Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
nicht in seinem Kalender.«
Ich notierte mir in Gedanken, dass ich mir für diese schlagfertige Antwort noch auf die Schulter klopfen musste, wenn ich hier raus war. Sie gab meine Informationen durch den Hörer weiter und ich hoffte, meine Aussage würde einer Plausibilitätsprüfung standhalten.
»Warten Sie einen Moment. Frau Kamphausen wird Sie abholen.«
Als sie auflegte, trat ich einen Schritt zurück und widerstand dem Wunsch, mich in einem der Ledersessel auszubreiten. Ich wartete noch zwei Minuten, ehe schließlich eine junge Dame in weißer Bluse und geblümtem Rock auf mich zu spazierte. Ihr Haar war blond und kraus und ihre Augen wasserblau.
»Sie hatten einen Termin mit Herrn Pfeiffer?«, fragte sie mich.
Ich nickte.
»Es tut mir leid, aber Herr Pfeiffer ist eine Zeit lang auswärtig unterwegs. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
»Sind Sie seine Assistentin?«, wollte ich von ihr wissen.
»Nicht ausschließlich. Ich arbeite für die drei Manager in unserer Abteilung.«
»Und wer sind diese Manager?«
»Richard Pfeiffer, Hugo Sachs und Ruud van Houten.« Sie blähte ihre Brust auf. «Der Sohn des Namensgebers der Firma.«
Ihre Stimme war leise und hell, ihr Satz wie aus einem Fragekatalog geschnitten. Passend zu ihrer Blässe trug sie Make-up in Pastelltönen. Auf ihren Lippen schimmerte klares Lipgloss. Ihre Wimpern waren filigran, ihre Augenbrauen hell und dünn gezupft. Sehr adrett.
Ich sah an ihr vorbei zu dem Empfangstresen. Der Kopf der Brünetten war mittlerweile wieder in anderweitige Arbeit vergraben.
»Könnte ich Sie für einen Moment draußen sprechen?«, bat ich Frau Kamphausen leise und berührte zaghaft ihren Arm. Sie wandte sich ab, warf einen Blick zur Empfangstheke, ging aber schließlich wortlos durch die Drehtür. Ihre Bereitwilligkeit löste eine Welle der Entzückung in mir aus.
»Also gut. Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Esther Roloff und ich bin Privatermittlerin.«
»Eine Privatschnüfflerin, ja?« Sie drehte sich um. »Hat Jonas Sie geschickt? Haben Sie mich deswegen hier raus gelockt?« Sie tat einen Schritt vorwärts. »Ist er hier irgendwo?«
Ich verneinte und überlegte, wer Jonas sein könnte. Doch sie unterbrach meine Gedanken sofort. »Wie bezahlt er Sie? Haben Sie schon Geld von ihm gesehen?« Sie begutachtete meinen Zinken. »Oder hat er Ihnen eins auf die Zwölf gegeben, damit Sie für ihn arbeiten?«
»Nein, es ist nicht so, wie Sie denken!«, erwiderte ich hektisch. Wer zum Teufel ist Jonas?
»Ach ja, und was denke ich?« Abschätzig sah sie zu mir herauf. Sie war immerhin fast einen halben Meter kleiner als ich. »Ich denke, flachgelegt hat er Sie nicht. Sie sind nicht sein Typ. Zu groß. Und zu flach.« Sie rümpfte die Nase.
So viel also zu ihrem adretten Wesen.
»Jetzt ist aber Schluss!«, unterbrach ich sie. »Ich bin nicht wegen Ihnen hier. Ich möchte etwas über Richard Pfeiffer erfahren.«
»Pfeiffer ist im Urlaub«, informierte sie mich und ging wieder einen Schritt zurück.
»Und für wie lange?«
Kamphausen grinste gequält. »An Ihrer Stelle würde ich keine Weihnachtskarte schicken.« Sie spitzte die Lippen, hielt sich die Hände vors Gesicht und glotzte auf ihre Fingernägel.
»Wer hat Ihnen das gesagt?«
Sie blinzelte. »Pfeiffer selbst. In seiner E-Mail.«
»Was hat er Ihnen geschrieben? Kommt er nach Weihnachten zurück?«
»Quatsch«, sagte Kamphausen und kämmte sich mit zwei Fingern die Haare von den Schultern. »Er erklärte, dass er sich jetzt ’ne schöne Zeit mache und dass er uns alles Gute wünsche.« Sie rollte mit den Augen.
»Sieht nicht so aus, als würden Sie es ihm gönnen«, erwiderte ich in Bezug auf ihr Augenspiel, was prompt mit einem weiteren verächtlichen Nasenrümpfen quittiert wurde. Die Frau redete mehr mit ihrem Gesicht als mit ihren Stimmbändern.
»In den fünf Jahren, in denen ich für Pfeiffer gearbeitet habe, hat er mir nie alles Gute gewünscht.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber ich stand in einem langen E-Mail-Verteiler. Da kann man sich schon einmal vertun mit dem Glück wünschen, nicht wahr?«
»Sie sind nicht sehr gut auf ihn zu sprechen«, stellte ich fest.
»Doch, doch.« Sie lächelte gekünstelt. Plötzlich nahm sie wieder Haltung an. Mir schien, als war ihr aufgefallen, dass ihr die Rolle der loyalen Assistentin für eine Sekunde entglitten war. »Was ermitteln Sie hier eigentlich?«
Eine verdammt gute Frage. Denn so genau wusste ich es selbst nicht.
»Ich
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