Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
vorübergehend – okkupierten Welten eurer Sphäre.«
»Das … das hört sich tatsächlich sehr vielversprechend an«, erwiderte Haark, nun doch etwas aus dem Konzept gebracht durch die schnelle und verbindliche Antwort seines Gesprächspartners. »Auch Ihre Erwähnung, dass die Eroberung unserer Systeme nur vorübergehenden Charakter habe, gibt mir etwas Hoffnung.«
»Hoffnung ist es doch, lieber Capitaine, die unsere Völker letztendlich verbindet: Hoffnung auf eine bessere Zukunft und Hoffnung auf ein freundschaftliches Miteinander ohne Missverständnisse. Wir sind zuversichtlich, dass gerade diese unausweichlichen Missverständnisse, die unsere Handlungen bei den Menschen hervorgerufen haben müssen, im Zuge der Verhandlungen ausgeräumt werden müssen. Ja, ich denke, es ist eine gute Idee, wenn Ihr selbst, Capitaine, auf jeden Fall an diesen Konsultationen teilnehmt, da Ihr als ein Krieger und erbarmungsloser Kämpfer gegen uns am wenigsten leicht von unseren ehrlichen Absichten zu überzeugen sein werdet. Und so müssen wir uns sehr anstrengen, und gelingt es uns, Euch zu überzeugen, dann sollte es uns bei jedem Gesandten Eurer Welten gelingen.«
»Ich … kann dazu nichts sagen, ich führe Befehle aus«, antwortete Haark ungelenk. »Ich werde Ihre Botschaft aber gerne überbringen.«
»Mehr als das, lieber Capitaine. Ich wurde autorisiert, Euch den von uns vorgeschlagenen Ort der Versammlung zu nennen. Wir laden Euch auf jene Welt ein, die Ihr Lydos nennt, wo wir ein diplomatisches Zentrum vorbereitet haben, und wo wir Euch zeigen können, dass manches Missverständnis sich als irrig erweisen wird. Wir laden eine Delegation der Sphäre nach Lydos ein, gerne mit angemessenem Begleitschutz, und hoffentlich mit der vollen Autorität, in direkte und verbindliche Verhandlungen mit uns treten zu dürfen.«
Haark wusste nicht mehr, was er antworten sollte. Der quirlige Tentakel hatte ihn dermaßen zugetextet, dass ihm der Kopf schwirrte. Er warf einen halb hilfesuchenden, halb ergebenen Blick auf Tamara Lik, die nur mit den Achseln zuckte. Für einen kurzen Moment wünschte sich Haark, er könne schlicht die wartenden Raketenbatterien auslösen und die Konversation auf diese Art und Weise effektiv und effektvoll beenden.
Doch dies war weder die Zeit noch der Ort.
»Clematis-a«, brachte er dann doch hervor. »Ich habe Ihre Einladung vernommen und aufgezeichnet und versichere Ihnen, dass wir sie unseren Anführern übermitteln werden. Alles Weitere wird dann von dort kommen. Wie soll denn eine entsprechende Reaktion übermittelt werden?«
»Entsendet einfach eine Mission nach Lydos. Wir werden sie dort jederzeit erwarten. Wir sind begierig, mit Euch in einen engeren Kontakt zu treten.«
»Verstehe. Nun, ich kann nichts versprechen, möchte aber vermuten, dass man Ihr Angebot annehmen wird. Eines aber wird die drängendste Frage sein, die man mir nach meiner Rückkehr stellen wird, und vielleicht können Sie mir diese doch jetzt schon beantworten.«
»Wenn ich das darf, gerne. Auch ich unterstehe gewissen Restriktionen. Meine Vorgesetzten haben großes Interesse daran, mit den Euren direkt zu kommunizieren, da die Erfahrung gezeigt hat, dass der Austausch Subalterner oft zu weiteren Fehlinterpretationen führt. Gerade unsere derzeitige Situation zeigt recht deutlich, wozu es führen kann, wenn man unterschiedlich interpretiert und darauf dann Entscheidungen fußt.«
»In der Tat. Hier also die Frage: Warum hat Ihr Volk die Irdische Sphäre angegriffen?«
Für einen Moment befürchtete Haark bereits, dass die Beantwortung dieser Frage dem Alien nicht erlaubt sei, doch es war wohl nur ein Eindruck, der daraus resultierte, dass Clematis-a mit der Antwort das erste Mal seit Beginn ihres Gespräches zu zögern schien.
»Ich bin überrascht«, sagte der Tentakel schließlich.
»Überrascht? Worüber?«
»Über die Frage.«
»Warum das?«
»Weil ich aufgrund Eurer Frage zu der Ansicht kommen muss, dass Ihr gar nicht wisst, wer an diesem Konflikt Schuld trägt, und dass all mein Gerede über Missverständnisse und Fehlinterpretationen für Euch wie inhaltloses Gefasel gewirkt haben muss!«
Haark hütete sich, letzteres allzu wortreich zu bestätigen. Dennoch erzeugte die Antwort des Tentakels Unwohlsein in ihm. Worauf wollte der Alien heraus?
»Nun, ich muss zugeben, dass ich Ihre Andeutungen nicht richtig einordnen konnte.«
Clematis-a warf in gespielter Verzweiflung die Pseudopodien in die Höhe. Es
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