Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
überlegen ist. Das würde unserer generellen Einschätzung ihrer Technologiestufe widersprechen, aber es wäre nicht völlig ausgeschlossen.«
»Dann wäre all das hier«, ergänzte Haark mit Blick auf die ausgebreiteten Gerätschaften, »ja wahrscheinlich auch sinnlos.«
Lik lächelte freudlos. »Nur, wenn es den Aliens gelungen ist, einige fundamentale Naturgesetze außer Kraft zu setzen.«
Haark war nicht wirklich beruhigt, bedeutete Lik aber, fortzufahren.
»Die zweite Hypothese ist die unangenehmere. Die Tentakel hören uns nicht ab, weil wir für sie nicht wichtig sind.«
Haark runzelte die Stirn. »Das ist unangenehm?«
»Sehr unangenehm. Es würde bedeuten, dass sie das gleiche Spiel mit uns spielen, das wir mit ihnen spielen wollten: Verhandlungen zu nutzen, um abzulenken und Zeit zu schinden, aber nicht, um ernsthaft auf eine Friedenslösung hinzuarbeiten.«
Es begann Haark zu dämmern.
»Das würde aber in der Konsequenz bedeuten, dass die Aliens diese Zeit nutzen und diese Täuschung mit einigem Aufwand produzieren, weil sie ebenfalls ein militärisches Ziel verfolgen – wie den Angriff auf den Rest der Sphäre.«
Lik nickte. »Dieser Schluss liegt nahe.«
»Und dann auch wieder nicht«, spann Haark die Argumentation weiter. »Wenn DeBurenbergs Theorie stimmt und die Tentakel den Überlichtflug nicht beherrschen, dann dürfte es Jahrzehnte dauern, bis sie auch nur in die Nähe einer weiteren Sphärenwelt kommen.«
»Ja, das hat mir auch sofort zu denken gegeben. Andererseits gibt es dafür eine logische Lösung: Auch die Flotten, die den Rest der Sphäre angreifen, sind schon lange unterwegs, aber vielleicht etwas später gestartet. Wenn die Tentakel im Gegensatz zu uns eine Möglichkeit überlichtschneller Kommunikation haben, wissen sie, wann die anderen Schiffe eintreffen und können auf Zeit spielen, um es ihren Artgenossen einfacher zu machen.«
Haark kam nicht umhin, diese Theorie akzeptieren zu müssen – wenngleich sie, wie alles, auf den eher wackeligen Füßen von DeBurenbergs Annahmen standen. Doch selbst wenn die Tentakel doch noch einen SAL-Antrieb aus dem Hut zauberten, änderte das nichts an der Ausgangsthese: Wenn man sie nicht abhörte, waren sie nicht wichtig. Wenn sie nicht wichtig waren, spielte man ein Spiel mit ihnen. Haark fragte sich, wer hier der Betrüger und wer der Betrogene war, bis er sich daran erinnerte, dass es hier ja um Politik ging und die Rollen dabei immer sehr schnell wechselten.
»Was bedeutet das für uns?«
»Etwas Gutes und etwas Schlechtes.«
»Sie gehen mir mit Ihren Orakeln langsam etwas auf den Keks!«
Lik lächelte schwach.
»Entschuldigung. Gut ist, dass die Tentakel wahrscheinlich keine große Mühe darauf verwenden werden, uns so bald wie möglich in Blumentöpfe zu verwandeln.«
»Falls diese Gerüchte stimmen.«
»Fangen Sie jetzt auch schon wie Splett an?«
»Ich halte mir alle Möglichkeiten offen.«
Lik seufzte. »Dann sicher auch die Möglichkeit, dass die Tentakel uns deswegen nicht abhören, weil sie ehrbare Aliens sind und die diplomatische Immunität dieser Delegation achten.«
Haark machte ein säuerliches Gesicht. »Was ist das Schlechte?«
»Das Schlechte ist, dass wir damit einen zweiten wichtigen Auftrag haben, der über allgemeines Informationssammeln hinausgeht: Wir müssen herausfinden, was für ein Spiel mit uns gespielt wird.«
»Wir erzählen Splett nichts.«
»Sie wird von selbst darauf kommen.«
»Das bezweifle ich.«
Tamara zuckte mit den Schultern. »Soerensen?«
»Der ist bereits darauf gekommen. Ich habe es ihm angesehen. Nein, wir belassen es dabei und kümmern uns selbst darum. Wir werden nicht viel herumlaufen können, daher ist und bleibt unsere Trumpfkarte DeBurenberg. Tun Sie alles, was Sie können, um ihn zu unterstützen.«
Die Offizierin nickte und erhob sich. »Wir sollten uns für das Abendessen umziehen. Ausgehuniform, vermute ich.«
Haark stand ebenfalls auf.
»Sie vermuten richtig. Das wird ein Spaß.«
25 Ambius
Scyphozoe hatte schlechte Laune, das wusste jeder im Ernterat. Das Gerücht um eine missglückte Saat in einem seiner Gewächshäuser, eine Saat, auf die er dem Vernehmen nach große Hoffnungen gesetzt hatte, war schnell auf dem Planeten herumgegangen und auch der Vorsitzende des Rates selbst hatte es keinesfalls in Abrede gestellt.
Nicht, dass er besonders gerne darüber sprach.
Clematis konnte es ihm nachempfinden. Der Dünger war begrenzt, und obgleich man
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