Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
viel Schiss hat.«
»Schiss wovor?«
»Vor den Bullen.«
»Ja, das höre ich auch öfter. Keine Ahnung, warum er so einen Bammel hat.«
»Weil sein Laden der reinste Beschiss ist. Der leuchtet so illegal wie eine nuklear verseuchte Dönerbude. Sieht doch jeder.«
Ich hatte das nicht so gesehen.
»Metin hat einen Kellerraum angemietet«, erzählte sie weiter. »Den Schlüssel dafür hat nur er.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hält er sich eine Panzerfaust.«
Ich hatte einen Witz machen wollen, aber Corinna schien ernsthaft darüber nachzudenken.
»Komm. Lass uns Metin beschatten.« Ihre Pupillen weiteten sich; sie war bereit, ihrer Beute ins Genick zu springen.
»Das nächste Mal vielleicht«, wehrte ich mich und blätterte die Akte des potenziellen Arbeitsverweigerers durch. Roland Hegel war 45 Jahre alt und von Beruf Schlosser. Er war wegen Rückenbeschwerden bereits öfter krank geschrieben gewesen. Eigentlich hatte ich keinen Bock darauf, mich einem weiteren Blaumacher an die Fersen zu heften. Ich sah auf die Uhr. Es war fast halb elf.
»Bestimmt arbeitet Hegel irgendwo schwarz. Dann ist er um diese Uhrzeit schon aus dem Haus. Ich denke, wir haben Zeit, uns mit anderen Sachen auseinanderzusetzen, ehe der Typ nach Hause kommt.«
Corinna drückte langsam, aber kräftig den ersten Gang in die Führung und das Getriebe knatschte lang genug, damit sich in meinem Magen der Ansatz eines Geschwürs bilden konnte.
»Welche Richtung?«
»Geradeaus Richtung Eppendorf. Wir hätten noch genügend Zeit, der Witwe Pfeiffer zu kondolieren.«
Als wir vor Pfeiffers Haus standen, rumorte ein riesiger Klumpen in meiner Magengegend. Außerdem hing mir ein dicker Kloß im Hals und ich wusste nicht, ob ich in Gegenwart von Frau Pfeiffer auch nur irgendein Wort von der Leine lassen konnte. Sie war eine Witwe. Ihr Mann war eines gewaltsamen Todes gestorben. Wie könnte ich ihr da kondolieren und sie anschließend verhören?
»Hast du Muffensausen?«, fragte Corinna und strafte mich mit schlitzigen Augen ab.
»Ich plane nur eine Strategie«, log ich.
In Wahrheit überlegte ich, wie ich schnellstmöglich wieder von hier verschwinden konnte, ohne den Eindruck zu erwecken, ich würde den Schwanz einziehen. Ich rutschte tiefer in den Beifahrersitz und beobachtete das Treiben vor dem Haus. Die Sanierungsarbeiten waren in vollem Gange. Ein kleiner Lieferwagen mit weißem Baustellenstaub auf den Planen parkte vor der Hausgarage und ein paar Handwerker schleppten säckeweise Baumaterial ins Haus. Ihre blauen Arbeiterhosen waren verblichen und in Schmutz paniert. Ich überlegte, ob es der richtige Zeitpunkt war, als ich plötzlich beobachtete, wie ein anderes Arbeitergeschwader die Parkettfliesen aus dem Haus schaffte. Wie von einer Ziege gebissen schnellte ich hoch.
»Scheiße! Die schaffen die Beweise weg!« Ich riss die Beifahrertür auf, hetzte humpelnd über den Rasen und blieb unmittelbar vor dem Schutthaufen stehen. Ich vergewisserte mich, dass die Pfeiffer außer Sichtweite war und begann, die Fliesen nacheinander auf ihre Beschaffenheit abzuklopfen.
»Die sind nicht mehr zu gebrauchen. Gehen Sie von der Baustelle weg«, pöbelte ein Handwerker.
Ich zeigte ihm meinen Ausweis und schickte ihn mit dem Hinweis, ich würde private Ermittlungen durchführen, zurück ins Haus. Als er mir den Rücken kehrte, wusste ich, dass er der Hausbesitzerin Bericht erstatten würde. Mir blieb also nicht viel Zeit. Ich wühlte wie eine Wahnsinnige und stieß dabei den halben Haufen um. Staub flog auf und ich fächerte mir Luft zu. Überall wirbelte weißer feiner Schutt herum und trieb mir in sämtliche Poren. Ich musste niesen. Im Hintergrund hörte ich die Handwerker reden und lachen, aber schließlich konnte ich eine verdächtige Fliese ausfindig machen. Ich sprang hoch und drückte sie Corinna, die mir bereits neugierig im Nacken saß, in die Hand.
»Zurück ins Auto damit. Und warte dort!«, flüsterte ich und humpelte hüstelnd der Eingangstür entgegen. Zwar hörte ich Corinna fluchen, sie wolle viel lieber die Pfeiffer wie eine Zitrone ausquetschen, aber ich schenkte dem keine Beachtung. Ein paar Sekunden später erschien Ulrike Pfeiffer im Türrahmen.
»Sie schon wieder«, gab sie sich entrüstet. »Wie sehen Sie denn aus?«
Ich sah an mir herab. Ich war über und über mit Baustaub bedeckt. Ich schüttelte meine Haare und der Staub rieselte wie Schnee an mir herunter.
»Guten Tag, Frau Pfeiffer. Zum Tode
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