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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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parkte. Es stand da wie ein Fels in der Brandung. Wie eine Fähre inmitten von tuckernden Motorbooten. Als ich einstieg, kurbelte ich das Seitenfenster hinunter. Es wurde zu einer reinen Gewohnheit.
    »Was ist los?«, wollte ich wissen.
    »Das erzähle ich Ihnen später«, wimmelte er mich ab und nahm sein Handy aus der Tasche. Es dauerte nur ein paar Sekunden, ehe sich jemand auf der anderen Leitung meldete.
    »Wo ist Ansmann?«, fragte er sofort durch den Hörer. Als ich das hörte, schwollen meine Lauscher an. Wollte er mich etwa verpfeifen? Gregor horchte in sein Telefon.
    »Gut. Ruf mich an, wenn er aus dem Haus ist. Ich brauche einen Verhörsaal für Sachs.« Dann legte er auf.
    »Was war das denn?«, erkundigte ich mich.
    »Das hier ist ein Motiv.« Er wedelte mit der Mappe. »Hören wir uns an, was Sachs dazu zu sagen hat.«
    » Wir wollen ihn verhören? Wir können doch nicht einfach so in die Wache platzen. Was sagt Ansmann dazu?«
    »Ansmann wird nicht dabei sein.« Gregor steuerte den Wagen um eine Kurve und sah mich an. »Wir wollen doch nicht, dass er die Motten kriegt, wenn er Sie sieht.«
     
    Nach einem kurzen Anruf von der Wache stellte Gregor das Taxi auf dem Besucherparkplatz ab. Mit breiten Schritten ging er über den Parkplatz und ich hatte Mühe, ihm mit meinem Gipsbein zu folgen. Abgeklärt musterte er das Foyer, während er mir die Tür aufhielt.
    Ein Typ mit blondem Flaum auf dem Schädel fing uns vor der Empfangstheke ab. Sie nickten sich zur Begrüßung zu und schienen sich zu kennen.
    »94«, sagte er und überreichte Gregor einen Schlüssel. Dann zog er wieder ab und wir gingen die Treppe hinunter. Hinter der Verbindungstür steuerte Gregor ein Kopiergerät an und legte die Akte auf das Glas. Warmes Papier kroch aus dem Auswurf. Er steckte sich das Original in den Hosenbund und stülpte das T-Shirt darüber. Die Kopie rollte er in seinen Händen ein. Gregor machte einen aufgeräumten Eindruck, während ich vor Aufregung langsam zerfledderte.
    Ein paar Meter den Gang hinunter steckte er den Schlüssel in die Tür des Raumes Nummer 94.
     
    Der Verhörsaal war kalt, vielleicht aus psychologischen Gründen. Ein paar Leuchtstoffröhren leuchteten den Raum aus. Es gab keine Fenster, sondern lediglich einen quadratischen Tisch sowie einen Haufen gestapelter Stühle im hinteren Bereich des Zimmers. Es war wie im Fernsehen.
    Ein Mann mit graubraunen Pudellocken saß am Tisch. Er trug einen Einreiher mit weißem Hemd, dessen oberste drei Knöpfe offen standen. Ein paar Brusthärchen lugten hervor. Seine aufgeknotete Krawatte hing leblos von seinen Schultern herab. Die Augen waren müde, die Lider träge und gerötet. Er schien mich nicht wiederzuerkennen. Ich bekam dafür am ganzen Körper eine Gänsehaut. Immerhin stand ich einem Mörder gegenüber.
    Gregor warf ihm wortlos die Kopien vor die Füße.
    »Was ist das?«, fragte Sachs und schaute auf den Boden.
    Gregor ließ keinen Ton hören.
    Sachs hob die Unterlagen auf und blätterte sporadisch die Seiten durch. Zwischen seinen Augenbrauen begann sich die Haut zu wölben und der Kieferknochen trat hervor. Er blätterte langsamer. Ich meinte zu sehen, dass sein Teint eine Nuance röter wurde.
    »Ich möchte mit meinem Anwalt sprechen«, sagte er, ohne aufzusehen.
    Gregor nickte, drehte sich um und ging. Ich folgte ihm aus dem Raum und er schloss hinter mir die Tür wieder zu.
    »Das war alles?« Ich war verdutzt.
    »Ja.«
    »Sie haben ja komische Verhörmethoden. Ich dachte, Sie würden ihn ordentlich ausquetschen.«
    Er grinste.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt warten wir.«
     
    Ich folgte ihm aus dem Polizeigebäude zurück ins Taxi und war noch immer ein wenig aufgewühlt. Gregor hingegen blieb unverschämt gelassen.
    »Warum tun Sie das?«, herrschte ich ihn entrüstet an. »Gestern haben Sie mich noch darauf hingewiesen, ich soll Ansmann nicht ans Bein pinkeln. Und jetzt schaffen Sie mich her, um in seinem Revier zu wildern.«
    »Ich wusste, dass Sie nicht aufhören würden«, rechtfertigte er sich. »Deswegen entschied ich mich, Ihnen ein wenig unter die Arme zu greifen.«
    »Sie können nicht einfach so über meinen Kopf hinweg entscheiden «, meckerte ich und schnallte mich an.
    Gregor legte den Gang ein und wandte sich mit seinem Oberkörper zu mir. »Wenn es um Ihre Sicherheit geht, dann schon. Alles andere wäre Unterlassene Hilfeleistung.«
    »Unterlassene Hilfeleistung?«
    Er reagierte nicht darauf. »Eigentlich hatte ich vor, Sie an den

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