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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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und war am Knöchel bereits angeschwollen. Dazu pochte es wie ein zweiter Herzschlag und fühlte sich abwechselnd heiß und kalt an.
    Wie aus dem Nichts tauchte die Sachs wieder neben mir auf.
    »Was ist da gerade passiert?«, murmelte ich und sah zu ihr hoch. Getrockneter Rotz pappte mir auf der Haut.
    »Ich weiß auch nicht. Gerade war alles noch in Ordnung. In der nächsten Sekunde geht er in die Garage und steigt einfach so ins Auto. Das Essen war gerade fertig.«
    »Wo ist er denn hingefahren?«
    »Ich weiß es nicht!«, giftete sie. »Ich habe doch gerade gesagt, dass ich eben das Essen aufgetischt hatte. Dann plötzlich klingeln Sie und er fährt einfach weg. Er lässt nie sein Essen stehen.« Ihre Augen formten sich zu Schlitzen.
    »Was gucken Sie mich so an? Denken Sie etwa, das ist meine Schuld?« Ich war hauptsächlich verblüfft. Aber auch ein wenig wütend.
    »Kann doch sein. Immerhin war er nicht so, bevor Sie kamen.«
    »Ich kenne Ihren Mann überhaupt nicht! Wir sind uns nie begegnet. Und er hatte keine Ahnung, dass ich auf dem Weg zu ihm war. Fährt Ihr Mann immer irgendwelche wildfremden Leute um?«, schimpfte ich.
    »Er hat Sie bestimmt nicht gesehen. Er ist ja so flink gefahren, da übersieht man jemanden wie Sie sehr schnell.«
    »Was soll das heißen ›jemanden wie mich‹?«, geiferte ich. Meine Wut überlappte meinen Schmerz, sodass ich ihn kaum fühlte. Dafür bekam ich Herzrasen.
    »Na hören Sie mal. Schauen Sie sich doch mal an. Sie mit Ihrem T-Shirt.«
    Mein T-Shirt war rot und hatte eine neuzeitliche Interpretation der Medusa-Gestalt aufgedruckt. Die Medusa selbst als auch die zahlreichen Schlangenköpfe, die aus ihrem Schädel wuchsen, trugen winzige schwarze Sonnenbrillen.
    »Was hat das dämliche T-Shirt damit zu tun? Ihr Mann wollte mich umbringen !«
    Die Sachs rollte mit den Augen. »Nun machen Sie mal halblang.« Mit einer Handbewegung wischte sie meinen Gedanken weg und stand auf. »Sie haben ihn erschreckt. Er ist manchmal eben sehr schreckhaft.«
    Ich kochte. Mein Blut blubberte und ich bekam Schweißausbrüche. Mein Körper pumpte Adrenalin in die Adern und das Blut wurde zu einem toxischen Gesöff. Ein Tränenschleier behinderte meine Sicht und mein Magen zog sich krampfhaft zusammen, sodass die Säure bis hoch in die Speiseröhre quoll. Ich sah noch, wie die Sachs die Veränderung an mir registrierte. Dann warf ich mich mit einem Satz nach vorn, packte sie am Knöchel und verdrehte ihren Fuß. Sie quiekte und ruderte mit ihren Armen, verlor das Gleichgewicht und fiel rücklings in den Schotter. Ich stürzte mich auf sie, packte sie an den Haaren und sie gab mir eine Ohrfeige. Ich griff nach ihrem Ohrläppchen und zerdrückte es in meiner Faust. Sie schrie und strampelte, erwischte dabei meinen Knöchel und der Schmerz jagte wie ein Stromschlag durch meinen Körper.
    »Du blöde Kuh!«, brüllte ich meinen Schmerz heraus.
    Sachs ließ mich liegen, drehte sich auf den Bauch. Sofort richtete ich mich auf und drückte meine Knie in ihren Ischiasnerv. Plötzlich packten mich zwei Paar Hände unter den Achselhöhlen und ließen mich in der Luft hängen. Ich zappelte mit den Füßen, was mir nur noch mehr Schmerzen bereitete. Ich wand mich wie ein Wurm, erkannte aber aus den Augenwinkeln die orangeroten Ärmel der Sanitäter. Sie setzten mich im Vorgarten ab und ich zeigte jammernd auf mein angeschwollenes Bein, nicht ohne der Sachs hin und wieder meine gefletschten Zähne zu zeigen. Der Krankenwagen wartete mit rotierendem Blaulicht in der Einfahrt. Sachs stand mit verschränkten Armen neben uns und bohrte ihre Fußspitze in den Dreck. Ihr Brustkorb bewegte sich zügig auf und ab. Dann stelzte sie zum Haus zurück.
    »Ich werde Anzeige erstatten!«, herrschte sie mich an.
    »Ich auch!«, schnauzte ich zurück. »Aua!«
    Der Sanitäter hockte vor mir und tastete mein Bein ab. Ich sah seinen dunklen Scheitel und nur Umrisse seines Gesichts, da er sich über meinen Knöchel beugte. Ich glaubte zu sehen, dass er grinste.
    »Der ist gebrochen«, stellte er fest.
    »Na super«, kommentierte ich und hielt mir die Wange, auf der Sachs’ Ohrfeige gelandet war. Sie fühlte sich heiß an.
    »Kommen Sie. Ich helfe Ihnen in unseren Wagen und wir fahren ins Krankenhaus.«
    Er zog mich hoch, legte sich meinen Arm um seinen Nacken und setzte mich auf die Bahre im Krankenwagen. Dort roch es nach 100-prozentigem Alkohol und Gummihandschuhen. Zahlreiches medizinisches Kleinzeug baumelte von den

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