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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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sich auch auf dieser Welt zur Anlage von Düngemittelfabriken durchgerungen hatte – was nicht unerhebliche Ressourcen verschlang –, wurde er knapp. Freier Dünger war kaum noch zu bekommen, die letzten Reste hatten die unangenehme Angewohnheit gezeigt, sich nicht nur bis zuletzt zu wehren, sondern bei Aussichtslosigkeit ihrer Situation der eigenen Existenz ein Ende zu setzen. Toter Dünger war nicht völlig wertlos, aber für die höheren Saatgutsorten nicht geeignet, und daher wurde der Kampf zwischen den Tentakelfürsten um diese wertvolle Ressource immer heftiger. Jene, die vorausschauend Zeit und Material in den Aufbau von Düngemittelfabriken investiert hatten, konnten die Sachlage etwas entspannter betrachteten. Clematis gehörte zu dieser Kategorie. Die Fabriken benötigten leider neun Monate, bis sie anfingen, selbständig Dünger zu produzieren, aber jenseits seines eigenen Bedarfs hatte Clematis bereits Futures auf künftige Generationen abgeschlossen und der planetare Düngerhandel hatte langsam begonnen. Der Fürst rechnete damit, in einigen Jahrzehnten zu einem der mächtigsten und einflussreichsten Mitglieder des Rates aufgestiegen zu sein, und die erfolgreich abgewickelte Große Täuschung war nur ein Teil dieses Vorhabens. So sehr er die Frustration des Vorsitzenden auch nachvollziehen konnte, insgeheim freute ihn dieser Rückschlag des bis jetzt einflussreichsten aller Fürsten, ein kleiner Schritt in eine Richtung, die ihn eines Tages zum Vorsitzenden machen würde.
    Doch jetzt musste er behutsam und verständnisvoll vorgehen. Er benötigte das Wohlwollen aller, wenn die Große Täuschung den Stellenwert für seinen Aufstieg haben sollte, den er sich ausgemalt hatte. Und so hatte er bereits vor der Ratssitzung Scyphozoe sein Mitgefühl ausgedrückt und ihm Hilfe zugesichert. Der Vorsitzende benötigte keine Düngerlieferungen – auch er hatte als erstes eine entsprechende Fabrik aufgebaut, da er zur vorausschauenden Sorte gehörte –, aber das zweite wichtige Handelsgut zwischen den Fürsten war genetisches Material, und sollten die Gärtner des Vorsitzenden herausfinden, dass die Saatfäule, die das Gewächshaus befallen hatte, auf minderwertiges oder übermäßig manipuliertes Genmaterial zurückzuführen sei, mochte auch Scyphozoe gezwungen sein, bei seinen Amtskollegen einzukaufen. Seit Clematis-a und Clematis-b bewiesen hatten, welchen ausgezeichneten genetischen Vorrat Clematis verwaltete, war sein Ansehen, und damit die Attraktivität und der Preis seiner Entwicklungen, nach oben geschnellt. Auf der mittlerweile eingerichteten Dünger- und DNA-Börse von Ambius notierten Clematis' Werte im oberen Drittel.
    Und so, hatte er sich vorgenommen, sollte es auch bleiben.
    Neid war unter den Fürsten nichts Ungewöhnliches. Der Wettbewerb zwischen ihnen garantierte die genetische Weiterentwicklung des Volkes und des Reiches. Wer vorne lag, dessen Linie wurde bei der nächsten Welle bevorzugt. Wer bei der nächsten Welle bevorzugt wurde, hatte die Gelegenheit, seine DNA weiter in der Galaxis zu verbreiten. Es gab kein höheres Ziel für einen Tentakelfürsten als exakt das zu erreichen.
    Als sich alle Fürsten in der Ratshalle versammelt hatten, wunderte es niemanden, dass es erneut Tubipora war, der die Eröffnungsrituale zelebrieren durfte. In der Gestik der meisten Anwesenden vermochte auch Clematis nur Schadenfreude zu erkennen. Er selbst hielt sich zurück: Tubiporas Worttentakel hatten gestern eine größere Vorbestellung an Dünger bei ihm getätigt. Natürlich hatte dieser Fürst aus einer minderen Linie keine rechtzeitige Vorsorge getroffen. Und er verfügte auch nicht über ausreichende Ressourcen, um die genannte Vorbestellung bezahlen zu können, also hatte er einen Wechsel auf seine Nachkommen ausgestellt. Art und Umfang der Schuld würden durch Clematis' Gärtner in die DNA von Tubiporas persönlicher Saat eingepflanzt werden, und wenn diese dann irgendwann in ferner Zukunft als Ergebnis einer neuen Siedlungswelle weit weg von hier erwachen und gedeihen würde, würde sie gleichzeitig ab Geburt bei Clematis' Nachfahren verschuldet sein. Clematis selbst würde aus diesem Geschäft erst einmal keinen unmittelbaren Nutzen ziehen, aber er hatte damit geholfen, dass seine ohnehin überlegene Linie einen weiteren Startvorteil erhielt, wenn es zur nächsten interstellaren Aussaat kam. Clematis, und das hatte er mit allen erfolgreichen Linien gemein, dachte langfristig, plante in

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