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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Aufschlüsse über die Größe des Feindes zu erhalten.
    Roby wurde über diese Dinge informiert, denn er war am letzten Tag seiner Ausbildung mit einer sofortigen Feldbeförderung zum Sergenten gemacht worden. Gerade jetzt fehlte es an Führungspersonal. Feuerwehrhauptleute und sogar Anführer von Müllkolonnen wurden zu Unterführern ernannt. Zwei Bosse von erfolgreichen Straßengangs gingen in den Knast und kamen als Sergenten wieder heraus. Roby hatte den Vorteil, bereits eine ordentliche Ausbildung erhalten zu haben. Seine Beförderung war ausgemachte Sache gewesen. Als Sergent bekam er eine Sicherheitsfreigabe unterer Kategorie und durfte sich über die Tatsache freuen, dass die Schätzungen der Militärstrategen über den Umfang der Invasionsflotte sich im fünfstelligen Bereich bewegten, fast das Zehnfache von damals.
    Die Tentakel wollten offenbar diesmal kein Risiko eingehen.
    Die Freude über diese Zahlen hielt sich in Grenzen. Das bedeutete sicher auch, dass die Aliens das Zehnfache an Tentakelkriegern und Setzlingen mit sich führten. Beim letzten Mal hatte der bewaffnete Widerstand der gesamten Erdbevölkerung gerade so zum Sieg geführt. Ja, diesmal war die Sphäre besser vorbereitet, aber ein Tentakelkrieger war ein formidabler Gegner. Roby fand, dass die Aussichten mit jedem Tag schlechter wurden. Die offizielle Propaganda sprach vom nahenden Sieg. Roby sah in den Augen seiner Männer, dass nicht einer von ihnen das alberne Gerede glaubte. Nicht einmal die geklonten Ausbilder, deren geistige Beweglichkeit in manchen Aspekten eher begrenzt war, schienen allzu viel Optimismus auszustrahlen.
    Sie würden jedoch als die Mutigsten und Tapfersten in den Krieg ziehen, wie Roby wusste. Das hieß, dass sie auch als Erste sterben würden. Roby hatte beschlossen, Mut und Tapferkeit durch Hinterhältigkeit und gesunde Vorsicht zu ersetzen. Er war sich sicher, dass dies seine Lebenserwartung nicht unbeträchtlich verlängern würde.
    Jedenfalls hatten die Tentakel die äußersten Verteidigungsanlagen durchbrochen. Im Gegensatz zu ihrem Vorgehen bei der ersten Invasion hielten sie sich nicht lange mit den Kundschaftern auf, sondern schickten gleich alles, was sie hatten. Offenbar waren sie Anhänger des alten Grundsatzes, dass Probleme, die nicht durch Gewalt gelöst werden konnten, auf jeden Fall durch noch mehr Gewalt lösbar waren. Es war schön, wenn man nach einer so einfachen Philosophie leben konnte, dachte sich Roby. Es führte nicht zu langen Grübeleien.
    Und so bereitete sich die Erde auf den Tag vor, an dem die Schiffe vom Himmel regnen würden. Roby wurde stärker in die Schießausbildung von Zivilisten eingebunden, von denen mehr und mehr in die Kaserne strömten. Die Magazine wurden geöffnet und jetzt bekam wirklich jeder eine Waffe, der sie tragen konnte. Die Standorte der überall auf der Erde verteilten Munitionsdepots, meist kleine unterirdische Bunker oder große, farblich markierte Schränke in Kellergewölben, wurden allgemein bekannt gegeben. Diese enthielten nicht nur Munition, sondern auch Erste-Hilfe-Material, Nahrungskonzentrate, Entgiftungstabletten für verdrecktes Wasser und einfaches militärisches Gerät wie beispielsweise Ferngläser oder Schutzhelme aus einem recht effektiven Hartplastikgemisch. Funkgeräte waren darin auch zu finden und allerlei weitere nützliche Kleinigkeiten. Im Stillen hatte Roby erwartet, die Bekanntgabe der Standorte würde zu Plündereien führen, aber da wirklich das ganze Land mit den Depots gepflastert war und jeder mehrere in seiner Nähe hatte, fühlten die meisten der frisch Bewaffneten nicht das Bedürfnis. Zudem hatte jeder von allem eine ordentliche Erstausrüstung erhalten. Es gab nur einige ganz Ängstliche, die sich in ihren Wohnungen und Häusern verbarrikadieren wollten, die sich bereits bedienten. Jeder wusste, dass man im Kampf gegen die Tentakel beweglich bleiben musste. Aber auch diese Ängstlichen würden ihren Beitrag leisten, indem sie Tentakel aufhielten oder ablenkten.
    Sie würden dies aber unweigerlich mit ihrem Leben bezahlen.
    Roby wartete ab. Er ging davon aus, dass sein Einsatzbefehl erst kommen würde, wenn die Tentakel sich der Erdumlaufbahn nähern würden und der Beginn der Invasion unmittelbar bevorstand. Er sollte sich irren.
    Es war ein Dienstagmorgen, als der Alarm durch die Kaserne schrillte. Und da Roby mittlerweile in die Übungspläne eingeweiht war, wusste er, dass es sich nicht um eine Übung handelte. Als er

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