Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
erhob die Hand und bestellte drei Pinchen Jägermeister.
»Ich habe noch ganz andere Sachen in der Tasche«, entfuhr es mir und ich biss unweigerlich die Zähne zusammen.
»An Ihrer Stelle würde ich den Mund nicht zu voll nehmen. Beim letzten Mal hätten Sie sich damit beinahe die Birne weggeschossen.«
Bei dem Wort ›weggeschossen‹ verschüttete der Inder versehentlich das dritte Pinchen Hörner-Whiskey, entschuldigte sich maßlos und schenkte Gregor zur Beschwichtigung ein drittes und viertes Schnäpschen ein. Feixend prostete Gregor ihm zu.
»Stellt sich nur die Frage, wer von uns hier im Moment den Mund zu voll nimmt«, sagte ich, starrte auf den Jägermeister und applaudierte mir in Gedanken für das gelungene Wortspiel. Dann kippte Gregor das zweite und dritte Pinchen nacheinander hinunter und seine Augen wurden glasig.
Zeit abzuhauen, dachte ich.
Ich humpelte zum Tisch zurück und nahm sofort die Lasagne in Empfang. Sollte er doch sitzen bleiben und sich abfüllen. Ich war fertig mit ihm. Und ich war fertig mit Spartakus. Ob die Nowak nun Geld gesehen hat oder nicht, spätestens morgen würde sich ihr Ex bei Metin ausheulen und sie anschwärzen, damit er seine eigene Haut retten konnte. Dann könnte ich den Haftpflichtschaden endlich ad acta legen und Gregor könnte sich in seinen Pappkarton verziehen und seine Beziehungen für jemand anderen spielen lassen. Ich brauchte seine Connections nicht. Ich würde auch so erfahren, was aus Hugo Sachs werden würde. Auch ich hatte Quellen. Und ich war vom Fach.
Der Duft von in Soße geschmolzenem Käse trieb mir in die Nase. Ich sah Gregor, wie er geruhsam auf dem Hocker saß und leer getrunkene Gläser stapelte. Drahtige blaue Adern traten unter der Haut seiner Unterarme hervor. Die Masche des stereotypen Versagers, der seine Emotionen in Alkohol ertränkt, hatte er echt drauf. Aber ich war nicht so blind wie die anderen. Ich wusste, dass er Einfluss hatte. Und ich wusste, dass man ihn weder unterschätzen noch reizen sollte.
Nach dem Essen taperte ich langsam das Treppenhaus hinauf. Gregor war mit seinem Taxi bereits abgezogen. Er war bezecht wie eine Edelkirschpraline, aber ich war nicht für ihn verantwortlich. Ich schloss die Wohnung auf und humpelte zuerst zu meinem Nachttisch, um mein Handy aufzulesen. Im Laufe des Tages hatte Metin 15 Mal versucht, mich anzurufen. Meine Güte.
Ein Anruf von Olaf war auch dabei. Mit einer quer liegenden Lasagne im Bauch ließ ich mich ins Bett fallen und rief zuerst Metin an.
»Scheiße, Äther, wo warst du?«, keifte er sofort.
»Ich habe mein Handy liegen lassen«, klärte ich ihn auf. »Warum hast du nicht Gregor angerufen? Der war doch die ganze Zeit bei mir.«
»Ach, der geht nie ran. Kommst du heute noch mal rein?«
Auf gar keinen Fall. »Hatte ich nicht vor.«
»Dann komme ich vorbei.« Er legte auf. Wundervoll.
Als Nächstes wollte ich meine Beziehungen spielen lassen und rief Sascha an.
»Guck mal auf den Zeiger«, murrte er. »Ich war schon auf dem Sprung nach Hause.«
»Hast du irgendetwas über Hugo Sachs mitbekommen?«, fragte ich.
»Über wen?«
»Den Typ mit der Leiche im Kofferraum.«
»Ach so, der . Nö.«
So viel zu meinen Beziehungen. »Kannst du mich bitte auf dem Laufenden halten, wenn bei dir irgendetwas über ihn aufschlägt?«
»Bei mir schlägt gar nichts auf«, sagte er. »Ich bin im 33 und das Einzige, was bei mir aufschlägt, sind Annegrets abgemurkste Datensätze.«
»Und wenn du dich mal ein bisschen umhörst?«
»Du hast vielleicht Nerven. Ansmann ist der Einsatzleiter und gar nicht gut auf dich zu sprechen. Wenn der was mitkriegt, reißt er mir den Kopf ab.«
Ich hörte, wie er mit der Zunge schnalzte. »Das wird dich also einiges kosten.«
Ich pustete die Luft in das Mikrofon. »Meinetwegen.« Hoffentlich würde ich es nicht irgendwann bereuen.
Mit einem leicht überhöhten Puls legte ich auf und wählte direkt Olafs Nummer.
»Schön, dass du anrufst«, ließ er seine Stimme vernehmen. »Ich habe ein Foto auf den Tisch bekommen. Ein freier Fotograf war letzte Nacht am Campingplatz Ruhrbrücke. Sagt dir das etwas?«
Mein Herz machte heute eine echte Berg- und Talfahrt mit. »Sprich es nicht aus.«
»Du warst ein reizendes Motiv. Eine heulende Frau zwischen all den Polenten. Was hast du da gesucht? Und wer ist dieser bärtige Kerl neben dir?«
»Das ist eine verdammt lange Geschichte«, sagte ich.
Er seufzte. »Ich wollte dich nur vorwarnen, falls unsere
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