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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Augen.
    Er zuckte mit den Schultern, als würde er mich nicht verstehen. Anschließend steckte er sich eine Fluppe in den Mund, zündete sie an und ließ den Motor an. Als er im Leerlauf aufs Gaspedal trat, röhrte der Wagen wie der frisierte Benzinrasenmäher meines Onkels Hubsi. Durch den Qualm beschlug die Windschutzscheibe. So ein Penner.
    Es war mittlerweile spät am Nachmittag und der Nieselregen schlug mir aufs Gemüt. Ganz zu schweigen von meinem Bein und den Strapazen, die ich im Krankenhaus mitmachen musste. Außerdem hatte ich seit geraumer Zeit nichts mehr gegessen, Kopfschmerzen plagten mich, und ich war müde.
    »Ich muss was essen«, stöhnte ich.
    »Soll ich Sie nach Hause bringen?«
    »Nein, in meinem Kühlschrank ist nichts mehr.« Das war nur die halbe Wahrheit. Er sollte außerdem nicht wissen, wo ich wohnte.
    »Okay«, sagte er einfach, warf den abgerauchten Stummel aus dem Seitenfenster und fuhr über die nächste Kreuzung.
    Eine ganze Weile ging es einfach nur geradeaus. Häuser wurden von Feldern abgelöst und der Regen trommelte auf dem Autodach herum. Ich war zu müde, um darüber nachzudenken, wohin die Reise überhaupt ging, und es dauerte nicht lange, da war ich auch schon eingeschlafen.
     
    Das Knallen der Autotür schreckte mich auf. Zuerst überfuhr mich ein Kopfschmerz direkt hinter der Stirn. Dann juckte das Bein unter meinem Gips und mein Hintern kribbelte. Ich rieb mir die Augen und rubbelte meine Wangen, um munter zu werden. Dabei wurde ich an die Ohrfeige erinnert, denn die linke Wange tat mir sofort wieder weh. Gregor war weg. Und als ich aus dem Fenster schaute, wusste ich nicht, wo ich war. Eine brüchige Straße mit winzigem Bürgersteig, der unter Hecken und Dornensträuchern vergraben war, schien ins Nirgendwo zu führen. Ich sah keine Häuser, sondern nur Umrisse von Gebäuden, die in weiter Ferne lagen. Die dunklen Wolken warfen einen Schatten über die Region. Hin und wieder schoss ein Auto vorbei. Zu Fuß war hier allerdings niemand unterwegs.
    Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen. Das Taxi parkte am Straßenrand. Auf der anderen Seite stand ein chinesischer Imbiss, ein Betonklotz, der alles andere als einladend aussah. Die Fenster waren verdunkelt und das Unkraut in den Blumenkästen kämpfte ums nackte Überleben. Ich beschloss, etwas frische Luft zu schnappen und wollte die Tür öffnen, doch sie war verschlossen. Ich rüttelte an der Türverriegelung, aber die ließ sich nicht lösen. Ich krabbelte zur Fahrerseite und versuchte das Gleiche, aber auch dort funktionierte es nicht. Nach einem Blick auf die hinteren Türen entdeckte ich im Fußbereich vor der Rückbank einen halb zugedeckten Haufen Schrott. Ich zog die Decke weg und mir fiel die Kinnlade runter. Dort lagen Schlagstöcke, eine Schrotflinte, sogar eine Sense und ein paar verrostete Metallrohre. Sehr schnell stieg Panik in mir auf. Ich war zu einem Fremden ins Auto gestiegen, zu einem Penner mit einem Hakenkreuz hinter dem Ohr. Ich wusste weder wie er mit vollem Namen heißt noch wo er wohnt oder wo er herkam. Das Taxi war vermutlich geklaut. Außerdem war ich gegenwärtig im Nirgendwo, in der Pampa. Hier gab es nichts außer einer zwielichtigen Imbissbude, die wahrscheinlich als Mafia-Unterschlupf diente. Vielleicht wollte der Heckenpenner dort Drogen kaufen oder mich an einen Pornoring verschachern. Mir sackte das Blut aus dem Kopf. Denk nach!, rief ich mir zu in der Hoffnung, mein Verstand würde wieder anspringen.
    Ich musste hier raus.
    Ich sah mich um und stellte zuerst fest, dass der Schlüssel nicht im Zündschloss steckte. Keiner der Knöpfe an dem Funkgerät, die ich probierte, zeigte eine Reaktion. Offenbar war es überhaupt nicht angeschlossen. Als ich das Handschuhfach öffnete, rollten mir ein paar Pistolenkugeln auf den Schoß. Ich suchte nach der dazugehörigen Knarre, aber außer der Betriebsanleitung und ein paar Knöllchen fand ich nichts.
    Langsam brach mir der Schweiß aus. Ich dachte daran, Metin anzurufen, aber ich wollte mich nicht verbal mit ihm darum prügeln, unter welchen Umständen seine Kameraden vertrauenswürdig waren. Dieser Zeitgenosse war es auf jeden Fall nicht. Der war eher etwas für den Psychiater. Und mit Psychokram konnte Metin noch nie richtig umgehen.
    Scheiße.
    Ich kurbelte das Seitenfenster herunter und warf zuerst die Krücken hinaus. Dann krabbelte ich im Stil von Bo und Luke Duke durch das Fenster und klammerte mich angestrengt an Dach und

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