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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Ihres Mannes möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen.«
    Ulrike Pfeiffer trug Sandaletten mit paillettenbesetzten Schmetterlingsmotiven. Ihre Bluse war sonnengelb und sie roch nach robustem Duftwasser. Unter ihrem Blusenkragen wölbte sich eine unförmige, in einen Büstenhalter gequetschte Masse und ich musste mich zwingen, nicht zu glotzen. Das hatte ich Sieke zu verdanken, dem debilen Gutachter mit der Drei-Titten-Theorie. Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht. Sie blinzelte müde und träge, ihre Haare waren in überdimensionierte Lockenwickler eingedreht. Ihr spitzes Kinn warf einen Schatten auf ihr Dekolleté.
    »Dafür sind Sie hierher gekommen?«, fragte sie.
    »Ich habe auch noch ein paar Fragen an Sie.«
    »Hören Sie, Schätzchen. Das Schlafzimmer ist komplett abgeräumt. Hier gibt es nichts mehr zu sehen. Also stören Sie bitte nicht meine Handwerker. Jede zusätzliche Minute bedeutet nur mehr Stress für alle Beteiligten.« Sie wedelte wehleidig mit ihren Armen.
    Ich mochte ihre Art nicht. Es soll Leute geben, die ihre Trauer durch Arbeit ersticken, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass diese Frau ihren Mann vermisste.
    »Eigentlich habe ich Fragen zum Tode von Richard Pfeiffer.«
    Sie starrte mich ungläubig an. »Was hat die IHK mit meinem Mann zu schaffen?«
    »Ich komme nicht von der IHK. Ich bin Privatermittlerin.«
    Ihre Lider verschwanden in den Augenhöhlen und die Leuchtdioden hinter ihren Augäpfeln flackerten auf. »Sie sollten schleunigst verschwinden, bevor ich die Polizei rufe.«
    »Denken Sie nicht, dass die Polizei nicht schon weiß, dass ich hier bin?«, warf ich ein. Ich fühlte, wie sich der Klumpen in meinem Magen langsam verflüssigte und mit einem Blubbern bemerkbar machte. Entweder hatte ich Hunger oder ich bekam gleich Durchfall. Ich tippte auf Letzteres. Ein typisches Symptom bei Lampenfieber.
    »Ich bin nicht von gestern, Schätzchen. So eine Privatschnüfflerin wie Sie ist doch ein gefundenes Fressen für die Polizei.«
    Ulrike Pfeiffer kehrte mir den Rücken und ich bekam umgehend Kammerflimmern. Ich hatte die Wahl: Entweder zog ich die Reißleine und verdrückte mich oder ich blieb, um mich von Ansmann abführen zu lassen. Eine Alternative war, Druck auf sie auszuüben, um mir Gehör zu verschaffen. Zwischen meinen Ohren rumpelte es gewaltig.
    Ich hielt sie am Arm fest. »Ich weiß, dass Ihr Mann in diesem Haus gestorben ist«, flüsterte ich ihr in den Nacken, um zu vermeiden, dass die Arbeiter etwas mitkriegten.
    Sie stockte und blieb eine Ewigkeit stehen, ehe sie sich mir zuwandte. Sie glotzte mich an, als stünde der Papst persönlich vor ihr. Ich musste in der Zwischenzeit bereits puterrot angelaufen sein, denn mein Kopf fühlte sich wie eine glühende Eierkohle an.
    »Wie können Sie es wagen!«
    »Ich habe Beweise.« Ich starrte auf den Holzhaufen vor ihrem Haus.
    Sie folgte meinem Blick. »Einen Dreck haben Sie. Sie haben ja keine Ahnung.« Ihre Stimme bebte.
    »Ich schlage vor, wir gehen hinein und Sie erzählen mir, wovon ich keine Ahnung habe.«
    Grobmotorisch ging sie durch den Flur und ich folgte ihr auf dem Fuße. Mein Herz wummerte und ich hatte das Gefühl, mir würde gleich die Halsschlagader platzen.
    Gleich wird sie gestehen, dachte ich.
    Sie würde sich ans Fenster stellen und mir vorheulen, wie leid ihr alles täte, aber ihr Richard liebte das elende Schlafzimmer und wollte ihr einfach kein neues kaufen. Ich versuchte, mich bereits auf das kommende Geheule und Gejammer vorzubereiten. Ich mag keine heulenden Leute. Sie machen mich matschig im Gehirn. Ein Staubsaugervertreter könnte mir eine ganze Generation von Vorwerk-Staubsaugern verkaufen, wenn er dabei nur rumheulen würde. Das war wohl eine Schwäche von mir, aber niemand ist perfekt.
    Pfeiffer ging ins Wohnzimmer. Bodentiefe Fenster ließen die warmen Strahlen der Sonne in den Raum fallen. Sie reflektierten auf den weißen Fliesen und schlugen gegen die kükengelbe Wand, vor der eine rostbraune Ledercouch die Gäste begrüßte. Das Leder knarrte, als sie sich setzte.
    Ich zog es vor, neben ihr stehen zu bleiben. Ich wollte über allem stehen, was sie mir erzählte.
    »Am Montagabend war die Jubiläumsfeier von dem Ranghöchsten in Richards Firma, Maart van Houten. Eine richtige Party. Alle haben etwas getrunken, vor allem Richard. Und er neigte schon immer dazu, den Bogen zu überspannen, wenn er betrunken war. Ich habe ihn dabei erwischt, wie er Hugos Frau an die Brüste grapschte.« Sie

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