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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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so zerfleddert wie mein Nervenkostüm. Gregor trug ein schwarzes Sweatshirt, schwarze Hosen und dunkle Stiefel. Sein dunkles krauses Haar und der unbändige Bart tarnten ihn bereits ausreichend. Irgendwie sah er cool aus. Er holte zwei Walkie-Talkies aus dem Handschuhfach. »Sie bleiben hier und sitzen Schmiere. Wenn sich irgendetwas Verdächtiges tut, benutzen Sie das Funkgerät.« Er gab mir eines und instruierte mich in der Bedienung.
    »Die Pfeiffer hatte die Unterlagen aus dem Arbeitszimmer. Es geht vom Wohnzimmer ab. Sie hat etwas von einem Safe erzählt, in welchem ihr Mann die Dokumente gelagert hat.«
    Gregors salbeifarbene Schlitzaugen stierten mich an. »Ein Safe. Und das sagen Sie mir jetzt ?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie sind bestimmt nicht in einem Safe. Gestern hatte sie die Akte auch nicht aus einem Safe geholt.« Im Dunkeln sah ich ansatzweise, dass er die Stirn runzelte.
    »Ich hoffe, Sie haben recht. Für einen Safe bin ich nicht ausgerüstet.« Dann stieg er aus und schlich wie ein streunender Kater auf das Haus zu. Unter den Kastanien war er bereits kaum noch zu sehen. Ich war nervös und hibbelig, rutschte auf dem Sitz herum und schaute von einer A-Säule zur nächsten. Die Häuser der laternenlosen Straße waren in der mondkargen Nacht grau und schmucklos. Ein Fetzen von Straßenlicht blinzelte aus der Kreuzung in die Gasse hinein und schaffte es nur ansatzweise, die Straßenmündung zu erleuchten. Schwarze Dächer drückten auf die krümelig wirkenden Fassaden und der Wind rüttelte an den Kastanienzweigen. Aus den Fenstern zweier entfernter Häuser drang das zähe Licht trüber Funzeln kaum bis zum Vorgarten durch; alle anderen Lichter um uns herum waren erloschen. Ich hasste die Dunkelheit. Ich wollte nicht so weit gehen zu sagen, dass ich Angst im Dunkeln hatte. Aber ich mied nächtliche Beschattungen, soweit es in Anbetracht der Sachlage nur irgendwie möglich war. Schwarze Nächte wie diese stellten meinen Verstand auf eine harte Probe und oft fing ich an, nach einer gewissen Zeit irgendwelche Dinge zu sehen. Häuser schlichen auf mich zu oder die Äste flüsterten mir unverständliche Schwüre zu. Nervös warf ich meinen Blick zurück auf das Haus unseres Begehrens. Gregor war unlängst eins mit der Natur geworden, ein Waldgeist. Wie vom Erdboden verschluckt. Ich starrte auf die Böschung und blinzelte in die Fenster hinein. Die Schatten der Hecken schütteten sich vor Lachen auf den Fassaden ihrer Häuser aus und meine Nackenhaare stellten sich auf. Aus einem Impuls heraus griff ich nach dem Funkgerät. Der Lautsprecher rauschte, als meine Finger die Knöpfe in ihren Fassungen versenkten.
    »Wo sind Sie?«, sprach ich hinein.
    Keine Antwort.
    »Gregor?«
    »Hören Sie auf, mich vollzuquatschen!«, zischte es aus dem Lautsprecher und ich ließ das Walkie-Talkie beleidigt zwischen die Beine fallen.
    Der Sichelmond spielte Verstecken hinter den zappelnden Ästen. Dünne Wolken, dunkel und langfädig, glitten über den Ort. Dann platschte der erste Tropfen auf die Windschutzscheibe und zuckte vor Schreck zusammen.
    »Es fängt an zu regnen«, verkündete ich nervös durch das Funkgerät.
    Abermals keine Antwort.
    Ich drückte meinen Kopf in die Nackenstütze und begann, sämtliche Regentropfen, die in Sichtweite hinuntersausten, abzuzählen. Ich beobachtete einen der Tropfen, wie er mit den Nachbarstropfen fusionierte, immer dicker wurde und schließlich hinter der Gummifuge zwischen den Scheibenwischern verschwand. Ich wiederholte die Prozedur noch einige Male und versetzte mich damit in Selbsthypnose. Meine Lider wurden schwerer und ich wurde schlapp und träge wie ein durchgehangenes Handtuch. Ich schaute auf das Dach der Fahrerkabine und stellte fest, dass sie hell und teilweise angesengt war. Der Regen prasselte mittlerweile sanft und gleichmäßig auf das Blech hernieder. Ich rieb mir die Augen und grabbelte an einem Ohrläppchen. Schließlich verpasste ich den Moment, an dem ich die Augen wieder aufmachen sollte.
    »Hören Sie auf zu pennen!« Gregor stand neben meiner Fahrertür und hämmerte mit dem Fingerknöchel gegen das Seitenfenster.
    Ich fuhr auf und steckte mir beinahe die Faust in den Mund, damit ich nicht aufschrie. »Sie haben mich zu Tode erschreckt!«, fauchte ich ihn an, als er ins Auto kletterte.
    Ein Feixen bedeckte seine unbehaarten Gesichtsstellen und ich sah, dass er etwas Papier in der Hand hielt. Er beugte sich vor und streckte seinen Arm aus, um das

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