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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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man Stettelsons übel zugerichtete Leiche im Hygienebereich vorfand.
        
     

11
     
    Slap hielt sich von Estevez so weit fern, wie es ging. Nach seiner Entlassung aus der Krankenstation schlief er in den Mannschaftsquartieren, die den Rekruten für die Überfahrt zugewiesen worden waren. Dort durfte er erfahren, dass er mittlerweile nicht das einzige Opfer der Umtriebe der Offizierin geworden war. Ein weiterer war in der Zwischenzeit überfallen und vergewaltigt worden – aber nicht halb so ausdauernd wie Slap, sodass er auch nicht in der Krankenstation aufgetaucht war . Damit richtete sich die Aufmerksamkeit aller auf die noch »übrigen« Männer, die noch nicht in den Genuss dieser Sonderbehandlung gekommen waren. Einige versuchten, das durch Scherze abzutun, andere verfielen in ein brütendes und angstvolles Schweigen. Die Rekruten verließen den gemeinsam genutzten Raum nur, um sich in der Messe etwas zu essen zu besorgen, ansonsten suchten sie Schutz in der Gemeinschaft.
    Als während einer Nachtphase ein weiterer Rekrut von den Gorillas aus dem Schlaf gerissen und hinausgeschleppt wurde – so schnell und effizient, dass die anderen noch gar nicht richtig wach waren, als der Entführte bereits verschwunden war –, war jedoch klar, dass das bloße Zusammensein keinen Schutz vor den Übergriffen darstellte. Und da sie noch einige Tage Flugzeit vor sich hatten, war damit zu rechnen, dass sie alle noch drankommen würden – einige von ihnen, wie Slap, möglicherweise sogar öfters. Seine Heilung machte exzellente Fortschritte. Dennoch zogen sich ihm unwillkürlich alle Muskeln zusammen, wenn er auch nur daran dachte, dass ihm diese Tortur ein zweites Mal widerfahren könnte. Er schwor sich, alles zu tun, um dies nicht zuzulassen, und als er diesen Entschluss erst gefasst hatte, begann er sofort und systematisch, Vorbereitungen für den Ernstfall zu treffen.
    Als Erstes benötigte er eine Waffe. Eine gute Waffe.
    Slap hatte rasch herausgefunden, dass die normalen Besatzungsmitglieder nicht bewaffnet waren. Selbst die Gorillas, die von Estevez für ihre Dienste eingesetzt wurden, hatten außer roher Körperkraft keine Mittel eingesetzt. Es war daher klar, dass er auf anderes zurückgreifen musste. Sein erster Gedanke galt der Krankenstation, denn dort würde es allerlei Operationswerkzeug geben, mit dessen Hilfe, bei richtigem Gebrauch, auch erhebliche Verletzungen zugefügt werden könnten. Ein hochgedrehtes Laserskalpell beispielsweise – oder auch ein schlichtes aus Metall. Sich in den Besitz eines solchen zu bringen, stellte jedoch eine Herausforderung dar. Ansonsten blieben ihm nur weitaus primitivere und schwerer zu verbergende Gegenstände wie etwa metallene Stangen oder andere größere Werkzeuge. Leider jedoch gehörte die technische Sektion nicht zu den Bereichen, zu denen die Rekruten Zugang hatten.
    Als der Entführte am nächsten Morgen in die Krankenstation eingeliefert wurde, besuchte ihn Slap mit geheuchelter Sorge. Er wechselte ein paar Worte mit ihm, und beide fluchten aus ganzem Herzen, mit Hass in den Stimmen und den Herzen. Vielleicht half es dem Mann sogar.
    Vor allem nutzte Slap die Gelegenheit, sich gut umzusehen. Die Operationsinstrumente wurden für die Art Verletzungen, die der Mann erlitten hatte, nicht benötigt, und Slap vermutete, dass sie in einigen der gut verschlossenen und besonders gesicherten Schränke gelagert wurden. Es würde so gut wie unmöglich sein, sie zu öffnen, vor allem ohne Zugriff auf das interne Datennetz, das möglicherweise die elektronischen Schlösser öffnen konnte. Slap hatte natürlich keinerlei Zugang. Keine Konsole würde eine Eingabe durch ihn akzeptieren.
    Auf dem Weg zurück zu den Unterkünften fielen ihm die hohen, weißen Schränke mit den Notfalldruckanzügen ins Auge. Diese waren ungesichert, da jeder im Krisenfalle Zugang haben musste. Er öffnete einen, ignorierte die darin hängenden Anzüge und betrachtete stattdessen die sonstige Ausrüstung, die offenbar dazugehörte. Jeder Anzug war mit einem Signalgeber, optisch wie auch über Funk, ausgestattet, hatte einen Sauerstoffvorrat von zwölf Stunden und ein kleines Med-Depot, das vor allem schmerzstillende Mittel an den Träger des Anzugs verabreichen konnte.
    Und eine kleine Druckluftpistole, die dazu dienen konnte, im Weltall zu manövrieren, wenn es notwendig sein würde. Slap betrachtete diese genauer. Tatsächlich war es keine Luft, die in dem kleinen Tank unter dem Lauf steckte,

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