Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
ist Li. Wir führen diese Flüchtlingsgruppe an.«
Maschek nickte. »Wir haben sie vor zwei Tagen entdeckt und wollten es erst gar nicht glauben. Wir hatten gedacht, wir wären die letzten freien Menschen auf Lydos. Ich bin froh darüber, dass es nicht so ist. Ich habe mich Ihnen genähert, um Ihnen vorzuschlagen, dass wir uns vereinen und gemeinsam weiter machen. Ihre Gruppe besteht fast nur aus Kindern. Sie benötigen mehr Schutz.«
Der Mann sah Rahel gelassen an. Er schien keine Furcht zu empfinden.
Rahel musterte Maschek mit einem langen Blick. »Sie kommen schnell zur Sache, das gefällt mir. Ich schlage vor, dass Sie sich zu uns gesellen. Schon gefrühstückt?«
Sie senkte ihr Gewehr.
Der Soldat grinste. »Was man so Frühstück nennt.«
»Ich lade Sie ein. Es ist gut. Li!«
Der Gardist nahm zur Kenntnis, dass Rahel diejenige war, die die Befehle erteilte. Er hatte sicher bemerkt, dass sie zwar keine Rangabzeichen, aber die volle Standardrüstung des Raummarinedienstes trug. Damit konnte nur umgehen, wer darin ausgebildet war; eine Ehre, die keinem Gardisten zuteil wurde.
Als Maschek Tooma zur Lagerstätte folgte, ahnte er sicher nicht, dass die größte Sorge in Rahels Gedanken war, ob der Sergent Chef Interesse daran hatte, hier das Kommando zu übernehmen. Sie hoffte nicht. Es ging weniger darum, dass sie nicht in der Lage war, sich unterzuordnen – es ging eher darum, dass keiner der anderen aus ihrer Gruppe das tun würde. Und auf diesen zusätzlichen Konflikt konnte sie ganz hervorragend verzichten.
Als sie sich gesetzt hatten, begann Maschek auch bald mit der Schilderung seiner Geschichte. Die Tatsache, dass er noch lebte, hing vor allem mit einem Glücksfall zusammen, wie es so oft war. Er war auf einer Ausbildungsmission in einer kleinen Milizstation gewesen, als die Invasion begonnen hatte, und war nicht mehr rechtzeitig zu seiner Einheit zurück gekommen. Das war ein Glücksfall, denn seine Kompanie starb zusammen mit dem Gouverneur in den Trümmern des Regierungspalastes. Mit einer Gruppe von Milizionären schlug er sich schließlich bis hierher durch, wobei er mehr als die Hälfte der von ihm geführten Soldaten auf dem Weg verloren hatte. Sein Ziel war von Anfang an die Dschungelebene gewesen, wo er vor zwei Jahren ein langes Manöver mitgemacht hatte, und die er als ideale Basis für das Überleben wie auch den Guerillakrieg ansah. Als Rahel ihm schließlich in kargen Worten die bisherigen Anschläge schilderte, die sie durchgeführt hatte, bekam Maschek sofort runde Augen. Dann schnippte er plötzlich mit den Fingern.
»Sie sind der Marechal!«
»Sagen Sie nicht, mein Ruf ist bis in die Gouverneursgarde vorgedrungen?«
»Das weiß ich nicht, aber als ich hier zum Manöver war, kursierten unter den Farmern, bei denen wir manchmal unterkamen, allerlei Geschichten über Sie. Wilde Storys, von denen ich die Hälfte nicht ernst genommen habe, ich habe vieles für Angeberei gehalten. Doch mir scheint, ich war in meinem Urteil etwas voreilig.«
Rahel beschloss, dazu keine Stellung zu nehmen. Maschek schien hinreichend professionell zu sein und die Tatsache, dass er sich aus den Trümmern der Hauptstadt bis hierher durchgeschlagen hatte, sprach für ihn. Also entschied sie sich, sofort zum Kern der Sache vorzustoßen.
»Sergent, ich will nicht verhehlen, dass Sie und Ihre Männer eine willkommene Ergänzung unserer Gruppe wären, und das aus vielen Gründen. Andererseits habe ich eine Sorge, die ich sogleich ausräumen möchte, nämlich …«
»Wer hier das Sagen hat«, vervollständige der Sergent kauend ihren Satz. Dann deutete er mit dem Stil seines Löffels auf Li. »Ein alter Sergent der Rebellenmiliz?«
»Ja. Ein Problem?«
Maschek schüttelte den Kopf. »Wir sind derzeit alle Rebellen. Wenn er sich unterordnen kann, kann ich das auch. Ich denke, meine Männer sehen das ähnlich. Es sind Kolonialsoldaten, nicht sonderlich gut ausgebildet und ausgerüstet. Wenn Sie eine reaktivierte Marinesoldatin sehen, werden sie an gar nichts anderes denken, als daran, Ihre Befehle zu befolgen. Sie bedürfen allerdings einiger Motivation und … naja, es sind schon die Besten. Die anderen sind tot, und manche waren daran nicht unschuldig. Aber wenn es irgendwann etwas Ruhe gibt, würde ich gerne ein kleines Ausbildungsprogramm vorschlagen. Nur so eine Idee.«
Rahel nickte erleichtert und bekräftigend. »Eine gute Idee. Ich habe mit einigen der älteren Jugendlichen schon damit begonnen und
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