Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
haben. Noch besser, dies geschieht auf direkte Einladung der Tentakel. Ein umgebauter Brückenexplorer steht bereit, um die Delegation nach Lydos zu entsenden, dem vorgesehenen Ort der Begegnung.«
Triumph durchflutete Beverly. Es war traurig genug, dass es auf Initiative der Aliens geschehen musste, aber dass die Entwicklung ihr dermaßen Recht geben würde, daran hatte sie selbst nicht geglaubt. Sie gestattete sich ein angestrengtes, zufriedenes Lächeln.
»Zweitens: Die Aliens behaupten, wir hätten den Krieg begonnen und es sei an der Zeit, Missverständnisse auszuräumen.«
Das Triumphgefühl wurde gleich noch einmal um einen Faktor größer. Natürlich war mehr als die Hälfte der populärsten Verschwörungstheorien von ihr oder ihren Mitarbeitern in die Welt gesetzt worden, allen lahmen Dementis zum Trotz. Sollte sich eine der wildesten – und damit populärsten – jetzt gar als wahr erweisen? Derlei hatte sie sich in ihren wildesten Träumen nicht vorstellen können!
»Ich verstehe sehr gut, warum Sie nicht möchten, dass ich über dieses Gespräch in der Öffentlichkeit rede«, erwiderte sie nun mit kaum verhohlener Genugtuung. »Aber wenn das stimmt, was Sie sagen, dann hat die Öffentlichkeit ein Recht …«
»Ein Recht worauf, Abgeordnete?«, unterbrach Sikorsky sie rüde. »Ein Recht darauf, dass Ihre Lügen durch die Lügen unserer Feinde noch potenziert werden?«
Beverly starrte den Admiral kalt an. »Wer hier lügt, das wird sich noch erweisen müssen. Ich möchte denken, ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss …«
»Abgeordnete Splett …«, intervenierte nun Kurwat, weitaus weniger scharf als der Militär. »Es gibt etwas Dringlicheres als das, wenngleich ich dem Admiral beipflichten möchte, dass diese Vorwürfe absolut absurd sind. Wir wollen, ganz ungeachtet dieser Diskussion, den Verhandlungsvorschlag des Gegners nutzen. Wir haben lange darüber diskutiert, wer die Delegation der Sphäre anführen soll, und gerade Ihr jüngster Auftritt hat in uns die Überzeugung reifen lassen, dass Sie die geeignete Person dafür sind.«
Splett riss überrascht die Augen auf. Sofort aber stieg Misstrauen in ihr auf. Sollte sie auf diese Art und Weise elegant kalt gestellt werden? Splett aus dem Weg und gleich noch ein schöner Propagandacoup gelandet, der das Direktorat als konziliante Friedensengel erscheinen ließ!
Andererseits … wenn es ihr gelingen sollte, Frieden mit den Aliens zu schließen, dann wäre die Welle der Popularität so groß, dass sie auf ihr … überall hin reiten konnte. Und es war ja nicht so, als wäre sie darauf nicht vorbereitet. Während es hinter ihrer eckigen Stirn arbeitete, bemühte sie sich, nach außen hin eine Maske neutraler Nachdenklichkeit aufrecht zu erhalten. Dennoch war den Blicken Kurwats und Soerensens zu entnehmen, dass sie in etwa ahnten, welche Diskussion gerade in ihr ablief.
»Wir bieten Ihnen den Posten einer Vizedirektorin«, fuhr der Vorsitzende schließlich nach kurzer Pause fort.
»Und Sie erhalten volle Autorität. Wenn Sie einen Vertrag schließen, dann gilt er.«
Beverly nickte wie abwesend. Natürlich, diese Konzession mussten sie ihr machen, wenn sie anbeißen sollte. Der angebotene Posten war irrelevant, das übliche Geschenk an eine Kritikerin, die etwas ungemütlich geworden war. Über kurz oder lang wäre ihr dieser oder ein vergleichbarer Posten ohnehin angetragen worden. Aber die Autorität, für die Sphäre sprechen zu können – das war etwas, das man nicht leichtfertig ausschlug.
»Eine Autorität«, sagte Beverly nun langsam, »die in öffentlicher Sitzung vom Parlament bestätigt werden wird.«
»So ist es«, bestätigte Soerensen. Er wirkte, als habe er in eine saure Frucht gebissen.
»Ich benötige etwas Bedenkzeit.«
»Nun, ja. Aber nicht allzu viel, wie ich leider sagen muss. Die Einladung unserer Gegner klang dringend. Wir reisen mehrere Wochen bis nach Lydos. Es steht einiges auf dem Spiel – wir wollen es nicht endlos hinauszögern.«
Das Argument konnte Beverly akzeptieren. Doch es war nötig, noch eine weitere Forderung zu stellen. »Ich kann mir die Delegationsmitglieder aussuchen?« Sie würde einen oder zwei Aufpasser dulden müssen, aber den Rest wollte sie handverlesen. Soerensen wechselte einen schnellen Blick mit Sikorsky, doch es war Kurwat, der antwortete:
»Die Größe der Delegation ist durch den begrenzten Platz an Bord des Schiffes bestimmt. Die Außerirdischen haben auf der Präsenz von
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