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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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ihr von dem Hefter. Vielleicht, um ihr die Pistole auf die Brust zu setzen, damit sie ihren Allerwertesten bewegt, um ihn da rauszuholen. Als die aber keinen Finger rührt, muss Sachs sich selbst um die Beweisvernichtung bemühen und schickt jemanden, der sich um die Detektei kümmert.«
    Wir standen vor dem Taxi und Gregor schloss die Tür auf. Ich beugte mich über das Autodach. Das entschlossene Grinsen wich mir langsam von den Lippen.
    »Aber warum reagiert er erst jetzt?«, fragte ich. »Man bringt doch keinen um und lässt die Beweise einfach in der Wohnung rumliegen.«
    Gregor nickte bekräftigend. »Gut gedacht, Marple. Ich hatte den gleichen Gedanken.«
    Stolz schwellte meine Brust. »Vielleicht konnte er die Dokumente nicht rechtzeitig finden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Er hätte Wege gefunden, es aus der Witwe herauszuquetschen.«
    Gregor kroch in den Wagen und entriegelte meine Tür. Schwungvoll riss ich sie auf und setzte mich auf das ausgediente Leder.
    »Sie spekulieren also auf etwas anderes«, stellte ich fest.
    Prompt boxte er mit Schmackes gegen den Aschenbecher, sodass ein paar Kippen in den Fußraum purzelten. »Sachs konnte die Unterlagen nicht finden, weil er nicht wusste, dass sie existieren.«
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
    »Seine Brecheisenreaktion spricht dafür«, sagte er. »Er ist mit der Situation überfordert. Er hätte anders reagiert und vielleicht vorgesorgt, wenn er von den Beweisen gewusst hätte. Jetzt muss er nach dem Strohhalm greifen und mit dem Vorschlaghammer antworten.«
    Mir wollte diese Idee einfach nicht einleuchten. »Warum sollte er das tun? Selbst wenn es stimmt, müsste ihm immer noch klar sein, dass die Handakte längst bei der Mordkommission liegt. Und alles, was er anpackt, um es zu vertuschen, wird zwangsläufig auf ihn zurückfallen. So blöd kann doch niemand sein.«
    Gregors Lippen umschmeichelte ein Lächeln. »Ich behaupte nicht, dass er blöd ist.« Er popelte im Aschenbecher herum. »Er hat seinen Anwalt angerufen.«
    »Seinen Anwalt«, wiederholte ich klanglos.
    Gregor nickte. »Der hat Sachs in der Zelle besucht. Und er hat die Handakte mitgenommen.«
     
    Roald Schuster unterhielt eine kleine Anwaltskanzlei in Essen, bestehend aus seiner Frau und ihm selbst. Das Büro lag mitten in der Stadt, nur einen Steinwurf von der Unternehmensberatung entfernt. Gregor hatte sich die Adresse der Kanzlei von einem Polizeikumpanen geben lassen und stellte das Taxi einige 100 Meter entfernt von dem Haus ab, weil die Gegend bereits bis zum Bersten zugeparkt war. Die Sozietät lag im Erdgeschoss eines zwischen zwei Wohnhäuser gepferchten Geschäftshauses. Es gab keine pompösen Schaufenster, was günstig für uns war, sondern lediglich zwei mit Gardinen verkleidete, hoch liegende Fenster. Als Gregor die Tür öffnete, bimmelte ein Glöckchen. Der Trampelpfad vor dem Büro war gewischt, das angeschlossene Zimmer menschenleer.
    »Einen Moment!«, trällerte uns eine männliche Stimme entgegen. Es folgten kurzatmige Trippelschritte. Dann lugte ein hageres, eierschalenfarbenes Gesicht durch die Tür. Seine Kieferknochen stachen hervor, seine Haare waren mausgrau gelockt und das Gel, das sie in Form bringen sollte, verzwirbelte sie zu dicken Strähnen, was eine rosablasse Kopfhaut zum Vorschein brachte. Sein Alter war schwer einzuschätzen. Wegen seiner grauen Haare nahm ich an, dass er irgendwo Ende 40 war. Sein Gesicht allerdings sah wesentlich jünger aus. Seine schlüpfrig dreinblickenden Augen lächelten aus ihren Höhlen und er schien keinen blassen Schimmer zu haben, mit wem er es zu tun hatte.
    »Ist Ihre Frau da?«, erkundigte sich Gregor und belegte seine Stimme mit einem derart freundlichen Singsang, dass mir vor Verblüffung für eine Sekunde die Luft ausging.
    Roald Schuster richtete sich auf, schüttelte abbittend den Kopf und kam auf uns zu. Gregor ging ihm mit gespreizten Armen entgegen. Dann machte er plötzlich einen Satz nach vorn, schnappte nach Schusters roséfarbener Krawatte und riss an ihr wie an einem Glockenseil. Der Oberkörper des Anwalts flog nach vorn, Gregor packte seinen Nacken und knallte das mittlerweile puterrote Akademikergesicht auf die nächstbeste Tischplatte. Wahrscheinlich stieß ich vor Erschrecken einen kurzen Schrei aus. Zumindest glaubte ich, ein Quieken gehört zu haben. Mit einem gekonnten Handgriff knotete Gregor die Krawatte an den Verstrebungen des Tischbeines fest. Schuster begann es langsam zu dämmern und fing

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