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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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tiefe Unebenheit auf dem Schlachtfeld fuhr und sich stetig vom Hauptquartier entfernte. Tooma warf einen Blick auf die Flugvektorberechnung des Taktikrechners und musste den Tentakeln Beifall zollen: Das Geschoss würde das HQ-Hauptgebäude beinahe punktgenau treffen und sämtliche Oberflächenanlagen durch den Aufprall vollständig zerstören – eine andere Konsequenz konnte es gar nicht geben.
    Es kam dann schnell.
    Alle Kameras fielen aus, als der helle Lichtblitz des Aufschlages die Optiken überforderte. Dann wurde das MGZ hochgehoben, wie von einer Titanenfaust, und Toomas Magen rutschte in die Knie. Sie schlug auf die Gurttaste und der Sitzharnisch zurrte sie in Sekundenschnelle auf dem Polster fest.
    Das MGZ flog. Es war viele Tonnen schwer und es flog. Die Druckwelle war gigantisch.
    Und die Lautlosigkeit, erzeugt durch die mehrfache Panzerung, war gespenstisch.
    Es durfte so nicht sein.
    Es war schon etwas zu hören, ein Grummeln, ein Geräusch wie brechende See am Felsenstrand, aber so leise, so unaufdringlich.
    Dann beendete das Gefährt seine Karriere als Flugzeug, und den Aufprall konnte man hören, spüren, schmecken. Blut im Mund, das entsetzliche Kreischen sich verbiegenden Materials, die wilde Wucht, mit der sie im Sessel hin und her geschleudert wurde. Tooma wurde schwarz vor Augen, sie übergab sich instinktiv. Dann klärte sich ihr Blick und sie hörte das Geschrei der Verwundeten, all jener, die nicht in einem Sitz gesessen hatten. Manche verrenkte, zerschmetterte Gestalt gab keinen Laut mehr von sich, erschlagen vom eigenen Gewicht, herumgeschleudert in der Kabine, verschmierte Blutspuren an Wänden und Decke hinterlassend, die von ihrer schnellen, tödlichen Bekanntschaft mit der Masseträgheit sprachen.
    Mühsam wandte Tooma ihren Kopf um, spürte Schmerz am Halswirbel, der stechend ihren Schädel emporkletterte. Mehr Bewegung, von jenen, die noch etwas zu bewegen hatten. Sporcz geriet in ihr Blickfeld, mit einem Blutrinnsal aus dem Mund, aber klarem Blick. Viele hatten in ihre Zungen gebissen. Tooma wollte nicht wissen, wie viele gleich ein Stück abgebissen hatten.
    Sie raffte sich auf, löste den Harnisch. Das MGZ stand schief, aber es stand. Kontrolllichter flackerten. Sie rief den Statusbericht auf. Die Elektronik hielt mehr aus als einen kleinen Rumms, doch das war auch schon alles. Von den Ballonrädern existierte noch eines, der Rest hing in Fetzen. Die Batterien arbeiteten. Tooma holte Luft, bemerkte den Geruch von Plastik. Irgendwas brannte, aber nicht in dieser Kabine. Wieder ein Blick auf den Status. Die Luftzufuhr von außen war automatisch beendet worden, und das lag sicher nicht nur an der hohen Temperatur, sondern auch am Staub, den man nur schwerlich einatmen konnte. Das MGZ hatte eigene Sauerstoffvorräte, für 24 Stunden. Danach würden sie sich etwas einfallen lassen müssen.
    Jemand hustete.
    Jemand fluchte.
    Jemand weinte.
    Tooma ignorierte alles, reaktivierte die Außenkameras. Einige wenige erwachten zu zögerlichem Leben.
    Nein, sie sah nicht viel. Dunkle Rauch- und Staubschwaden waberten über das Bild. Ein Sturm tobte dort draußen, und helles Irrlichtern durchzuckte die Szenerie. Blitze, erzeugt durch die in den dichten Staubwolken aneinanderreibenden Partikel, zerrissen die Atmosphäre. Wenn sie für Sekunden die Landschaft erhellten, konnte Rahel die Trümmerberge, den glutflüssigen Boden, die vollständige, apokalyptische Verwüstung der gesamten Oberfläche in Reichweite erkennen. Das Radar sprang an und enthüllte noch mehr. Wie erwartet, war von den Oberflächenbauten nichts mehr zu sehen.
    Tooma suchte die Funkkanäle ab, erhielt jedoch nichts außer Rauschen und Störungen. Die Atmosphäre hier war elektrisch aufgeladen und eine klassische Verbindung würde noch auf absehbare Zeit hin unmöglich sein. Die gute Nachricht war, dass das MGZ stabil zu stehen schien. Die schlechte war, dass man das Fahrzeug bis auf Weiteres nicht würde weiterbewegen können.
    »Die Sanitäter …«, hob Sporcz an, spuckte etwas Blut, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und hinterließ eine rote Spur über seiner rechten Wange, »… sind unterwegs, aber im Rest des MGZ sieht es ganz furchtbar aus, ganz entsetzlich … Wir haben Tote und böse Verletzungen …« Seine Stimme verlor sich. Der junge Mann stand sichtlich unter Schock. Tooma reagierte sofort.
    »Wir haben hier auch eine Reihe von Soldaten, die angeschnallt und geschützt waren«, entgegnete sie mit

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