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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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unbedingt mit mir in einem Bett schlafen.
    »Danke für das Angebot, aber ich komme schon allein zurecht.«
    Gregor fuhr erst, als sich die schwere Haustür hinter mir schloss. Ausgelaugt und übermüdet quälte ich mich bis ins Dachgeschoss und fluchte dabei leise, aber jämmerlich. Hin und wieder war die Zeit abgelaufen und das Flurlicht erlosch auf meinem Weg nach oben. Das letzte Mal drückte ich auf den Schalter direkt vor meiner Wohnungstür. Er rastete ein, die Lampe erhellte den Flur und ich sackte in mich zusammen und stützte mich an der Hauswand ab.
    Meine Wohnungstür war eingetreten.
    Innerhalb einer Millisekunde war ich hellwach und reagierte geistesgegenwärtig. Ich legte mir die Tasche um die Schulter und nahm die Browning aus dem seitlichen Fach, das ich extra für die Waffe hergerichtet hatte. Auf Strumpf und Gipsfuß schlich ich durch den Flur und lauschte aufmerksam. Ich hörte den Verkehr vor dem Haus, den ich sonst nie richtig wahrgenommen hatte. Ein frisiertes Moped schoss über die Straße. Ich inspizierte Raum für Raum und erschrak vor der zerstörerischen Wut, die der Einbrecher an meinen Habseligkeiten ausgelassen hatte. Die Bilder hingen schief an den Wänden, Schubladen waren komplett herausgerissen und auf den Boden geworfen worden, der Inhalt vollständig zerwühlt. Schranktüren standen sperrangelweit offen. Zerdeppertes Geschirr lag auf den Fliesen in der Küche. Selbst vor dem Spiegelschrank im Bad hatte er nicht Halt gemacht und die Hygieneartikel aus den Regalen geworfen. Tampons überall. Im Wohnzimmer waren die Rückenkissen meines Sofas aufgeschlitzt und auf ihre Innereien untersucht worden. Eine Fensterscheibe hatte einen Sprung.
    Vor Wut und Angst kamen mir die Tränen. Irgendwann, als ich meine Unterwäsche aus den Schubladen herausgezerrt und auf das Bett geworfen sah, wurden meine Beine weich wie Pudding und ich konnte nicht mehr laufen. Ich setzte mich an Ort und Stelle hin, auf den Schlafzimmerboden. Meine Augen brannten, als hätte jemand Benzin hineingeträufelt. Ich fühlte mich geschändet und zerhackstückelt. Jemand hatte mein Privatleben einfach so niedergetrampelt.
    Ich schrie auf, als mein Handy klingelte. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt.
    »Hallo?«, sprach ich in das Telefon.
    »Bolker mein Name. Guten Abend, Frau Roloff. Wie ich sehe, haben Sie sich niedergelassen. Ich hoffe, Ihnen hat die Vorstellung gefallen. Das nächste Mal werde ich darauf achten, dass Sie vor Ort sind und alles dabeihaben, was ich brauche.«
     
    Ich ruhte mit der Knarre unter dem Kissen. Wie Mel Gibson in ›Lethal Weapon‹. DieWohnungstür hatte ich notdürftig mit einem Stuhl verriegelt und einem Stapel Geschirr, das scheppern würde, sollte jemand versuchen, noch einmal einzubrechen.
    Ich zog es vor, Gregor und der Polizei davon erst später am Tag zu erzählen. Ich befürchtete, dass Gregor sich in meiner Wohnung einnisten und den Schutzpatron spielen würde und das konnte ich auf gar keinen Fall zulassen. Nicht nur, dass meine Privatsphäre dann elendig zugrunde ging. Seinen markanten Duft, den er absetzte, wohin er sich auch bettete, bekäme ich früher oder später nie wieder raus.
    Die Polizei war mir genauso schnuppe wie die Tatsache, dass ich womöglich irgendwelche Spuren verwischte, solange ich mich hier aufhielt. Immerhin wusste ich, wer das getan hat und ich bezweifelte, dass sich die Bullerei mir zuliebe etwas mehr anstrengen und die DNA-Fachleute auf den Plan rufen würde, um diesen wild gewordenen Irren in Ketten zu legen. Mir ging’s doch gut. Und geklaut wurde wahrscheinlich auch nichts. Kein Grund also, sich unnötig zu verbiegen.
     
    Wie vereinbart holte mich Gregor um elf Uhr morgens ab. Bevor ich die Wohnung verließ, alarmierte ich noch den Vermieter, dass er mir eine neue Tür besorgen sollte. Er reagierte dabei lässiger als ich.
    Ich wartete vor dem Haus und die Sonne schien mir karg in den Nacken. Ich roch die feuchte Erde entlang der Hausfassade. Kaum ein Lüftchen wehte und die Wolken waren beinahe vollständig weggeregnet. Nur ein paar dunkle Fetzen, die aussahen wie zerpflückte, in Dreck gerollte Wattebäuschchen, flogen im Schneckentempo über mich hinweg. Nach wie vor hatte der Himmel eine graue Grundnote und kündigte einen Schauer an. Ich begrüßte Gregor in den Klamotten, in denen ich geschlafen hatte. Ich sah ihm an, dass er es bemerkte. Es schien ihn aber nicht weiter zu beschäftigen. Warum auch. Wenn er knülle war, schlief er

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