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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Außenspiegel fest. Währenddessen schlug mein Herz bis zum Hals. Als ich versuchte, das Gipsbein aus dem Fenster zu lotsen, bekam ich Probleme mit meinen schwitzigen Händen und rutschte immer wieder ab. Vor Aufregung lief mir schon der Schnodder aus der Nase und ich blinzelte unentwegt, weil meine Augen juckten. Doch zu guter Letzt schaffte ich es, das Gipsbein aus dem Fenster zu hieven.
    In diesem Moment entdeckte ich Gregor, wie er aus dem Imbiss trat. In der einen Hand trug er eine Tüte, in der anderen etwas Längliches, wahrscheinlich ein weiteres Metallrohr oder eine Flinte. Wir tauschten Blicke, doch im Gewusel seiner Barthaare und Brauen konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht richtig erkennen. Sofort bekam ich weiche Knie. Mein Gipsbein schlotterte, ich rutschte ab und fiel rücklings auf den Bürgersteig. Ich griff nach meinen Krücken, Gregor kam über die Straße gerannt und brüllte irgendetwas. Ich beobachtete unter dem Unterboden des Autos, wie seine Füße auf mich zukamen und streckte die Krücken in die Luft. Als er das Taxi umrandet hatte und direkt über mir stand, stieß ich einen Kampfschrei aus und fuchtelte mit den Gehhilfen vor ihm herum. Ich wusste, dass es aussichtslos war, ihn damit zu beeindrucken, aber ich hoffte, dass ich durch das Gefuchtel und Geschrei einen Vorbeifahrenden auf mich aufmerksam machen konnte. Gregor warf das Rohr auf den Boden, stellte die Tüte auf das Dach des Taxis und entriss mir beide Krücken. Sofort warf er sie beiseite und grapschte mit seinen dreckigen Händen nach meinen Oberarmen. Ich schrie und nutzte meine letzte Chance, hob mein Gipsbein an und rammte es ihm in den Schritt. Gregor keuchte, ließ mich los und fiel vornüber. Er kniff die Augen zusammen und fletschte die Zähne. Schnell kroch ich unter ihm hervor und krabbelte von ihm fort, doch er packte mich am Gips und zog mich zurück. Immer noch keuchend drückte er mit den Knien auf meine Schienbeine und ich fuchtelte wie verrückt mit den Armen herum. Durch den Tränenschleier erkannte ich nichts mehr und mir ging langsam die Puste aus. Gregor umfasste meine Handgelenke.
    »Was wollen Sie von mir?«, brüllte ich ihn an.
    »Nur was zu essen bringen«, keuchte er und zeigte mit seinem Kinn auf die Tüte auf dem Autodach.
    »Ich glaube Ihnen nicht! Sie wollen mich doch verschachern, verstümmeln oder umbringen!«, keifte ich.
    »Zum Verschachern sind Sie zu alt. Außerdem habe ich dem Türken mein Wort gegeben, dass ich auf Sie aufpasse«, sagte er ruhig.
    »Ich traue Ihnen nicht.«
    Er nickte aufgeklärt, ließ von mir ab und steckte seinen Oberkörper durch das Beifahrerfenster. Vielleicht hätte ich in diesem Moment abhauen sollen, aber ich war wie gelähmt. Womöglich stand ich unter Schock.
    Gregor kam mit einer Handvoll Munition zurück, zog eine Pistole aus seiner Hose und stopfte eine Kugel nach der anderen hinein. Ich saß da und machte Glupschaugen. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Dann hielt er mir die Knarre hin.
    »Können Sie damit umgehen?«, fragte er mich.
    Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte ich immer noch Glupschaugen.
    »Das ist eine 9-Millimeter-Browning. Schauen Sie hier. Das ist die Sicherungsraste. Wenn Sie die Waffe entriegeln, können Sie sofort schießen.« Er hielt sie mir erneut hin. »Wir essen jetzt. Ich hab auch Hunger. Wenn ich etwas Unanständiges mache, dürfen Sie mich abknallen.«
    Wie ein Geist, der seinen toten Körper verlässt, beobachtete ich mich selbst dabei, wie ich die Waffe an mich nahm. Sie war nicht schwerer als Corinnas metallener Tesafilmroller. Ganz anders als Hubsis Trommelrevolver. Groß, doch viel leichter und eleganter. Trotzdem trug ich die Browning wie ein rohes Ei vor mir her und zielte auf die Schlaglöcher im Asphalt. Gregor fixierte die Sicherung und fummelte gebratene Nudeln und Geflügelfleisch aus der Tüte.
    »Darf ich mal abdrücken?« Mein Arm war ein wenig zittrig.
    »Nicht hier und nicht um diese Tageszeit«, erwiderte er nur.
    Ich drehte die Knarre und schaute in den Lauf. Sofort riss Gregor mir die Waffe aus der Hand und legte sie auf die Heckklappe.
    »Ich dachte, die ist gesichert«, sagte ich trotzig.
    »Und ich hab schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen«, entgegnete Gregor und durchpflügte wieder die Nudeln.
    Ich stellte mich zu ihm und fischte etwas Fleisch aus dem Karton.
    »Was soll denn das ganze Waffenarsenal in Ihrem Auto?«, fragte ich schließlich.
    Gregor schluckte kurz. »Ich verkaufe das Metall

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