Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)
rümpfte die Nase. »Erika hat ihm dafür ordentlich eine gepfeffert.«
Ich griff mir intuitiv an die Wange.
»Erika ging, aber ich habe mich mit Richard noch eine ganze Weile gestritten, bis er schließlich nach Hause fuhr. Ich hatte zwar keine Lust mehr auf die Feier, aber ihm hinterherfahren wollte ich auch nicht. Also bin ich geblieben.«
»Und was hat Hugo Sachs in dem Moment getan?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe Erika gesucht, aber sie und Hugo waren nicht mehr aufzufinden. Ich denke, sie sind auch sofort gefahren.« Verspannt schlang sie ihre Finger ineinander.
»Sie haben sie danach nicht noch einmal angesprochen?«
Pfeiffer schüttelte den Kopf. »Ich fuhr gegen Mitternacht nach Hause und bereitete mich schon auf den nächsten Streit vor. Ich ging die Treppe hinauf und bemerkte plötzlich all dieses Wasser. Und im Schlafzimmer fand ich schließlich diesen schändlichen Blutfleck.« Sie zog eine angewiderte Grimasse.
»Keinen Richard?«, hakte ich nach.
»Nein.«
»Und was haben Sie daraufhin getan?«
Pfeiffer quetschte angespannt die Finger zusammen und ihre Fingerknöchel traten weiß hervor. »Ich habe es sauber gemacht. Das mit dem Wasserschaden war eine Mär.« Sie sah zu mir hoch. »Tut mir leid, dass ich Ihnen deswegen solche Umstände gemacht habe.«
Ich rollte mit den Augen wegen dieser Belanglosigkeit. Also war es doch Beschiss. »Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?«
»Ich hatte Angst. Uns haben doch alle dabei beobachtet, wie wir gestritten haben. Und vielleicht wurde er in unserem Haus ermordet! Was soll die Polizei da schon denken?« Sie schniefte.
Ich tätschelte ihre Schulter und fühlte, dass ihr Körper bereits zitterte. Gleich wird sie es tun, dachte ich. Gleich wird sie losheulen.
»Erika Sachs hätte aussagen können«, sagte ich.
Pfeiffer lachte auf und ein paar Krokodilstränen fielen ihr in den Schoß. »Denken Sie, die Frau hätte mir den Rücken gestärkt, wenn ich ihren Mann des Mordes an Richard beschuldigt hätte?«
Da hatte sie wohl recht. Unter meiner Hand begann sie zu schlottern und ich machte einen Schritt zurück. Ihre Geschichte erklärte das Blut auf dem Parkett. Es erklärte selbst den Wasserschaden, den sie offenbar nicht aufhalten konnte , weil sie nicht vor Ort gewesen war. Aber das war auch schon alles.
»Bei allem Respekt, Frau Pfeiffer. Aber ich glaube nicht, dass ein Mann wie Hugo Sachs wegen einer kleinen unsittlichen Annäherung zu einem Mörder wird.«
Ulrike Pfeiffer sah zu mir auf und ihre durchwässerten Augen blieben an meinem demolierten Nasenrücken hängen. Ihr spitzes Kinn ragte wie ein kleines Mahnmal hervor. Dann wanderte ihr Blick an meiner Schulter vorbei und tastete die Wände des Wohnzimmers ab. Die zappelnden Finger waren gegensätzlich zu ihrem stoischen Gesichtsausdruck. In ihrem Kopf gärte es.
»Sie haben recht«, presste sie schließlich hervor und stand auf. »Warten Sie hier.«
Eilig verschwand sie durch eine Seitentür und ich war mir unsicher, ob ich ihr wegen drohender Fluchtgefahr folgen müsste, entschied aber, zu bleiben. Papier raschelte. Sie wühlte in irgendwelchen Unterlagen. Als sie zurückkam, hatte sie bereits einen Besen verschluckt. Ihr Schulterkreuz war aufgerichtet, ihr Ausdruck beherrscht.
»Das hier habe ich vor ein paar Tagen in Richards Dokumentensafe gefunden.« Sie reichte mir eine sandfarbene Dokumentenmappe. In ihr stapelten sich diverse Protokolle, Notizen und Schwarz-Weiß-Kopien. Auf dem Aktendeckel prangte der Stempel einer Detektei aus dem Bochumer Norden.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, Richard hatte einen Detektiv engagiert, weil ihm Hugos Arbeitsweise nicht so koscher vorkam. Sehen Sie, Hugos Name taucht hier überall auf.«
»Und was haben die Detektive herausgefunden?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich kenne mich in kaufmännischen Dingen nicht aus. Aber Richard verwahrte die Akte in seinem Safe. Die Informationen mussten ihm sehr wichtig gewesen sein.«
»Stellt sich nur die Frage, ob sie wichtig genug waren, um dafür zu töten.«
8.
Ulrike Pfeiffer verabschiedete sich von mir mit dem Versprechen, baldmöglichst zur Polizei zu gehen. Sie nahm es sich für das Wochenende nach der Beerdigung vor. Mein Instinkt verriet mir, dass sie es nicht tun würde. Nicht umsonst riss sie das halbe Haus ab. Sie wollte Beweise loswerden, und zwar im ganz großen Mafia-Stil.
Ich würde den Teufel tun und bei Ansmann anschellen. Genauso gut könnte ich
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