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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Clematis etwas entgegen konnte, fuhr Scyphozoe jedoch auch gleich fort. »Ich denke jedoch, dass dieses Vorgehen das geringste Risiko bei potentiell höchstem Ertrag aufweist. Sollte etwas nicht richtig funktionieren, dann werden wir schlicht die Delegation schneller als geplant auslöschen.«
    »Ich denke, dass das Risiko in der Tat vernachlässigbar ist«, erwiderte Clematis, durchaus erfreut über die Rückendeckung des Vorsitzenden. »Durch die Düngeranalyse haben wir ein sehr gutes Bild von den emotionalen Mustern unserer Opfer bekommen, so dass wir diese leicht manipulieren können. Es dürfte kein Problem sein, den Tentakeltraum mit der Tiefschlafphase unseres Opfers zu verbinden und daraufhin das Wissen aus dem Erinnerungsspeicher herauszusaugen. Der Manipulierte wird nicht einmal merken, dass wir ihn verhört haben – er wird sich maximal an einen sehr lebhaften Traum erinnern. Sobald wird Gewissheit über die technischen Möglichkeiten haben, bleiben dann zwei Reaktionen übrig: Können die Dünger mit ihrer Heimatwelt kommunizieren, müssen wir die Täuschung aufrecht erhalten, bis die Zweite Welle dort eingetroffen ist. Ich werde dann in engem Kontakt zu Pontes alles koordinieren. Sollten wir die Erkenntnis gewinnen, dass die Dünger physischen Kontakt durch die dimensionalen Verwerfungen herstellen müssen, können wir die Delegation bereits jetzt ausradieren.«
    »Außer, es gibt Verzögerungen bei der Zweiten Welle und ein Ausbleiben einer Rückmeldung macht den Dünger misstrauisch«, gab Porites zu bedenken.
    »Ich werde diesbezüglich nichts ohne die Zustimmung des Ernterates veranlassen«, versicherte Clematis und erkannte damit den Einwand des Beobachters an. Die Zusammenarbeit mit Porites hatte sich als erquicklich gezeigt, was ein Warnsignal war, denn der Fürst gehörte auch zu jenen, die vorgesorgt und damit bei der eigenen Saat die Nase vorn hatten. Porites war ein Konkurrent, und ein starker dazu, nicht zuletzt deswegen, weil die Position des Beobachters hohes Prestige mit sich brachte.
    Scyphozoe schaute sich um, was sich angesichts des fast vollständigen Augenkranzes an der Spitze seines Körpers nur in einer sanften Wellenbewegung in seiner Nährwanne äußerte.
    »Gibt es grundsätzliche Einwände gegen die von Clematis vorgeschlagene Vorgehensweise?«
    Niemand regte sich. Alle waren in diesem Falle nur zu dankbar, die Verantwortung Clematis sowie dem Vorsitzenden zu übertragen. Großes Prestige barg auch immer große Risiken, dessen war sich jeder im Rat sehr bewusst. Rückendeckung durch den Rat bedeutete im Tentakelreich nur eines: Die allgemeine Erlaubnis, ein Risiko eingehen zu dürfen, ohne dass das Kollektiv damit für die eventuellen Folgen die Konsequenzen tragen muss. War Clematis erfolgreich – und mit ihm der Ratsvorsitzende, der sich für ihn erklärt hatte – würde seine Linie an Ansehen gewinnen, seine DNA an Wert zulegen und seine Rolle in der nächsten Saatwelle höher bewertet werden.
    Sollte er scheitern – nun, Düngemittelfabriken waren nicht wählerisch.

 
26 Lydos
     
    Jonathan Haark hatte in seinem Leben noch nicht allzu viele Festbanketts mitgemacht. In seiner Jugend war er einmal zu einem Essen mitgenommen worden, zu dem seine Eltern eingeladen worden waren, und seine Erinnerung daran war nur noch verschwommen. Bei seiner Graduierung von der Offiziersakademie hatte es ein großes Buffet und einen Ball gegeben, aber obgleich alle Uniformen getragen hatten, war es eine eher ausgelassene, entspannte Angelegenheit gewesen. Schließlich war er, bevor er bei Sikorsky in Ungnade gefallen war, ein- oder zweimal mit dem Oberkommandierenden auf formalen Anlässen als Begleitung aufgetreten, vor allem, um sich unter den anderen Offizieren umzuhören und Sikorsky anschließend über die Stimmungslage zu berichten. Doch mit Beginn des Ausbruchs des Kolonialkrieges und seiner darauf folgenden Entscheidung, die seine Karriere in den Keller hatte gehen lassen, war nichts dergleichen mehr geschehen. Selbst am halb leeren Buffet seiner eigenen Ordensverleihung hatte er nur am Rande teilhaben können. Es war schlicht nicht seine Welt.
    Dementsprechend unwohl fühlte er sich in der frisch gebügelten und gestärkten Ausgehuniform, den zeremoniellen Degen an der Seite, als er zusammen mit einer Reihe ebenfalls steif und verkrampft wirkender Offiziere sowie angemessen gekleideter Zivilisten der Einladung der Tentakel zum Dinner folgte. Die Politikos fühlten sich in ihren

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