Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
gesprochen.
»Doktor, ich möchte, dass Sie nach unserer Rückkehr gezielt nach Hinweisen für einen Kontakt vor der Invasion suchen«, fuhr Tamara fort. »Sie werden die Ergebnisse Ihrer Suche ausschließlich mir berichten.«
»Wie Sie wünschen.«
»Dann weiter. Haben Sie mit Ihren Sensoren sinnvolle Informationen auffangen können?«
DeBurenberg sah Haark wie einen Schüler an, der eine dumme Frage gestellt hatte. »Was ist für Sie sinnvoll, Capitaine? Legen Sie Ihre Kriterien offen!«
Haark bemühte sich um Selbstbeherrschung. Das Gespräch mit dem Alien hatte ihn mehr aufgewühlt, als er sich zubilligen wollte, und das Genie war alles andere als ein dankbarer Gesprächspartner.
»Ich möchte erfahren, ob die in dem Gespräch vom Alien geäußerten Absichten der Wahrheit entsprechen oder ob sie Lügen waren.«
»Das ist zweimal die gleiche Frage«, wies DeBurenberg ihn zurecht. »Und ich kann sie nicht beantworten. Ich habe viele Daten gesammelt und hätten Sie das Gespräch nicht so schnell beendet, sicher noch mehr. Aber die Auswertung ist mit den begrenzten Bordmitteln schwerlich möglich. Ich muss nach Thetis zurück und mich in Ruhe darum kümmern.«
Haark sah ein, dass er keine bessere Antwort bekommen würde. Er sah Frazier und Lik hilfesuchend an.
»Und? Meinungen?«
»Ich denke zwar, dass jemand wie Sikorsky zu allem fähig ist, aber ich glaube, der Tentakel lügt«, meinte Frazier schlicht.
»Nehmen wir an, das stimmt. Was bezweckt er dann mit dem Verhandlungsangebot?«
»Ich weiß es nicht. Zeit gewinnen?«
»Wofür?«
»Für den Angriff auf die restlichen Sphärenwelten.«
»Und uns von Gegenmaßnahmen abhalten – wie dem geplanten Angriff auf Ambius«, ergänzte Lik.
Haark dachte einen Moment nach. »Was wird das Oberkommando tun? Den Angriff abbrechen? Auf das Angebot eingehen?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das Angebot akzeptieren und eine Delegation nach Lydos entsenden werden«, sagte Lik. »Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass Sikorsky die Vorbereitungen für Ambius maximal verzögern, aber nicht beenden wird.«
Haark musste der Geheimdienstoffizierin zustimmen. Sie tauschten noch einige Einschätzungen aus, doch er merkte rasch, dass alle gleichermaßen verwirrt waren und erstmal eine Phase ruhigen Nachdenkens benötigten. Schließlich verabschiedete er sich von einem erkennbar erleichterten DeBurenberg, der sich sogleich wieder seiner Computerkonsole zuwandte.
Währenddessen war die Takamisakari in den Hyperraum gewechselt und strebte der heimatlichen Erde zu.
13 Terra
Beverly Splett war nicht einmal das, was man mit Wohlwollen eine herbe Schönheit nennen konnte.
Sie war hager, fast dürr, und ihr eher kantiges Gesicht war voller tiefer Falten, obgleich sie noch keine fünfzig Jahre alt war. Der unwillkürliche erste Eindruck, den ein jeder von ihr bekam, war der von Verbissenheit, einer angestrengten, konzentrierten, aber vor allem verbissenen Präsenz, die hinter allem und jedem einen Angriff, eine Bedrohung und einen Gegner ausmachte. Splett wirkte wie eine gespannte Saite, jederzeit bereit, eine Breitseite abzufeuern, sollte sich ihr ein geeignetes Ziel ergeben. Die Tatsache, dass sie selbst in ihrer eigenen Partei kaum Freunde hatte – auch ihre engsten Mitarbeiter bezeichneten sich nur als »Weggefährten« –, sprach für sich. Es war ihr rhetorisches Talent, das sie so weit gebracht hatte, doch auch dies allein hätte ihr nicht allzu viel genützt, wenn da nicht der tiefer liegende, ihr Wesen vollends beherrschende Fanatismus gewesen wäre.
Im Grunde war es nicht verwunderlich, dass das politische System der Irdischen Sphäre, das sich mehr und mehr dem einer Diktatur anglich, Fanatiker hervorbrachte, und das auf beiden Seiten. Spletts Qualitäten lagen darin, Missstände für die eigene Agenda zu nutzen, den politischen Gegner mit einer rasiermesserscharfen Attacke zu deklassieren, um dann sogleich in endloses Lamentieren und Gejammere auszubrechen, um das Leid der Welt und das furchtbare Schicksal der Geknechteten auf ihren nicht allzu breiten Schultern zu platzieren. Lag es dort erst einmal, konnte sie es tragen, wie sonst niemand, und würde diese Last einst von ihr genommen, wäre sie verloren wie ein Blatt im Wind. Im Gegensatz zu vielen anderen Mitgliedern der Parlamentsfraktion der Sozialen Kolonialpartei lechzte sie nach dem Unglück der Massen, brauchte es wie Nahrung und Wasser. Sie ernährte sich von der Energie der
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