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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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auf dem Schrottplatz«, antwortete er.
    Ja, und verarschen kann ich mich allein, dachte ich. Gregor sah auf, als hätte er meine Gedanken gelesen. Seine grünen Augen durchbohrten meinen Schädel und ich verlor erst mal den Drang, ihm weitere Fragen zu stellen.
     
    Der Nachmittag strich dahin und verdunkelte sich unter der trüben Wolkendecke. Ich war ausgelaugt und viel zu träge, um mich nicht von Gregor nach Hause fahren zu lassen. Ich gab ihm Richtungsanweisungen, wie er nach Hamme fahren sollte, doch er schien die Gegend bereits gut zu kennen.
    »Was war das für ein Chinese?«, fragte ich leise.
    »Die machen gute Nudeln«, sagte er.
    »Und was noch?«
    Er guckte mich an. »Nichts weiter.«
    »Sie wollen mir erzählen, Sie fahren nur wegen der guten Nudeln nach Castrop-Rauxel? Was war das für ein Metallzeugs, was Sie da mitgebracht hatten?«
    »Schrott«, sagte er und blitzte mich mahnend an. »Nur Schrott.« Es sah nicht so aus, als wolle er weiter darüber diskutieren und ich schwieg.
    Sein Taxi hielt direkt vor dem Adolfo’s. Eine Bande Halbstarker prostete sich an der Kreuzung mit Wodkaflaschen zu. Dann übten sie Weitwurf und schleuderten ihre leeren Flaschen über die Straße hinweg – wahrscheinlich in der Hoffnung, den dortigen Mülleimer zu treffen. Allerdings gelang es keinem der Jungs und die Pullen zerschellten an der Bürgersteigkante.
    »Nette Nachbarschaft«, kommentierte Gregor.
    Ich riss die Beifahrertür auf und stolperte aus dem Auto.
    »Morgen früh um neun geht’s weiter«, gab er bekannt und brauste davon, kaum dass ich die Tür zugeknallt hatte.
    Um neun Uhr werde ich nicht da sein, dachte ich.
    Ein paar Meter weiter parkte der Twingo am Straßenrand. Ich hatte nicht mehr die Muße nachzuschauen, ob das Schloss noch intakt war. Sicherlich hatten die sogenannten Kameraden vor dem Lackieren einen Zweitschlüssel machen lassen. Nur für den Fall, dass ich irgendwann einen Schlüsseldienst brauchte. Ich schloss die Haustür auf, sah die Treppe hinauf und stieß leise Flüche aus.
    Vier verdammt harte Wochen in Gips standen mir bevor.
     
    Gegen zwei Uhr morgens erwachte ich. Ich hatte von Gregor geträumt, wie er mit einem Flammenwerfer versuchte, meinen Twingo abzufackeln. Regungslos beobachtete ich das Geschehen. Neben mir stand der Türke, der mir den Twingo gebracht hatte. Er formulierte immer wieder den gleichen Satz: »Ne, schmilzt nicht.«
    Aber davon war ich nicht wach geworden. Es war das Handy, das auf meinem Nachttisch bimmelte.
    »Schlafen Sie schon?«, drang Gregors Stimme aus dem Apparat.
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Sie waren doch interessiert daran, Richard Pfeiffer zu finden, richtig?«, fragte er weiter.
    Sofort saß ich kerzengerade im Bett. Woher zum Teufel wusste er das? Und wieso gab Metin ohne mein Wissen meine Nummer an wildfremde Typen weiter? »Ziehen Sie sich an, ich bin in zehn Minuten vor Ihrem Haus.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich glaube, sie haben ihn gefunden. Und ich denke, das sollten Sie sich nicht entgehen lassen.«

6.
    Zehn Minuten später saß ich im Taxi und zitterte vor Aufregung am ganzen Leib. Den Gestank im Wagen nahm ich gar nicht wahr. Gregor fuhr in südwestliche Richtung und rauchte gelassen eine Zigarette runter. Hunderte Fragen bevölkerten meine Gedanken. Ich wusste nicht, wohin es ging, was mich erwartete und warum Gregor davon wusste. Mir kam der Gedanke, dass er mehr als nur ein alkohol- und nikotinsüchtiger sowie bis an die Zähne bewaffneter Penner war, der in einem Heizölferrari fragwürdigen Schrott durch die Gegend fuhr. Allerdings hatte ich keinen blassen Schimmer, wer oder was er wirklich war.
    Wir passierten die Stadtgrenze zu Hattingen. Kurz vor der Ruhrbrücke bei Winz-Baak registrierte ich zahlreiche Blaulichter am Ruhrufer des Campingplatzes. Fahrzeuge der Feuerwehr und der Polizei parkten wild durcheinander und Polizisten waren gerade dabei, das Gebiet abzusperren. Eine Menschentraube drängelte hinter dem Plastikband.
    Gregor fuhr die gepflasterte Gasse in Richtung Surfschule ›riverside‹ hinab und hielt unmittelbar vor dem kleinen Gastronomiebetrieb, der nur einige Meter vom Ufer entfernt stand. Die Futterbude war geschlossen und abgeriegelt, das Holzmobiliar auf der Terrasse angekettet. Einige Presseleute waren auf die Holzbänke gekraxelt und versuchten, auf wackeligen Füßen das beste Foto zu schießen.
    Gregor hielt unmittelbar neben dem Anbau. Das schaulustige Publikum versperrte uns die Sicht, aber trotzdem

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