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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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richtig sauer war, liefen zuerst seine Ohren rot an. Dann blubberten die roten Blutkörperchen gemeinsam mit ihren Freunden, Adrenalin und Testosteron, querfeldein durch seine schüttere Birne. Zuletzt schwoll immer der Hals an. Ich hatte bislang nur einmal das Vergnügen gehabt, ihn so zu erleben. Ein naiver Trickbetrüger, kaum älter als 20, glaubte vor gut zwei Monaten, Metin mit ein paar Handgriffen seines nigelnagelneuen Handys entledigen zu können. Er scheiterte, Metin fuhr auf 180 hoch und begann, zittrig vor Wut, seinen Rollcontainer mit den Fleischfingern abzuklappern. Erst im Nachhinein erfuhr ich, dass Metin im Safe nebenan ein paar Handfeuerwaffen lagerte und er nichts weiter als auf der Suche nach dem Schlüssel für seine Munitionskiste gewesen war. Ich kann nicht sagen, was aus dem Langfinger geworden wäre. In Bezug auf mich wusste ich allerdings, dass er im Moment trotz seines Unmuts noch weit davon entfernt war, in den Nebenraum zu gehen. Dafür war er noch nicht rot genug.
    »Ich wurde angefahren«, antwortete ich leise.
    »Von wem?«
    »Hugo Sachs.«
    Metin musterte mich fragend und ich erzählte ihm von dem Vorfall. Meine Konversation mit der Kamphausen sowie die Prügelei vor der Garage ließ ich dabei unerwähnt.
    »Warum?«, fragte er. »Warum hängst du dieser bekloppten Wahnvorstellung nach? Wirst du bedroht? Erpresst dich jemand? Will dir irgendjemand wehtun, wenn du deinen beschissenen Job machst?«
    Ich schüttelte ein paar Mal den Kopf.
    »Dann beweg gefälligst deinen Krüppelfuß nach draußen und mach den Säbelzahnterrier klar, bevor ich dir wehtue!« Er zeigte auf Gregor, der zwischenzeitlich ebenfalls das Büro bevölkerte. »Und der da geht mit!«
    »Oh nein.« Ich hüpfte aus dem Ledersessel. »Ich schaff das schon allein.« Ich mochte zwar Metins Kameradschaftsnetzwerk vertrauen, aber dieser Gregor war eindeutig nicht ganz hell im Kürbis. Der Mann war nicht nur hoch infektiös. Er wirkte außerdem bedrohlich auf mich, nicht zuletzt wegen seines Hakenkreuzes hinter dem Ohr. Welcher normale Mensch ließ sich überhaupt an so einer delikaten Stelle tätowieren?
    Metin zeigte auf meinen Gips. »Das sieht man ja. Was soll überhaupt der Scheiß? Warum lässt du dich umfahren, hast du keine Augen im Kopf? Und was ist das da an der Backe?«
    »Ein Souvenir von der Ehefrau«, sagte ich leise und rieb mir die rote Wange.
    Metin stülpte seine Hände in die Armbeugen. »Dafür hast du ihr doch hoffentlich die Schnüss geknüppelt, oder?«
    »Ich hab ihr am Ohr gezogen.«
    Kopfschüttelnd wirbelte er die Arme hoch.
    »Sie will mich aber anzeigen!«, posaunte ich meinen letzten Trumpf heraus.
    »Mach den Fall klar. Und dann hau ab in Urlaub.« Mit einer wegwerfenden Handbewegung schickte er mich aus dem Büro und ich klemmte mir die Krücken unter die Achseln, nicht ohne noch einmal schnell seinem Rücken den Mittelfinger zu zeigen. Gregor wartete in der Tür, rauchte seine Zigarette und versteckte ein Grinsen hinter seinem krauseligen Bart. Würde man ihn in eine kubanische Uniform stecken, konnte man glauben, er wäre Che Guevara. Er blinzelte, als er den Qualm aus dem Mund schnaubte.
    Ich humpelte aus dem Büro. Ein starker Wind blies aus Südost, Fäden aus Regen fielen diagonal vom Himmel, streiften meine Arme und mein Gesicht. Der Regen war warm und schlüpfrig, kroch unter meinen Kragen und in meinen Gips. Gregor schritt mit seinen langen Beinen an mir vorbei und auf sein Taxi zu. Es war ein Mercedes aus den frühen 90ern. Wie eine Galionsfigur ragte der Mercedes-Stern von der elfenbeinfarbenen Motorhaube empor. Das Taxischild auf dem Dach leuchtete wie eine Pizzareklame. Ich spürte Metins Blicke in meinem Kreuz, aber das Nieselwetter hatte mir bereits den Rest gegeben. Knurrig zog ich die Beifahrertür zu und ließ mich in den Ledersitz fallen. Der Gestank toter Zigaretten pappte sofort an meinen Schleimhäuten und ich schnappte nach Luft. Ich schnallte mich an und klemmte meine Hände unter die Beine. Mit Schwung setzte Gregor sich in den Fahrersitz, zog die Tür zu und legte seinen feucht gewordenen Zigarettenstummel behutsam in das Türablagefach. Dann lupfte er den kleinen Aschenbecher und zahllose Kippen quollen hervor. Er machte einen Spitzmund, während er die Stummel nach einem brauchbaren Exemplar absuchte. Währenddessen funkelten mir seine wund geschürften Fingerknöchel entgegen.
    »Sie wollen doch jetzt nicht etwa wieder eine rauchen, oder?« Ich machte große

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