Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Duschgel und schäumte mich gründlich ein. Schließlich wusch ich mir das linke Bein bis zum Gipsrand ab und konnte plötzlich an nichts anderes mehr denken als an die Kofferraumklappe. Ich schüttelte mich.
Ich habe seine Schuhe gesehen, dachte ich.
Pfeiffers Füße, gekleidet in tiefschwarze, glänzende Halbschuhe. Sie lugten aus dem Plastik hervor, in welches er gewickelt war, als die Spurensicherer den Kofferraum inspizierten. Und ich habe hingesehen, nur ganz kurz, weniger als eine Sekunde lang, und trotzdem war mir anders geworden. Genauso wie jetzt.
Ich stieg aus der Dusche und bemerkte, dass mein Gips in einem Moment der Unaufmerksamkeit etwas feucht geworden war. Als ich das Konstrukt nach Schwachstellen abtastete, rutschten mir ein paar weiße Bröckchen zwischen die Finger und ich warf den Fön an, um den Verband zu trocknen. Ich stakste in den Flur, stopfte das invalide Bein durch Unterwäsche und Jeansrock und sammelte vom Schrankboden ein zerknülltes Hemd auf. Ich legte ein wenig Make-up auf und arbeitete mich ohne Krücken die Treppe hinunter. Es dauerte eine Ewigkeit.
Mittlerweile war es halb elf und ich war froh, dass sich der müffelnde Waffenschmuggler nicht wie verabredet blicken ließ. Wahrscheinlich schlief er immer noch wie ein Baby, während ich mir die Nacht von Emotionen getrieben um die Ohren hatte schlagen müssen.
Warum hatten die Polizisten ihn einfach so durch die Absperrung spazieren lassen?
Ich rieb mir den ersten dünnen Schweiß von der Stirn. Ich brauchte dringend eine Pause von alldem. In meinem Kopf schepperte eine Bowlingkugel gegen die Schädeldecke und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es ist einerlei, mit allen möglichen Leuten darüber zu spekulieren, ob und wie eine Person zu Tode gekommen sein könnte. Ist die Leiche einmal gefunden, verweichlicht dieser Moment sämtliche Gelenke und man fühlt sich persönlich betroffen. Als hätte man es verhindern können, wenn man nicht so viel geschwafelt hätte. Ganz zu schweigen davon, dass die Leiche aus dem gleichen Auto gehoben wurde, das mich einige Stunden zuvor beinahe überrollt hätte. Mich schüttelte es erneut.
Das war alles zu viel für mich.
Ich musste erst einmal weg. Ich brauchte einen freien Kopf, frische Luft, etwas mehr Routine und Gewohnheit. Daher beschloss ich, für den Anfang zu meinen Eltern zu fahren.
Ich hinkte zum Twingo, warf meine Tasche auf den Beifahrersitz und ließ mich hinters Steuer plumpsen. Mit dem Gipsfuß probierte ich ein wenig an der Kupplung herum, trampelte eine Weile das Pedal wie eine Fußluftpumpe. Als ich glaubte, ein gutes Gefühl entwickelt zu haben, startete ich den Motor und legte den ersten Gang ein. Grobmotorisch ließ ich die Kupplung kommen, würgte den Wagen ab und die Karre hüpfte ein paar Zentimeter nach vorn und kollidierte mit dem kleinen A-Klasse-Mercedes direkt vor mir.
Hoppla.
Ohne groß darüber nachzudenken, legte ich den Rückwärtsgang ein und verschaffte mir ein wenig mehr Raum zum Rangieren. Bis zur Autobahnauffahrt war es nicht weit und auf der A 40 würde es im fünften Gang ein Kinderspiel sein.
Ich machte einen erneuten Versuch und scherte aus der Parklücke aus. Ich fuhr im zweiten Gang die Dorstener Straße hinunter, während der Motor wie der abgesägte Auspuff eines frisierten Motorrollers röhrte. Hin und wieder versuchte ich zu schalten, trat mit Elan die Kupplung durch, legte den dritten Gang rein, riss den Fuß von der Kupplung und die Karre flog nach vorn, sodass ich das Gefühl hatte, ich würde gleich abheben. An der nächsten roten Ampel überprüfte ich, ob ich mein Handy vom Nachttisch genommen hatte. Es war nicht in der Tasche. Aber dafür lag Gregors Knarre drin.
Scheiße. Innerlich fluchte ich.
Ich glotzte auf die Waffe, als läge eine abgehackte Hand zwischen meinen Sachen und der Magen drehte sich mir um. Ich fuhr eine geladene, vermutlich nicht registrierte Waffe spazieren. Ohne Waffenschein. Ohne Bedienungsanleitung. Es war schockierend. Gleichzeitig war es aufregend. Ich deckte die Pistole wieder zu, fuhr im dritten Gang auf die A 40 auf und hüpfte auf Höhe von Bochum-Harpen durch einen zwei Kilometer langen Stau. Das Bein war durch den Gips schwer geworden und mein Hintern begann bereits vom Schweiß zu jucken.
Warum hat Sachs ihn umgebracht?, dachte ich plötzlich. War der Konkurrenzdruck in der Firma zu groß? Wollte Sachs ihn aus dem Weg räumen, weil er zu viel wusste? Ich blendete das getrocknete
Weitere Kostenlose Bücher