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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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darüber nachzusinnen, wer das wohl sein könnte. Es war aller Wahrscheinlichkeit nach kein Tentakel, denn diese Wesen waren nun wirklich nicht für ihre Subtilität berühmt, im Gegenteil. Sie hatten auch nie Späher im eigentlichen Sinne eingesetzt, etwa um die Flüchtlinge aufzuspüren, weder biologische noch mechanische. Soweit sie das beurteilen konnte, war der stille Beobachter kein Alien. Die Tatsache, dass es ihm gelungen war, den Sicherheitsperimeter zu überwinden, ohne den Alarm auszulösen, sprach für ihn und seine Professionalität.
    Mit einem bewussten Gedankenbefehl löste Rahel die subkutanen Pharmafabriken aus. Binnen weniger Sekunden schärften sich ihre Sinne. Sie schaute zur Seite, suchte Blickkontakt zu Li, der ihr in die Augen sah und fast unmittelbar alarmiert war. Sie waren mittlerweile wirklich ein ausgezeichnet funktionierendes Team. Li tat so, als würde er gelassen weiter frühstücken, und doch rutschte er näher an seine Waffe, die scheinbar unbeachtet neben ihm lag. Er wartete definitiv auf ihr Zeichen.
    Die Pharmaka hatten ihre Arbeit getan. Rahel sah, hörte, schmeckte und roch besser als jeder normale Mensch, und wie immer war es ein purer Willensakt, von der Vielzahl der auf sie einstürmenden Eindrücke nicht überwältigt zu werden. Sie bewegte den Kopf hin und her, massierte sich den Nacken, als wolle sie eine Verspannung lösen, doch tatsächlich scannte sie ihre Umgebung. Was auch immer ihre unbewusste Reaktion ausgelöst hatte, es musste innerhalb ihres Wahrnehmungsbereiches sein, und somit …
    Dort!
    Beinahe hätte Rahel ihre Bewegungen verräterisch abrupt innegehalten. Sie besann sich sofort eines Besseren, stöhnte etwas theatralisch, als sie ihre Massage fortsetzte und signalisierte Li mit den Augen eine Richtung. Li stellte seinen Teller ab, erhob sich, reckte sich, nahm gelassen seine Waffe auf und schlenderte auf einen Baum zu, hinter dem die Flüchtlinge ihre Latrine gegraben hatten – eine völlig harmlos erscheinende Tätigkeit, aber die Latrine lag zumindest ungefähr in der Richtung, die Rahel gewiesen hatte und sie bot Deckung.
    Auch Rahel nahm noch einen letzten Löffel, ehe sie aufstand und den Teller zur Spülecke brachte. Sie nahm ihr Sturmgewehr auf, machte einige Schritte auf den Rand der Lichtung zu und wünschte sich, sie wäre Raucherin, denn eine Zigarette abseits des Frühstücksplatzes war stets eine gute Tarnung. Als sie schließlich einige Meter vor dem Waldrand angekommen war, glitt das Gewehr in einer fließenden Bewegung in den Anschlag und …
    »Das wird nicht nötig sein.«
    Die Stimme war direkt vor ihr aus dem Unterholz gekommen. Etwas seitlich von ihr stand Li, ebenfalls mit der Waffe bereit, und sah Rahel halb erstaunt, halb erleichtert an. Definitiv kein Tentakel.
    Es raschelte. Gehölz bewegte sich. Ein Mann in einem Tarnanzug, nicht ganz von der Qualität der Ausrüstung Rahels, aber ohne Zweifel besseres, als die Miliz normalerweise zur Verfügung hatte, stand vor ihr. Er trug einen Helm des Raummarinedienstes und die Rangabzeichen eines Sergent Chef, die Uniform war jedoch normale Infanterieausstattung. Auch der Rest seiner Ausrüstung wirkte etwas zusammengewürfelt: die Maschinenpistole, die er an seinem Gürtel festgemacht hatte – und von der er seine Hände betont fern hielt – war eine Standardmilizwaffe, die Schrapnellgranaten wiederum gehörten eher zur gehobenen Armeeausrüstung, das Nachtsichtglas, das er um den Hals trug, war wiederum Marinematerial. Es waren die Stiefel, die ihn verrieten: Trotz allen Drecks war deutlich zu erkennen, dass es Gardestiefel waren, und die trugen nur die wenigen Soldaten der Gouverneurswache, und seine Fähigkeiten beim Anschleichen machten deutlich, dass er eine Gardeausbildung genossen und als Leibwächter auch Zugang zu besserem als nur durchschnittlichem Material gehabt hatte.
    Der Mann, dessen Gesichtszüge sie unter der Tarnbemalung kaum erkennen konnte, deutete eine Verbeugung an. »Tomasz Maschek, Leibgarde des Gouverneurs. Sie haben vor mir nichts zu befürchten.«
    Rachel senkte ihre Waffe nicht.
    »Sie sind allein?«
    Maschek zögerte. »Im engeren Umkreis, ja. Ich habe noch drei weitere Soldaten bei mir, die etwa zwei Kilometer von hier auf meine Rückkehr warten.« Er warf Li einen prüfenden Blick zu. »Ich werde doch zurückkehren, oder?«
    Auch der Veteran hielt seine Waffe noch ausgerichtet.
    »Das ist zumindest möglich«, erwiderte Rahel. »Mein Name ist Tooma, das dort

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