Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
Eltern das sehen.«
»Wirst du den Report schreiben?«
»Habe ich schon. Aber vielleicht hast du noch ein paar Insiderinformationen für mich?«
Ich hörte durch den Hörer, dass er grinste. Ich ließ die Frage unbeantwortet und legte nach einer kurzen Abschiedsfloskel auf.
Zehn Minuten später schellte Metin an meiner Haustür.
»Was soll das mit dem Toten? Warst du das?« Er rief es mir aus dem Treppenhaus entgegen und ich wurde verlegenheitsrot. Dass kein Nachbar davon etwas mitbekommen hatte, war so wahrscheinlich wie die Entdeckung von außerirdischen Überresten auf Muttis Komposthaufen. Metin keuchte jämmerlich, als er seinen gedrungenen Körper durch meine Wohnungstür schleppte.
»Warum kommst du nicht ins Büro?«, hechelte er. »Glaubst du etwa, ich würde das mit dem Toten nicht rauskriegen? Ich kriege alles raus, Perle.«
Ich runzelte die Stirn. »Ich bin invalide. Schon vergessen?« Ich zeigte zur Erinnerung auf meinen Gipsfuß.
»Dönekes. Wo ist Panko?«
Panko?, fragte ich mich im Stillen.
»›Panko‹ ist dem Sonnenuntergang entgegengeritten. Er hat seine Mission erfüllt.«
Und ich war froh drum. Zwei weitere Tage mit ihm und er hätte vermutlich meinen Schädel gespalten. Metin zückte sein Handy.
»Ruf ihn besser nicht an«, lenkte ich ein.
»Warum? Hat er wieder einen im Kahn?«
Ich nickte und er schüttelte seufzend den Kopf.
»Gestern ist ein Arbeitsverweigerer reingekommen und Sven ist wieder bis oben hin voll. Corinna setzt sich morgen zu dir in die Karre. Die tut eh nichts Gescheites für ihr Geld und kann sich mal nützlich machen. Wo ist die Eierkitsche?«
»Bei meinen Eltern«, sagte ich. »Aber Corinna hat doch gar keinen Führerschein.«
»Aber einen Popelschein.«
»Popelschein?«
»Darf beim Fahren popeln, während du aufpasst.«
»Du meinst begleitetes Fahren.«
Er drückte seine Nasenflügel zusammen. »Mein Kollege klemmt sich morgen die Karre unter den Arm. Mann, du machst einen ganz schönen Haufen Arbeit.« Er schob seine Tränensäcke nach oben. »Was ist mit der Teppichratte?«
»Beschiss hoch drei«, flunkerte ich. »Der Exmann wollte seine Verflossene morgen bei dir anschwärzen.«
»So ist es richtig. Immer schön der Alten ans Bein pinkeln.« Er grinste.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Sag mal, was ist dieser Panko eigentlich für ein Typ?«
Metin inspizierte seine Schuhe. »Ein Söldner. Nichts weiter.«
»Woher kennst du ihn?«
Er winkte ab. »Von den Bullen. Ist schon eine Weile her.«
Plötzlich hatte Metin es äußerst eilig, aus meiner Wohnung zu kommen. »Kümmere dich morgen früh um den Blaumacher. Corinna bringt die Akte mit.« Damit drehte er sich einfach um und watschelte durch die Tür. »Und lass den Pfeiffer unter der Erde, klar? Ich will die Polypen nicht wegen Leichenfledderei im Haus haben.«
Wieder hallte seine Stimme für alle hörbar durch den Flur und ich schlug die Wohnungstür zu.
Der hatte vielleicht Nerven.
Der nächste Morgen war ein Mittwoch. Ich stand um neun auf und kroch mit halb offenen Augen ins Bad. Vor dem Spiegel legte ich den Scheitel von der einen Seite zur anderen, um das Volumen frisch gewaschener Haare zu simulieren. Anschließend hielt ich meinen Kopf aus dem Fenster, um mich zu vergewissern, dass mein Twingo wieder sicher im Hafen eingelaufen war. Und tatsächlich fand ich ihn gut verwahrt vor der Haustür. Es hatte etwas Bequemes, Kleinkriminelle um sich zu haben.
Ich lümmelte vor dem Wandschrank und zog eine Cargohose und ein T-Shirt an, ging in die Küche und frühstückte direkt vor dem Kühlschrank. Etwa eine Stunde später klingelte Corinna. Sie blieb unten vor der Haustür stehen und plapperte in die Gegensprechanlage. »Können wir gleich losfahren? Dann komm runter. Ich hab keinen Bock, die ganzen Treppen hochzulaufen.«
Das war doch mal ein Wort.
Ich öffnete die Wohnungstür und fand als Erstes eine Ausgabe der WAZ auf meiner Fußmatte. Ich war einigermaßen erstaunt, denn ich hatte die Zeitung nie abonniert. Als ich allerdings einen schärferen Blick auf die Titelseite warf, wusste ich genau, warum sie zu dieser Zeit an diesem Ort herumlag.
Ich war auf dem Titelblatt.
Ich schlug die Zeitung auf und überflog den Artikel, der den Mord an einem Manager einer weltweit agierenden Unternehmensberatung behandelte. Der Text streute Hinweise auf einen festgenommenen Verdächtigen, einen weiteren Manager des Unternehmens. Ruud van Houten stand für eine Stellungnahme nicht
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