Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
unter dieser Nummer erreichbar wäre und dass er den Schlüssel für seine Munitionskiste griffbereit in die Schreibtischschublade gelegt hatte. Nur für den Fall, ich würde in nächster Zeit wieder ins Büro hereinschneien.
Heiliger Strohsack.
Ich unterrichtete Gregor kurz von Saschas Neuigkeiten.
Er grinste verschmitzt. »Ein Informant auf der Wache. Sehr pikant. Schlafen Sie mit ihm?«
Entrüstet stierte ich ihn an. »Natürlich nicht! Ich kenne ihn über meinen Vater.«
Gregor lachte und bleckte dabei seine weißen Zähne. »Das hätte ich an Ihrer Stelle auch gesagt. Woher wissen Sie so gut über Forensik Bescheid?«
»Fernsehen. Internet. Bücher.«
Er musterte mich lange. »Das ist Ihr Ding, oder?«
»Was meinen Sie?«
»Tötungsdelikte.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Seit ich ein Kind war, wollte ich zur Polizei.«
»Aber Sie sind es nicht«, stellte er fest. »Was war los? Haben Sie die sportlichen Prüfungen nicht gepackt? Oder hat Ihr Allgemeinwissen schlapp gemacht?«
»Ich habe ein gutes Allgemeinwissen!«, entrüstete ich mich.
»Machen Sie sich nichts draus. An der physischen Prüfung scheitern die meisten.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Woher wissen Sie das so genau?«
Er sah mich an, als hätte ich ihn eines Verbrechens beschuldigt. »Das ist Statistik. Sie können es googeln.«
Fünf Bierflaschen später brach der späte Nachmittag an. Gregor fläzte mit ein paar Promille immer noch auf meinem Sofa herum, die Akte lag sperrangelweit offen auf seinen Schenkeln. Eine unsichtbare Dunstwolke aus Schweiß und Alkohol trieb über ihm ihr Unwesen und es dürfte Stunden dauern, um diesen Mief wegzubekommen. Ich stand gegen die Wand gelehnt am Fenster und sinnierte vor mich hin. Fragen prallten gegen meine Schädeldecke, sodass ich Kopfschmerzen davon bekam. Eine von ihnen war, wie es meinem Twingo bei Corinna wohl gerade erging.
»Warum hat die Pfeiffer den Wasserschaden überhaupt gemeldet?«, fragte ich ihn.
Gregor klappte die Akte zu. »Sie zahlt jedes Jahr in die Hausratversicherung ein. Warum sollte sie ihn nicht melden?«
Ich stemmte meine Hände in die Hüfte. »Weil sie vielleicht erwischt werden könnte?«
»Überschätzen Sie sie nicht. Sie ist es pragmatisch angegangen. Und den Schaden trotz Versicherung nicht zu melden wäre wahrscheinlich noch auffälliger gewesen.«
Ich klopfte mit dem Hinterkopf gegen die Hauswand. »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
»Es macht Sinn.«
»Zumindest ist dadurch der hohe Wasseraustritt geklärt. Pfeiffer konnte den Schaden nicht eingrenzen, weil sie schlichtweg nicht dort war.« Ich sah ihn an. »Jetzt muss ich das nur irgendwie Metin beibringen.«
Gregor köpfte die letzte Flasche. Er nahm ein paar Schlucke und stieß gegen seinen Handrücken auf. Ich setzte mich ihm gegenüber auf den Boden, rieb meinen nackten Fußballen an meiner eingegipsten Ferse und beobachtete ihn dabei, wie er die Bierreste aus seinem Schnauzbart wischte.
»Sind Sie ein Bulle?«, forschte ich ihn aus.
In seinen Zügen regte sich nichts. »Sie sind zu neugierig«, stellte er fest. »Irgendwann wird es Sie noch den Kopf kosten.«
»Ist das eine Drohung?«
Er grinste kaum merklich.
»Also, was ist? Sind Sie Polizist?«
»Nein.«
»Aber Sie waren es mal.«
Er stand auf und streckte sich. Muskeln traten an seinen drahtigen Unterarmen hervor und das T-Shirt spannte wie eine zweite Haut über seinen Oberkörper. Es war kaum zu übersehen, dass Gregor auf sich achtete, indem er Sport trieb oder irgendwelche Steroide schluckte, um sich in Form zu halten. Ich gab mir Mühe, nicht länger zu starren als nötig, aber ich fühlte mich ertappt, als er sich vorbeugte, um meinen Blick zu suchen. Kindischerweise sah ich zu Boden. Daraufhin klemmte Gregor sich ein paar leere Flaschen unter die Achsel und hob das geöffnete Bier mit zwei Fingern hoch.
»Wollen Sie jetzt gehen? Habe ich Sie verschreckt?«
»Ich habe noch andere Dinge zu erledigen«, informierte er mich und schlich langsam aus dem Wohnzimmer. Ich krabbelte auf meine Füße und folgte ihm. Mein Gips kloppte wie ein Holzhammer auf dem Parkett.
»Bis morgen«, sagte er und drehte sich nicht um, als er durch die Tür ging.
»Bis morgen, Panko«, gab ich zurück.
Gregor blieb kurz stehen und trabte dann mit einem Kopfschütteln die Treppe hinunter. Ich hörte, wie die untere Haustür mit einem Krachen ins Schloss fiel. Missmutig stolperte ich durch meine Wohnung und sah mein Handy auf der
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