und anderen weniger? Damit ich, konfrontiert mit einem mächtigen Feind, meine Aufmerksamkeit auch noch darauf richten muss, was ich in welchem Ton und mit welchem Inhalt wem in meiner Besatzung mitteile?«
    Haark hatte zum Schluss hin die Stimme erhoben.
    »Nein, Lieutenant-Colonel, das werde ich nicht tun. Mir ist egal, was der Oberkommandierende mag oder nicht mag, was er beabsichtigt und ob er einen Getreuen in diese Mannschaft geschleust hat. Mir ist egal, ob Sie gegen mich oder gegen Sikorsky oder für den Geheimdienst oder im Bunde mit einer der Handelsfamilien sind – oder sonst etwas. Ich will nur eines: Dass jedes verdammte Mitglied meiner Besatzung seine Pflicht erfüllt und mehr als das, ich erwarte vollen Einsatz, ich will, dass meine Befehle befolgt werden und ich akzeptiere klare, deutliche und auf die Sache bezogene Hinweise, ja auch Kritik. Aber Ihre politischen Spiele mache ich nicht mit, und ich fordere Sie jetzt zum ersten wie zum letzten Mal auf, mich da nicht mit hineinzuziehen, denn dafür habe ich schlicht keine Zeit. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    Lik und Frazier nickten stumm, offenbar überfahren von Haarks plötzlichem Gefühlsausbruch. Der Capitaine erwiderte das Nicken, wandte sich brüsk ab und verließ den Raum.
    Lik und Frazier sahen einander wieder an, beide mit erst steinernen Gesichtern. Doch dann begann der Kolonialoffizier zu lächeln und auch Lik stieß ein Seufzen aus.
    »Ich glaube, ich mag diesen Mann.«

 
6 Lydos
     
    Im Nachhinein wusste Rahel nicht mehr, was sie genau gehört hatte.
    Doch plötzlich ertappte sie sich dabei, wie der Löffel voller Suppe, den sie bereits in Richtung Mund bewegt hatte, auf halbem Wege in der Luft stehen blieb. Jenseits der bewussten Wahrnehmungsschwelle war ihr etwas aufgefallen, irgendwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt und die morgendlichen Denkprozesse waren nur noch nicht schnell genug, um daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
    Sie hob ihren Kopf und steckte den Löffel in den Mund, sich nunmehr völlig darüber im Klaren, dass sie jemand beobachtete. Sie vergewisserte sich, dass keiner der Alarme ausgelöst worden war und nahm sich einen Augenblick Zeit,

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